Media Control
die Zustimmung des Kongresses, der Medien und der Intellektuellen; bestenfalls herrschte hier und da verwirrtes Schweigen.
Die durch Woodrow Wilsons antikommunistische Feldzüge institutionalisierte gesellschaftliche Vorherrschaft der Privatwirtschaft wurde in der Weltwirtschaftskrise brüchig. 1938 sprach der Vorstand der »National Association of Manufacturers« in jener quasi-marxistischen Rhetorik der geheimen Dokumente aus Politik und Wirtschaft vom »Risiko der Industriellen ... angesichts der neu erwachten politischen Macht der Massen« und warnte: »Wenn ihr Denken nicht in andere Bahnen gelenkt wird, steuern wir auf eine Konfrontation zu.« Bedrohlich war auch die Formierung der Arbeiterorganisationen, die von manchen Industriellen sogar unterstützt wurde, weil sie sich davon eine Regulierung des Arbeitsmarkts versprachen. Schon bald aber entwickelte die Geschäftswelt Maßnahmen gegen die Bedrohung und mobilisierte die Öffentlichkeit, um mit ihrer Rückendeckung gegen streikende Arbeiter vorgehen zu können. Diese arbeitgeberfreundliche Propaganda war, so freute man sich, genau das, »was die Geschäftswelt erhofft, wovon sie geträumt und worum sie gebetet hatte«. In den folgenden Jahren wurden Millionen von Dollar in Werbekampagnen gesteckt, die der Öffentlichkeit versicherten, daß »alles in Ordnung sei, solange man nicht auf die gefährlichen Vorschläge der Gewerkschaften eingehe«, bemerkt das La-Follette-Komitee des Senats in einer Untersuchung über diese Kampagnen. 59
Nach dem Zweiten Weltkrieg intensivierten sich diese PR-Feldzüge und bedienten sich auch der Medien, um das sogenannte freie Unternehmertum - d. h. die staatlich subventionierte Privatwirtschaft - mit dem »amerikanischen way oflife« zu identifizieren und auf die Gefahren hinzuweisen, die von subversiven Kräften ausgingen. 1954 schrieb Daniel Bell, damals Herausgeber des Magazins Fortune:
»In den Nachkriegsjahren war die Industrie vor allem darauf bedacht, das von der Wirtschaftskrise ... geprägte Meinungsklima zu verändern. Diese Kampagne für das ›freie Unternehmertum‹ hat zwei wesentliche Ziele: Zum einen soll die Loyalität der Arbeiter, die jetzt den Gewerkschaften gilt, zurückgewonnen und zum anderen der schleichend sich ausbreitende Sozialismus aufgehalten werden.«
»Sozialismus« war für Bell der milde Reformkapitalismus des New Deal. Der Umfang dieser privatwirtschaftlichen PR-Kampagnen, die mittels Anzeigen und Werbespots in Zeitungen und bei Radiosendern betrieben wurden, hatte, so Bell, »ein erstaunliches Ausmaß«. 60 Die Auswirkungen waren unübersehbar: Es gab Gesetzesinitiativen zur Einschränkung gewerkschaftlicher Aktivitäten, den Angriff auf das unabhängige Denken (oftmals fälschlich als »McCarthyismus« bezeichnet) sowie die Beseitigung jeder artikulierten Opposition gegen die Vorherrschaft der Wirtschaftsinteressen. Die Medien und die Intellektuellen kooperierten mit großer Begeisterung. Vor allem die Universitäten wurden gesäubert und blieben es, bis die »Krise der Demokrade« heraufzog und Studenten und jüngere Fakultätsmitglieder die falschen Fragen zu stellen begannen. Das führte zu einer erneuten, wenngleich nicht mehr so wirkungsvollen Säuberung, obwohl man die »notwendige Illusion« beschwor, daß die Universitäten linksgerichteten Totalitaristen in die Hände gefallen seien, während sich doch nur der Würgegriff der Konservativen etwas gelockert hatte.
Bereits 1947 bemerkte ein PR-Spezialist des US-Außenministeriums, daß »kluge Public Relations sich immer bezahlt machen«. Die öffentliche Meinung »hat sich nicht nach rechts bewegt, sondern ist - auf höchst clevere Weise - nach rechts bewegt worden ... Während die übrige Welt sich nach links bewegt, Arbeiterparteien an die Regierung gelassen und eine liberalisierte Gesetzgebung gefördert hat, ist man in den Vereinigten Staaten jetzt gegen sozialen Wandel, gegen wirtschaftliche Veränderungen, gegen Arbeiterparteien.« 61
Damals wurde »die übrige Welt« ähnlichem Druck ausgesetzt wie die Bevölkerung der USA: Die Regierung Truman nahm sich der Sorgen der Privatwirtschaft an und versuchte mit allen Mitteln, den unerwünschten sozialen und wirtschaftlichen Wandel in Europa, Japan und anderswo aufzuhalten: Mit Gewalt, Liefersperren für dringend benötigte Lebensmittel, diplomatischen Maßnahmen und anderen Methoden. 62
Man sollte darauf hinweisen, daß bei allem Gerede über Freihandelspolitik die beiden
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