Medicus 01 - Der Medicus
vorhatten: Er streckte den Kopf vor und wieherte, tänzelte und hob die Vorderhufe. Rob schlug stolz die Trommel, angesteckt von der Aufregung, die sie auf beiden Seiten der Straße hervorriefen.
»Heute Nachmittag gibt's Unterhaltung«, rief der Bader. »Anschließend werden menschliche Krankheiten und große und kleine medizinische Probleme behandelt.«
Frauen kamen aus den Häusern und redeten laut miteinander, während ihre Kinder auf die Straße strömten und sich schwatzend den bellenden Hunden anschlössen, die dem roten Wagen folgten. Aus dem Wirtshaus kamen einige Zecher, gefolgt von der Kellnerin, die sich mit glänzenden Augen die nassen Hände an der Schürze abtrocknete.
Der Bader hielt auf dem kleinen Dorfplatz. Er hob vier Klappbänke vom Wagen herunter und stellte sie nebeneinander auf. »Das heißt das Podium«, bezeichnete er Rob gegenüber die kleine Plattform, die damit entstanden war. »Du wirst es jedes Mal sofort aufbauen, sobald wir in einen neuen Ort kommen.«
Auf das Podium stellten sie zwei Körbe voller kleiner, zugestöpselter Flaschen, von denen der Bader behauptete, dass sie Medizin enthielten. Dann verschwand er in den Wagen und zog den Vorhang zu. Rob saß auf dem Podium und sah zu, wie die Dorfbewohner auf die Hauptstraße drängten. Wartende Familien setzten sich auf den Boden, damit sie einen Platz in der Nähe des Podiums bekamen. Frauen knüpften und strickten, während sie warteten, und Kinder schrien und zankten. Eine Gruppe Dorfjungen gaffte Rob an. Da er den Neid und den Respekt in ihren Augen sah, setzte er sich großspurig in Positur. Dann stieg der Bader auf das Podium.
»Guten Tag und guten Morgen«, begrüßte er die Leute. »Ich freue mich, in Farnham zu sein.« Und er begann zu jonglieren. Er fing mit einem roten und einem blauen Ball an. Seine Hände schienen sich kaum zu bewegen. Es war wunderhübsch. Seine dicken Finger ließen die Bälle ununterbrochen im Kreis fliegen, zuerst langsam, dann immer schneller. Als die Leute klatschten, griff er in die Jacke und fügte einen grünen Ball hinzu. Und dann einen braunen. Und oh - einen gelben.
Wie wundervoll muss es sein, dachte Rob, diese Kunst zu beherrschen. Er hielt den Atem an und wartete darauf, dass der Bader einen Ball fallen ließ, doch er kam mit allen fünf mühelos zurecht und redete auch noch die ganze Zeit. Er brachte die Dörfler zum Lachen, erzählte Geschichten und sang Liedchen.
Dann jonglierte er mit Seilringen und Holztellern, und nach dem Jonglieren gab er Zauberkunststücke zum besten. Er ließ ein Ei verschwinden, fand in den Haaren eines Kindes eine Münze, ließ ein Halstuch die Farbe wechseln.
»Möchtet ihr sehen, wie ich einen Krug Bier verschwinden lasse?« Auf den allgemeinen Applaus hin lief die Kellnerin ins Wirtshaus und erschien mit einem schäumenden Krug Bier. Der Bader setzte ihn an die Lippen und leerte den Inhalt mit einem einzigen langen Zug. Er verneigte sich vor dem gutmütigen Gelächter, dann fragte er die Frauen, ob jemand ein Band haben wolle.
»O ja!« rief die Kellnerin. Sie war jung und üppig, und auf ihre spontane, natürliche Erwiderung hin kicherte die Menge.
Der Bader sah das Mädchen an. »Wie heißt du?«
»Amelia Simpson, Sir.«
»In welcher Farbe wünschst du dir denn das Band, Miss Amelia?«
»Rot.«
»Und die Länge?«
»Zwei Yard sollten mir genügen.«
»Ich will es hoffen«, murmelte er und zog die Brauen hoch. Anzügliches Gelächter wurde laut, und er schien die Kellnerin zu vergessen. Er schnitt ein Seil in vier Teile, dann setzte er es nur mit Gesten zusammen, so dass es wieder ganz war. Er legte ein Halstuch über einen Ring und verwandelte ihn in eine Walnuss. Und dann führte er die Finger fast überrascht an den Mund, zog etwas zwischen seinen Lippen hervor, machte eine Pause und zeigte dem Publikum, dass es das Ende eines roten Bandes war.
Während sie zusahen, zog er es Stück für Stück aus dem Mund. Er ließ dabei den Kopf hängen und schielte.
Schließlich hielt er das letzte Stück fest, griff nach seinem Dolch, setzte die Klinge dicht an die Lippen, schnitt das Band ab und reichte es der Kellnerin mit einer Verbeugung.
Neben ihr stand der Dorfsänger, der das Band an seinen Zollstab hielt. »Genau zwei Yard!« erklärte er, und es gab großen Beifall. Der Bader wartete, bis sich der Lärm gelegt hatte, dann hielt er ein Fläschchen seiner Medizin in die Höhe.
»Herren, Damen und Jungfrauen! Nur meine universelle,
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