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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Hauptsektoren der US-Wirtschaft, die international noch konkurrenzfähig sind - High-Tech-Industrie und kapitalintensive Landwirtschaft -, in hohem Maß von staatlichen Subventionen und einem staatlich garantierten Markt abhängig sind. 63 Wie in anderen Industriestaaten hatte sich die Wirtschaft in den US Ain früheren Jahren durch protektionistische Maßnahmen entwickelt. In der Nachkriegsepoche wurden mit großzügiger Geste liberale Handelsprinzipien verkündet, weil man davon ausging, daß die US-Investoren in jedem Wettbewerb die Nase vorn haben würden, was angesichts der ökonomischen Weltlage damals durchaus plausibel war. Ebenso war Großbritannien zur Zeit seiner Hegemonie ein leidenschaftlicher Befürworter des Freihandels gewesen, gab diese Haltung und die damit verbundene Rhetorik in der Zwischenkriegszeit jedoch auf, als die japanische Konkurrenz übermächtig zu werden schien. Die Vereinigten Staaten verfahren heute ähnlich, weil sie vor Herausforderungen stehen, die vierzig Jahre zuvor noch nicht absehbar gewesen waren und erst mit dem Vietnamkrieg wirklich zutage traten.
    Das Engagement in Indochina verursachte nämlich ungeahnte Kosten und stärkte die Konkurrenz, die es verstand, sich an der Zerstörung Indochinas zu beteiligen und zugleich zu bereichern. Südkorea verdankte seinen Wirtschaftsauschwung diesen Gelegenheiten, und auch Japans Ökonomie erhielt dadurch einen kräftigen Schub. Ein anderes Beispiel ist Kanada, das während des Vietnamkriegs zum weltgrößten Pro-Kopf-Exporteur von Kriegsmaterial wurde, nicht ohne lauthals die USA der Unmoral zu bezichtigen.
    Operationen zur Kontrolle der öffentlichen Meinung werden gewöhnlich im Gefolge von Kriegen und anderen Krisen unternommen, weil derartige Verwicklungen die von den privilegierten Eliten ständig befürchtete »Krise der Demokratie« begünstigen. So war es auch zur Zeit des Vietnamkriegs und der Bürgerbewegungen der sechziger Jahre. Sie waren »feindliches Territorium«, dessen Bewohner kontrolliert und unterdrückt werden mußten, damit die US-Konzerne die Möglichkeit zurückgewannen, in einem unübersichtlicher gewordenen Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein. Dazu war es notwendig, die Reallöhne zu senken, den Wohlfahrtsstaat abzubauen und Arbeiterorganisationen zu schwächen. Vor allem aber mußten die jungen Leute von der »Kultur des Narzißmus« überzeugt und dazu gebracht werden, sich vorwiegend um sich selbst zu kümmern. Vielleicht ahnten viele, daß diese Haltung nicht richtig war, aber wenn man die eigene Identität und seinen Platz in der Gesellschaft noch nicht gefunden hat, ist man leichter versucht, sich den vom Propagandasystem ausgerufenen Normen anzupassen. Auch mußten neu entstandene Bürgerbewegungen bekämpft werden, wobei zuweilen Gewalt erforderlich war. Das FBI entwickelte Programme zur Unterwanderung der ethnischen Bewegungen und anderer Organisationen der Gegenkultur, indem es Gewaltaktionen provozierte oder gleich selbst ausführte. Ferner galt es, das schreckliche »Vietnam-Syndrom«, d. h. die von Norman Podhoretz und anderen beklagte Abneigung gegen die Anwendung militärischer Gewalt, zu überwinden. 64 Podhoretz setzte dabei auf die ruhmreiche Eroberung von Grenada, bei der es 6000 Mann starken Elitetruppen gelang, den Widerstand von einigen Dutzend Kubanern und grenadischen Milizionären zu überwinden, was ihnen 8000 Ehrenauszeichnungen bescherte.
    Eine weitere Methode, dieses Syndrom zu bekämpfen, bestand darin, die USA als die leidtragende Partei und die Vietnamesen als Aggressoren darzustellen. Wer mit den Mechanismen zur Kontrolle der öffentlichen Meinung nicht vertraut ist, dürfte das für eine schwierige Aufgabe halten. Immerhin war im Spätstadium des Kriegs die Bevölkerung mehrheitlich der Auffassung, es handle sich nicht nur um »einen Fehler«, sondern um eine »grundlegend falsche und unmoralische« Sache. Daran hat sich, laut Umfragen, bis heute nichts geändert. Dagegen stellten die gebildeten Eliten kein Problem dar. Anders als diejenigen glauben machen wollen, die sich heute als »Kriegsgegner der ersten Stunde« bezeichnen, gab es damals in den Kreisen der Intellektuellen nur eine höchst verstreute Opposition; die meisten sorgten sich um die ständig steigenden Kosten, die den Sieg zu gefährden drohten. Selbst die schärfsten Kritiker im Mainstream begnügten sich zumeist damit, das Fehlschlagen guter Absichten zu beklagen, und auch das erst, als die Konzerne längst

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