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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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hatte wenig gesagt. Wenn man schwul war, gehörte es beinahe zwangsläufig dazu, sich gelegentlich von irgendwelchen Hohlköpfen beleidigen zu lassen. Auch Kai hatte da das eine oder andere erlebt. Von seinem eigenen Vater jedoch? Und immerhin war er selbst definitiv schwul. Leon hingegen ...
    Noch immer gärte die Wut in Kai. Was für dumme Sprüche. Was wollte Burghardt damit bezwecken, Leon derart runterzumachen? Kein Wunder, dass dieser so empfindlich reagierte, wenn man ihn mit Schwulsein in Verbindung brachte. Erstaunlich genug, dachte Kai, dass er es wagt, sich mit mir auf eine Freundschaft einzulassen.  
    Er warf einen verstohlenen Blick zu Leon, während sie nebeneinander zum Haus gingen. Es war so kalt, dass die Luft in der Nase prickelte. Der Himmel war sternenklar, die einzelnen Sterne wirkten wie Löcher in einem schwarzen Baldachin, den man von hinten beleuchtete. Ein romantischer Himmel, wenn es nicht gerade gefühlte 40 Grad minus wären. Kai zog fröstelnd die Schultern hoch.
    „Und Basti“, fuhr er verspätet fort, bemüht seine Gedanken zu sortieren, „fährt Motocross. Nur würde er sich bei dem Wetter dabei die Eier abfrieren.“ Leons glucksendes Lachen hob die Temperaturen um mindestens zehn Grad an.
    Aus dem Wohnzimmer erklangen Lars und Bastis fröhliche Stimmen, die bereits einen Film eingelegt hatten. Jubelnde, anfeuernde Rufe waren zu hören, die Nahrung jedes Marathonläufers entlang der Strecke.
    „Ich fürchte, die haben schon ohne uns angefangen“, brummte Kai, während er sich aus der warmen Jacke schälte und Leon unbemerkt Blicke zuwarf. Eine Freundschaft zwischen ihnen war ein guter Anfang. Sicherlich anders, als Kai es sich wünschte, aber immerhin. Mit Leon trainieren würde ganz gewiss Spaß machen. Und Kai würde endlich mehr von ihm zu sehen bekommen.
    „Hey, ihr zwei.“ Lars war in den Flur getreten. „Wird Zeit, dass ihr kommt, Basti frisst alle Snacks weg und langweilt mich zu Tode mit seinen Storys über die Vorzüge seiner Maschinen“, beklagte er sich, musterte Leon ausgiebig, der verlegen aussah. „Also du bist Kais neuer Freund?“ Kai sog die Luft ein. Schön wäre es, schoss es ihm durch den Kopf. Leon nahm Lars ausgestreckte Hand an und lächelte unsicher. „Ich bin Leon.“
    „Hey, Leon, ich bin Lars“, stellte sich dieser vor. „Du bist deutlich jünger, als Kais sonstige Freunde.“ Lars grinste Kai süffisant an. Augenblicklich wurde Leon rot und biss sich auf die Unterlippe. „Ja, aber wirklich nur ein Freund“, korrigierte Kai sofort mit strengem Blick. „Leon hat mich aus dieser Schneewehe gezogen.“
    „Ach, du bist das?“, erklang hinter Lars Bastis Stimme. „Der edle Retter des hilflosen Kais. Hach, muss das ein göttlicher Anblick gewesen sein. Du hast nicht zufällig ein Foto gemacht?“ Basti drängelte sich an Lars vorbei und reichte Leon die Hand. „Ich bin Basti. Und ich hoffe, wenigstens du interessierst dich für Motorräder?“ Neben ihnen schnaubte Lars verächtlich. „Sag bloß nicht ja, sonst quatscht der dich den ganzen Abend über voll“, warnte er augenzwinkernd.
    „Halt die Klappe“, gab Basti grob zurück. „Wer so dumm ist, alles zu Fuß zu laufen, was man viel besser und vor allem schneller mit dem Bike machen kann, sollte sein Maul nicht so weit aufreißen.“ Leon zuckte zusammen, aber Kai grinste nur. Die Zwei hatten Spaß daran, sich gegenseitig aufzuziehen, waren dennoch engste Freunde.
    „Echte Männer geraten eben gerne in Schweiß“, konterte Lars schnippisch. „Echte Männer fahren eine Harley“, gab Basti zurück und grinste Leon verschwörerisch an. „Ja, da fällt das Übergewicht und der Bierbauch nicht so auf“, bemerkte Lars trocken, wich hastig einem Schlag aus und beschwerte sich: „Basti hat schon die Hälfte der Snacks aufgefressen, ich schwöre es.“ Kai grinste und auch Leons unsicherer Ausdruck war einem belustigten Schmunzeln gewichen.
    „Unser altes Ehepaar“, kommentierte Kai achselzuckend. „Nimm die bloß nicht ernst. Los, lass uns sehen, ob Lars Recht hat. Ich sterbe vor Hunger.“ Er schob Leon ins Wohnzimmer, wohin ihnen die anderen augenblicklich folgten.
    „Ist ja gar nicht wahr“, maulte Basti. „Ich bin groß und kräftig, da brauche ich mehr Kalorien als ihr drei spargeligen Läufertypen.“ Schlagartig spannte sich Leon an. Wie auch schon in der Konfrontation mit seinem Vater, sackten die Schultern augenblicklich nach vorne und er sackte in sich zusammen.
    Lars

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