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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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widerstand dem Drang, sich einfach umzudrehen und nachzusehen, doch einige Minuten später brachte er das Pferd zum Stehen und stieg ab, um das Zaumzeug zu richten. Dabei sah er sich unauffällig, aber gründlich um. Es war schwierig, in dem dichten Schneetreiben etwas zu erkennen, doch plötzlich wirbelte eine heftige Bö die Flocken hoch, und Shaman sah, dass ihm in einiger Entfernung ein Reiter folgte.
    Alex ging es gut, als Shaman zu Hause ankam. Nachdem das Pferd ausgespannt und im Stall versorgt war, stellte Shaman in der Küche Wasser auf den Herd, um aus Fleisch, Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und weißen Rüben eine kräftige Suppe zu kochen.
    Shaman machte sich Sorgen. Er überlegte, ob er Alex anvertrauen solle, was er erfahren hatte, und setzte sich schließlich an das Bett seines Bruders, um es ihm zu erzählen. »Das heißt, wir bekommen vielleicht Besuch von der Army«, schloss er.
    Doch Alex schüttelte den Kopf. »Wenn er wirklich von der Army wäre, hätte er gleich an die Tür geklopft... Jemand wie du, der einen Verwandten aus dem Lager holt, hat doch zwangsläufig Geld bei sich. Es ist wahrscheinlicher, dass er hinter dem her ist... Ich nehme nicht an, dass du eine Waffe hast?« »Doch.« Shaman ging hinaus und holte den Colt aus seinem Koffer.
    Alex bestand darauf, dass er ihn vor seinen Augen reinigte und mit frischen Patronen lud. Als er ihn dann auf den Nachttisch legte, war er noch besorgter als zuvor. »Warum wartet dieser Mann und beobachtet uns nur?« »Er forscht uns aus... um sicherzugehen, dass wir alleine hier hausen. Um zu sehen, welche Fenster in der Nacht erleuchtet sind, in welchem Zimmer wir uns aufhalten und ähnliches.«
    »Ich glaube, wir machen zuviel Aufhebens um die ganze Sache«, sagte Shaman schließlich. »Ich glaube, der Mann, der nach uns gefragt hat, ist wahrscheinlich ein Kundschafter der Army, der nur feststellen will, ob wir nicht auch noch andere Gefangene aus dem Lager holen wollen. Vermutlich werden wir nie wieder etwas von ihm hören.«
    Alex zuckte mit den Achseln und nickte. Aber Shaman fiel es schwer, seinen eigenen Worten zu glauben. Falls sie wirklich in Gefahr waren, konnte er sich eine günstigere Ausgangsposition vorstellen, als mit seinem frisch operierten Bruder hier eingesperrt zu sein.
    An diesem Nachmittag gab er Alex warme Milch mit Honig. Am liebsten hätte er ihn mit üppigen, nahrhaften Speisen vollgestopft, damit Alex wieder Fleisch auf die Rippen bekam, aber er wusste, dass das Zeit brauchte. Danach schlief Alex ein, und als er einige Stunden später wieder aufwachte, wollte er reden. Und so erfuhr Shaman, wie es Bigger seit seiner Flucht von zu Hause ergangen war. »Bis nach New Orleans haben Mal Howard und ich auf einem Kahn gearbeitet. Wir bekamen Streit wegen eines Mädchens, und er ist alleine nach Tennessee weitergezogen, um sich dort zu melden.« Alex hielt inne und sah seinen Bruder an. »Weißt du, was mit Mal passiert ist?«
    »Seine Leute haben nie etwas von ihm gehört.« Alex nickte, es schien ihn nicht zu überraschen. »Ich wäre damals beinahe wieder heimgekommen. Hätt’ ich’s bloß getan! Aber da unten wimmelte es nur so von Werbern der Konföderierten, und ich hab’ mich gemeldet. Hab’ mir gedacht, du kannst reiten und schießen, also bin ich zur Kavallerie gegangen.«
    »Warst du oft im Einsatz?«
    Alex nickte trübsinnig. »Zwei Jahre lang. Ich hatte vielleicht eine Wut auf mich, als sie mich in Kentucky gefangennahmen! Sie haben uns in ein Lager gesperrt, aus dem sogar ein Baby hätte ausbrechen können. Ich hab’ nur auf den richtigen Augenblick gewartet und bin dann getürmt. Drei Tage lang war ich frei und hab’ mich von dem ernährt, was ich in Gärten und so stehlen konnte. Dann kam ich zu diesem Farmhaus, wo ich um etwas zu essen gebettelt habe. Eine Frau hat mir ein Frühstück vorgesetzt, und ich hab’ ihr gedankt wie ein Gentleman und nichts Unanständiges versucht - was wahrscheinlich ein Fehler war. Eine halbe Stunde später hab’ ich dann schon die Hunde gehört, die sie hinter mir hergehetzt haben. Ich bin sofort in ein riesiges Maisfeld gerannt. Hohe, grüne Stengel, so dicht beieinander, dass ich nicht zwischen den Reihen durchschlüpfen konnte. Ich musste die Stengel niedertrampeln, und das sah natürlich aus, als wäre da ein Bär drinnen. Fast den ganzen Vormittag war ich in dem Feld, immer auf der Flucht vor den Hunden. Ich hab’ schon gedacht, ich komm’ da gar nicht mehr raus. Und als ich

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