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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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erklärte Burghardt, der ein wenig verständnislos drein sah: „Ein Wettbewerb, bei dem man Schwimmen, Radfahren und Laufen muss. Alles hintereinander.“ Burghardt nickte beeindruckt und nahm einen tiefen Schluck. Im Flur hörte man Leon die Treppe herab kommen. Kai schaute auf und lächelte ihn an.
    Leon sah einfach gut aus. Er hatte eine einfache Jeans an und trug dazu einen engen, dunkelblauen Rollkragenpullover, der seine schlanke Figur betonte. Seine Haare waren noch feucht und anscheinend nur hastig zurückgestrichen.
    „Hallo Kai“, begrüßte er ihn lächelnd, wurde jedoch ernst, als er zu seinem Vater hin sah, der ihn mit schief gelegtem Kopf musterte. „Hast ja wieder sehr lange im Badezimmer gebraucht“, brummte dieser missbilligend. „Musstest du dich schminken, oder was?“ Leon schluckte hart und senkte den Blick. Er erwiderte nichts, sackte allerdings ein wenig in sich zusammen. Kai war viel zu betroffen, um zu reagieren und starrte ungläubig den Vater an, der breit lächelnd auf dem Sofa saß. „Nur Mädchen und Schwuchtel brauchen so lange im Badezimmer“, schnaubte Burghardt, griff nach seiner Bierflasche und nickte Kai verschwörerisch zu. Leon stand verloren im Türrahmen, den Blick noch immer gesenkt. Kai rang nach Atem und Fassung.
    „Dein Freund hier, das ist ein echter Kerl. Der sieht nicht so tuntig aus. Daran kannst du dir ein Beispiel nehmen.“ Kai fiel fast der Unterkiefer herunter. Über seine Lippen wollte partout keine passende Bemerkung kommen, dabei war er ansonsten beileibe nicht um eine Antwort verlegen. Fassungslos starrte er Leons Vater an, der es jedoch gar nicht bemerkte. Leon schaute verstohlen zu Kai hinüber, vermied es aber, seinen Vater anzusehen.
    „Vielleicht solltest du mal in seinem Studio trainieren, dann hast du auch ein paar Muskeln und siehst aus wie ein echter Mann“, schlug Burghardt vor und lachte spöttisch. Nur Leons flehender Gesichtsausdruck hielt Kai davon ab, zu explodieren. Innerlich kochte er, das Ventil war kurz vor dem Verdampfen. „Vielleicht können Sie ja mehr Kerl aus ihm machen.“ Burghardt zwinkerte Kai zu und diesem gelang es kaum noch, sein Gesicht zu kontrollieren und die Wut hinabzuschlucken.
    „Burghardt“, erklang eine leise Stimme hinter ihnen. Leons Mutter. „Muss das sein?“
    „Ich habe Herrn Strelmann nur gefragt, ob er nicht mal mit Leonard trainieren könnte, damit er nicht mehr aussieht wie ein Schwächling“, rechtfertigte sich Burghardt und erklärte: „Er hat nämlich ein Fitnessstudio.“  
    Genaugenommen hat er mich nicht gefragt, dachte Kai, bemüht sein brodelndes Inneres zu kontrollieren. Ihm wurde gerade so einiges klar und er verstand Leons Reaktion auf seine Bemerkungen. Was lief hier denn schief?  
    „Du solltest zunächst Leonard fragen, ob er das machen möchte“, warf Anneliese ein. „Außerdem kostet das doch auch viel Geld.“ Sie lächelte Kai entschuldigend an. „Außerdem, wann soll er das denn noch schaffen? Seit Bodo arbeitet, hat er ohnehin kaum noch Zeit.“ Leons Vater gab ein Brummen von sich, nahm mehrere Schlucke von seinem Bier und wandte den Blick zum Fernseher.
    Kai erhob sich ein wenig zu hastig. Er hatte das Gefühl, den Raum möglichst schnell verlassen zu müssen, bevor er hochging. Und er würde Leon auf jeden Fall mitnehmen, der noch immer keinen Ton gesagt hatte. Demonstrativ streckte Kai Burghardt die Hand entgegen, auch wenn er ihm am liebsten die Faust ins Gesicht geschlagen hätte.
    „Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben“, sagte er steif und wandte sich sofort ab, kaum hatte der andere Mann seine Hand geschüttelt. Burghardt war ohnehin ganz auf das Geschehen im Fernseher konzentriert.
    „Wenn Leon wirklich mal trainieren möchte, darf er das gerne auch kostenlos tun“, erklärte Kai an die Mutter gewandt laut genug, sodass auch Leons Vater es hören konnte. „Immerhin bin ich ihm was schuldig.“ Frau Lenkowski lächelte ihn an, warf einen Blick zu ihrem Mann, sagte aber nichts weiter. Leon stieß sich vom Türrahmen ab und vermied es, Kai anzusehen. Seine Schultern waren nach vorne gefallen. Rasch zog er sich seine Jacke an.
    „Viel Spaß“, wünschte ihm seine Mutter, drückte ihn kurz an sich und flüsterte ihm zu: „Er meint es doch nicht so. Zieh es dir nicht immer zu.“ Leons Augen wirkten traurig. Er nickte nur stumm. „Danke Herr Strelmann.“ Anneliese schüttelte Kai die Hand. „Das ist ein überaus nettes Angebot von Ihnen gewesen.“ In

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