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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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entlockte ihm ein lautes, weiches Geräusch, halb Signal, halb Stöhnen. »Es kündet jedem in Hörweite, dass wir uns nicht heimlich heranschleichen, um zu rauben und zu morden. In manchen abgelegenen Orten töten sie den Fremden, auf den sie unerwartet stoßen. Das Hörn verkündet, dass wir ehrenwerte und selbstsichere Leute und imstande sind, uns zu wehren.«
    Auf des Baders Geheiß versuchte Rob, ebenfalls das Hörn zu blasen, aber obwohl er die Backen ganz voll nahm und kräftig pustete, brachte er keinen Ton hervor.
    »Du brauchst kräftigere Lungen und eine gewisse Fertigkeit. Du wirst es lernen, keine Angst - und schwierigere Dinge, als ein Hörn zu blasen.«
    Der Weg war schlammig. Über seine ärgsten Stellen war Strauchwerk gelegt worden, aber er erforderte trotzdem einen geschickten Lenker. »Wir wollen unser Frühstück fangen«, verkündete der Bader. Er schnitt zwei Weidenruten ab und holte Haken und Schnüre aus dem Wagen. Aus dem Schatten hinter dem Sitz zog er eine Schachtel heraus. »Das ist unsere Heuschreckenschachtel«, erklärte er. »Es gehört zu deinen Pflichten, dass sie stets gefüllt ist.« Er hob den Deckel nur so weit, dass Rob mit der Hand hineingreifen konnte.
    Spitze Lebewesen raschelten erschreckt vor Robs Fingern davon, und er nahm eines vorsichtig in die Hand. Als er diese zurückzog und das Insekt zwischen Daumen und Zeigefingern an den Flügeln hielt, zappelten dessen Beine wild. Die vier Vorderbeine waren haardünn, die beiden hinteren aber kräftig, mit starken Oberschenkeln, die es zum Hüpfen brauchte.
    Der Bader zeigte ihm, wie er die Spitze des Hakens unter den kurzen Vorsprung des harten Rückenpanzers hinter dem Kopf stecken mußte.
    »Nicht zu tief, sonst scheidet er Körperflüssigkeit aus und stirbt. Wo hast du gefischt?«
    »In der Themse.« Er war stolz auf seine Geschicklichkeit als Fischer, denn er und sein Vater hatten oft mit Würmern in dem breiten Fluss gefischt, da sie auf die Fische angewiesen waren, um während der Arbeitslosigkeit die Familie zu ernähren.
    Der Bader brummte. »Das ist eine ganz andere An zu fischen«, meinte er. »Laß die Ruten einen Moment, und geh auf Knie und Hände nieder!«
    Sie krochen vorsichtig zu einem Uferplatz, der einen Ausblick auf die nächste tiefe Stelle gewährte, und legten sich auf den Bauch. Rob fand, dass der dicke Mann verrückt war.
    Vier Fische standen regungslos im Wasser.
    »Zu klein«, flüsterte Rob.
    »In dieser Größe schmecken sie aber am besten«, wandte der Bader ein, während sie vom Ufer wegkrochen.
    »Deine großen Flussforellen sind zäh und tranig. Wenn du kräftig am Ufer auftrittst, spüren sie die Erschütterung und zerstreuen sich. Deshalb verwendest du die lange Rute. Geh ein Stück zurück, und laß die Heuschrecke vorsichtig über der tiefen Stelle herab, so dass die Strömung sie zu dem Fisch trägt!«
    Er beobachtete kritisch, wie Rob die Heuschrecke zu der Stelle auswarf, die er bezeichnet hatte.
    Bereits der erste Wurf war erfolgreich: Rob zog eine Forelle an Land.
    »Fang noch fünf!« befahl der Bader und verschwand in den Wald. Rob fing noch zwei, verfehlte eine und ging daraufhin zu einer anderen Stelle.
    Der Bader kehrte mit Morcheln und wilden Zwiebeln zurück.
    »Wir essen zweimal täglich«, erklärte er, »am späten Vormittag und am frühen Abend, wie alle zivilisierten Menschen:
    Heraus um sechs, Frühstück um zehn, Dinner um fünf, zu Bett um zehn, Schenkt dir Jahre zehnmal zehn. «
    Er hatte Speck dabei und schnitt ihn in dicke Scheiben. Als das Fleisch in der geschwärzten Pfanne gar war, tauchte er die Forellen in Mehl und briet sie in dem Fett knusprig und braun; die Zwiebeln und Pilze kamen zuletzt dazu.
    Während sie sich den Fisch und das Fleisch schmecken ließen, briet der Bader in dem würzigen Fett, das zurückgeblieben war, Gerstenbrot und bedeckte den Toast mit kräftigen Käseschnitten, die er in der Pfanne brutzelnd schmelzen ließ. Zum Schluss tranken sie das kalte Wasser des Bachs, der ihnen die Fische geschenkt hatte. Danach war der Bader in besserer Laune. Ein dicker Mann muss ausreichend ernährt werden, erkannte Rob. Ihm wurde auch klar, dass der Bader ein ausgezeichneter Koch war, und er freute sich im voraus auf jede Mahlzeit als das große Ereignis des Tages.

    Das nächste Dorf hieß Farnham. Der Bader machte am Rand des Dorfes halt. Er nahm eine kleine Trommel und einen Stock aus dem Wagen, die er Rob reichte. »Trommle!«
    Tatus wusste, was sie

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