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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Ärzte als »löblichen Eiter« begrüßten. Shaman wusste, dass Eiter in einem Schnitt oder einer Wunde oft den Beginn einer Blutvergiftung, einen Abszess oder den Brand anzeigte. Er wusste, was getan werden musste, aber er wusste auch, dass dies im Gefangenenlager nicht getan werden konnte.
    Er deckte seinen Bruder mit zwei der neuen Decken zu, hielt dann seine Hände und betrachtete sein Gesicht. Als der Soldat Shaman nach eineinhalb Stunden aus dem Lager warf, kutschierte er mit seinem Mietwagen auf der Straße entlang des Chemung Richtung Südosten. Das Land war hügeliger als Illinois und waldreicher. Etwa fünf Meilen außerhalb der Stadtgrenze stieß er auf eine Gemischtwarenhandlung, deren Schild verriet, dass der Eigentümer Barnard hieß. Shaman kaufte sich als Mittagessen einige Kräcker und ein Stück Käse und danach zwei Stücke von einem guten Apfelkuchen sowie zwei Tassen Kaffee. Als er den Besitzer nach Unterkunftsmöglichkeiten in der Umgebung fragte, verwies ihn der Mann an eine Mrs. Pauline Clay, die am Rand des etwa eine Meile entfernten Dorfes Wellsburg ein Haus besaß.
    Das Haus war, wie sich zeigte, klein und ungetüncht und von Wald umgeben. Im Vorgarten standen vier Rosenbüsche, die gegen den Frost mit Mehlsäcken umwickelt und verschnürt waren. Auf einem kleinen Schild am Zaun stand: Zimmer zu vermieten. Mrs. Clay war eine Frau mit offenem, freundlichem Gesicht. Sie zeigte Mitgefühl, als Shaman von seinem Bruder erzählte, und führte ihn dann durchs Haus. Das Wort »Zimmer« auf dem Schild meinte den Singular, denn sie hatte nur ein Zimmer zu vermieten. »Ihr Bruder könnte das Gästezimmer haben und Sie meins. Ich schlafe oft auf der Couch«, sagte sie.
    Sie war deutlich bestürzt, als er ihr sagte, er wolle das ganze Haus mieten.
    »Oh, ich fürchte...« Doch dann riss sie überrascht die Augen auf, als er ihr sagte, was er zu zahlen bereit sei. Sie gestand ihm freimütig, dass eine Witwe, die seit Jahren ums nackte Überleben kämpfe, ein solch großzügiges Angebot nicht ausschlagen könne, und wollte zu ihrer Schwester ins Dorf ziehen, solange die Coles in ihrem Haus wohnten. Shaman fuhr noch einmal zu Barnard und belud den Wagen mit Proviant und anderen Dingen, und während er die Sachen ins Haus schaffte, zog Mrs. Clay aus.
    Am folgenden Morgen war der Sergeant mürrisch und ausgesprochen kühl, aber offensichtlich war eine Anweisung von Nick Holden gekommen oder vielleicht auch von einem seiner Freunde. Der Sergeant gab Shaman ein bedrucktes Blatt Papier, eine formelle Ehrenerklärung, in der Alex als Gegenleistung für seine Freilassung versprechen musste, »nie wieder gegen die United States Army Waffen zu tragen«. »Lassen Sie Ihren Bruder das unterschreiben, dann können Sie ihn mitnehmen.«
    Shaman hatte seine Zweifel. »Vielleicht ist er nicht kräftig genug, um das zu unterschreiben.« »Die Vorschrift verlangt, dass er diese Ehrenerklärung abgeben muss, sonst wird er nicht entlassen. Mir ist es gleichgültig, wie krank er ist. Wenn er nicht unterschreibt, geht er nicht.«
    Also brachte Shaman Tinte und eine Feder zum Zelt 8-C und unterhielt sich leise mit Buttons vor dem Eingang. »Glauben Sie, dass Alex das Ding unterschreibt?«
    Westmoreland kratzte sich am Kinn. »Na ja, einige sind bereit, es zu unterschreiben, nur um hier rauszukommen. Andere freilich betrachten es als Schande. Ich weiß nicht, wie Ihr Bruder darüber denkt.« Die Kiste, in der er die Kohlköpfe gebracht hatte, stand neben dem Zelt auf dem Boden. Shaman drehte sie um, legte das Formular darauf und öffnete den Stöpsel des Tintenfässchens. Dann tauchte er die Feder ein und schrieb schnell auf den unteren Rand des Blattes: Alexander Bledsoe.
    Buttons nickte zustimmend. »Recht so, Dr. Cole. Sehen Sie zu, dass Sie ihn aus diesem Dreckloch rausbringen!« Shaman forderte Alex’ Zeltgenossen auf, Namen und Adresse ihrer Angehörigen auf ein Blatt Papier zu schreiben, und er versprach, den Familien die Nachricht zukommen zu lassen, dass die Männer noch am Leben seien.
    »Glauben Sie, dass Sie die Briefe durch die Fronten bringen können?« fragte Buttons Westmoreland. »Wenn ich erst wieder zu Hause bin, schon, glaube ich!«
    Shaman beeilte sich. Er gab die Ehrenerklärung beim Sergeanten ab und eilte dann in die Pension, um seinen Koffer zu holen. Er bezahlte den Hausknecht, damit der den Pritschenwagen mit lockerem Stroh auspolsterte, und fuhr dann ins Lager zurück. Ein Sergeant und ein schwarzer

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