Mecklenburger Winter
„Oh“, wiederholte Kai wenig sinnvoll. Sein Mundwerk funktionierte offenbar noch nicht in den üblichen, langjährig antrainierten Reflexen.
Leon sah ihn ängstlich an, als ob er erwarten würde, dass Kai ihn auslachen, womöglich anbrüllen würde. Seine schlanken Finger umklammerten den Teelöffel so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervortraten.
„Nun ...“, quetschte Kai mühsam hervor, fühlte sich fertig, erschlagen wie nach einem harten Training, wenngleich nicht ein winziges bisschen euphorisch, sondern nur zutiefst enttäuscht und mutlos. „Nun ja, mir ging dabei schon einer ab.“ Ein tiefes, gequältes Stöhnen entrang sich seiner Kehle. „Duschen! Ich gehe mal ganz schnell duschen“, stieß er abgehackt hervor, hielt sich mühsam davon ab, sich auf Leon zu stürzen, ihn heftig zu schütteln, zu umarmen, küssen, ihn womöglich wirklich sogar zu schlagen. Tausend widersprüchliche Gedanken und Wünsche schossen ihm gleichzeitig durch den Kopf.
Er fing noch einen erschrocken wirkenden Blick auf, als er sich übereilt umwandte und aus der Küche stürzte. Im Türrahmen drehte Kai sich jedoch noch einmal beherzt um und öffnete den Mund. Wut war in ihm, Enttäuschung und … ganz viel anderes.
Leon sah ihn, mit verzweifelter Traurigkeit im Blick, tiefer Enttäuschung und mit … Bedauern an? Kai war sich nicht sicher, konnte plötzlich keinen klaren Gedanken fassen. Egal, er musst jetzt unter die Dusche. Ganz schnell. Kaltes Wasser. Warme Hände. Seine eigenen Hände mussten genügen und die Vorstellung. Dieses Gefühl ...
„Setzt du uns noch einen Tee auf?“, presste er hervor, wartete kaum Leons zustimmendes Nicken ab und stürzte auch schon hinüber ins Badezimmer. Viel zu hart schlug er die Tür hinter sich zu. Hektisch riss er sich die Kleidung vom Leib, achtete kaum darauf, ob seine Hose es überlebte, zerrte sich die Socken und Unterhose hinab und drehte bereits mit einer Hand die Dusche an.
Dieser Kuss. Diese Lippen, der Geschmack, Leons Hüfte an meiner, diese kurze, flüchtige Berührung. Kai schloss die Augen, ließ das warme Wasser über seinen Kopf, seine Haare, seinen Körper rinnen und seine rechte Hand bewegte sich bereits auf und ab. Leons betörender Duft, der von der warmen Haut aufstieg. Diese rosigen Lippen mit dem fruchtigen Teegeschmack. Kai stöhnte, biss sich lustvoll in die Faust. Leon war noch da, der sollte ihn nicht hören. Auf gar keinen Fall!
Ein Leon mit verwuschelten Haaren, herrlich verschlafenem Gesicht. Kais Daumen fuhr über seine Eichel, reizte die empfindliche Mitte. Warmes Wasser floss über seinen Rücken spülte den trockenen Schweiß fort, umhüllte ihn wie die warme Umarmung eines anderen Körpers.
Leon in diesem Handtuch. Die schmale und doch kräftige Brust, die wundervollen, flachen, festen Muskeln an Bauch und Oberarmen. Fast nackt. Nur dieses weiße Frotteeding um die Hüfte, die feinen, dunkelblonden, gekräuselten Haare an der Brust und weiter unten, unterhalb des Bauchnabels. Diese eine Linie aus Haaren, die tiefer führte, viel tiefer … Kais pumpende Handbewegung wurde schneller, der Griff härter. So nahe, ganz dicht vor mir, so dicht, dass ich ihn spüren konnte. Alles fühlen.
Kai spürte seinen Orgasmus kommen, seine Hoden zuckten und er biss hart in seine Faust und schloss die Augen. Befriedigt lehnte er den Kopf an die Fliesen, genoss das wohlige, zufriedene Gefühl hinterher. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, während das Wasser unablässig auf ihn prasselte, sein Sperma und Schweiß abwusch, ihn warm und sauber zurück ließ. Das Lächeln wurde immer breiter und Kai musste an sich halten, nicht laut und verzweifelt loszulachen. Dabei war ihm eigentlich gar nicht zum Lachen zumute. Zu sehr hatte sich Leons flehender, verzagter Ausdruck in ihn gebrannt.
„Ich bin eben nicht schwul.“ Ja. Oh ja . Er hatte alles spüren können, als er Leon zu sich herangezogen hatte. Alles. Auch, dass dessen Unterleib bei dem Kuss reagiert hatte.
20 Winterliches Grauweiß
Kai duschte länger als sonst. Er fürchtete und sehnte den Moment herbei, wo er Leon wieder gegenübertreten würde. Wie sollte er sich nun verhalten?
Leon hatte definitiv auf seinen Kuss reagiert, daran bestand für Kai kein Zweifel. Zu genau hatte er den Druck an seinem Bein gespürt, darin hatte er schließlich Erfahrung. Zeitgleich hatte Leon jedoch fest behauptet, da wäre nichts und er wäre nicht schwul. Kai hätte ihm beinahe geglaubt. Leons
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