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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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in Washington: Alex schwer krank. Müssen für seine Freilassung sorgen, sonst stirbt er. Bitte, helfen Sie!
    In einem Mietstall lieh er sich ein Pferd und einen Pritschenwagen. »Für ‘n Tag oder für die Woche?« fragte ihn der Stallbesitzer. Shaman mietete für die ganze Woche und zahlte im voraus. Die Gemischtwarenhandlung war größer als die der Haskins, und Shaman belud den Pritschenwagen mit Dingen für die Männer in Alex’ Zelt: Feuerholz, Decken, ein kochfertiges Huhn, eine frische Speckseite, sechs Laib Brot, zwei Scheffel Kartoffeln, einen Sack Zwiebeln, eine Kiste Kohlköpfe.
    Der Sergeant riss erstaunt die Augen auf, als er die angekündigten »paar Sachen« sah, die Shaman für seinen Bruder gebracht hatte. »Die täglichen neunzig Minuten, die Ihnen zustehen, haben Sie schon aufgebraucht. Also laden Sie das Zeug ab, und verschwinden Sie!« Als Shaman vor dem Zelt anhielt, schlief Alex noch immer. Aber für die anderen war es wie Weihnachten in besseren Zeiten. Sie riefen ihre Nachbarn herbei, worauf Männer aus einem Dutzend Zelten kamen und Holz und Gemüse erhielten. Eigentlich hatte Shaman mit dem Proviant die Lage der Männer im Zelt 8-C verbessern wollen, doch die zogen es vor, fast alles, was er gebracht hatte, mit den anderen zu teilen.
    »Haben Sie einen Topf?« fragte er Buttons.
    »Ja, Sir!« Buttons präsentierte ihm eine große, zerbeulte Blechdose. »Kochen Sie eine Suppe aus Hühnerfleisch, Zwiebeln, Kohl, Kartoffeln und Brot. Ich verlasse mich auf Sie, dass sie ihm so viel heiße Suppe einflößen wie möglich.«
    »Ja, Sir, das werden wir«, sagte Buttons.
    Shaman zögerte. Eine beängstigende Menge der Nahrungsmittel war bereits verschwunden. »Morgen bringe ich noch mehr. Sie müssen versuchen, etwas für die Leute in diesem Zelt zurückzubehalten.« Westmoreland nickte melancholisch. Sie kannten beide die unausgesprochene Bedingung für diese Hilfslieferungen: dass zuerst und vor allem Alex versorgt wurde.
    Immer wieder füllte der Vermieter Shamans Wasserglas nach und drängte ihn mit so vergnügter Stimme zu trinken, als biete er ihm Wein an. Das Wasser schmeckte gut, war aber ansonsten, soweit Shaman das beurteilen konnte, ganz gewöhnlich.
    »Sogar die Quellen im Gefangenenlager haben ausgezeichnetes Wasser. War Ihr Bruder vielleicht in Maryland wie so viele hier in diesem Lager?« Shaman nickte.
    »Dann wird er Ihnen erzählen, dass das Wasser in Maryland das reinste Gift war.«
    Shaman konnte den Hinweis nicht unterdrücken, dass trotz des wunderbaren Wassers im Lager in Elmira viele Kriegsgefangene starben. Sein Vermieter nickte. »Von Wasser alleine wird man nicht satt. Die Regierung kümmert sich vor allem um die Kriegführung, nicht um die Ernährung der Gefangenen.« Er seufzte und vertraute Dr. Cole an, es sei allgemein bekannt, dass der Lagerarzt ein trauriges Beispiel für den Berufsstand und besessen von Dämonen sei, die ihn dazu verführten, einen Großteil der Betäubungsmittel, die die Regierung für seine Patienten bereitstelle, selbst zu konsumieren. »Sie müssen versuchen, Ihren Bruder so schnell wie möglich da rauszubekommen!«
    Als Shaman am nächsten Morgen ins Zelt kam, schlief Alex, und Jimmie-Joe hielt Wache an seinem Lager. Jimmie-Joe sagte, Alex habe eine gute Portion Suppe zu sich genommen.
    Als Shaman die Decken zurechtstrich, fuhr Alex erschrocken auf, und Shaman klopfte ihm beruhigend auf die Schulter. »Ist schon gut, Bigger. Bin doch nur ich, dein Bruder.«
    Alex schloss wieder die Augen, doch kurz darauf begann er zu sprechen. »Ist der alte Alden noch am Leben?« »Ja, freilich.«
    »Gut!« Alex schlug die Augen auf, und sein Blick fiel auf das Stethoskop, das aus der Arzttasche herausragte. »Was machst du mit Pas Tasche?«
    »Hab’ sie mir nur ausgeliehen«, erwiderte Shaman heiser. »Ich bin jetzt selber Arzt.«
    »Bist du nicht!« sagte Alex, als wären sie noch Kinder, die sich Lügengeschichten auftischen. »Bin ich doch«, erwiderte Shaman, und die beiden lächelten sich an, bevor Alex wieder in tiefen Schlaf sank. Shaman maß Alex den Puls, und der gefiel ihm ganz und gar nicht, aber im Augenblick konnte er nichts dagegen tun. Alex war ungewaschen und stank am ganzen Körper, doch als Shaman den Stumpf aufdeckte und sich darüberbeugte, um ihn zu riechen, verließ ihn der Mut. Die Lehrjahre bei seinem Vater und dann bei Lester Berwyn und Barnett McGowan hatten ihn gelehrt, dass nichts Gutes an dem war, was weniger aufgeklärte

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