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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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einer Kuh, andere mit ein paar Schweinen oder Schafen. Robs Einzugsgebiet umfasste ein riesiges Areal: Prärieland zwischen großen Flüssen, durchzogen von einem Netz kleiner Bäche, gesprenkelt mit Wäldchen und von tiefen Sumpfgräben durchfurcht. Wenn die Patienten zu ihm kamen, berechnete er fünfundsiebzig Cent. Machte er Hausbesuche, verlangte er einen Dollar, bei Nacht um die Hälfte mehr. Seinen Arbeitstag verbrachte er vorwiegend im Sattel, denn in diesem eigenartigen Land lagen die Farmen sehr weit auseinander. Manchmal war er bei Einbruch der Nacht vom Reiten so erschöpft, dass er sich nur noch auf die Erde fallen ließ und sofort einschlief.
    Er sagte Holden, dass er am Ende des Monats einen Teil seiner Schuld werde zurückzahlen können, doch der Anwalt lächelte nur und schüttelte den Kopf. »Nur nichts überstürzen! Ich glaube, es ist sogar besser, wenn ich Ihnen noch ein bisschen mehr leihe. Die Winter sind hart hier, und Sie werden ein kräftigeres Pferd brauchen. Und bei der vielen Arbeit, die Sie mit Ihren Patienten haben, kommen Sie nicht dazu, sich vor dem ersten Schnee eine Hütte zu bauen. Ich seh’ mich besser mal nach jemandem um, der gegen Bezahlung eine für Sie bauen kann.«
    Nick fand einen Hüttenbauer namens Alden Kimball, einen zaundürren, aber unermüdlichen Mann. Von der stinkenden Maiskolbenpfeife, die er nie aus dem Mund nahm, hatte er gelb verfärbte Zähne. Aufgewachsen war er auf einer Farm in Vermont, doch hierher verschlagen hatte es ihn als verstoßenen Mormonen aus der Stadt Nauvoo in Illinois, wo die Bewohner sich »Heilige der letzten Tage« nannten und die Männer angeblich so viele Frauen haben durften, wie sie wollten. Als Rob J. den Hüttenbauer kennenlernte, sagte der nur, er habe eine Meinungsverschiedenheit mit den Kirchenältesten gehabt und sei deshalb weggegangen. Genaueres wollte Rob J. gar nicht wissen. Ihm reichte es, dass Kimball mit Axt und Breitbeil umgehen konnte, als wären sie ihm an den Körper gewachsen. Er fällte die Bäume, richtete sie zu und flachte sie gleich an Ort und Stelle an zwei Seiten ab. Bald darauf lieh sich Rob J. von einem Farmer namens Gruber einen Ochsen. Rob spürte, dass Gruber ihm seinen wertvollen Ochsen nicht anvertraut hätte, wenn Kimball nicht dabeigewesen wäre. Der gefallene Heilige beteuerte beharrlich, dass der Ochse ihm schon gehorchen werde, bis Gruber ihn ihm überließ. Mit dem Tier schafften es die beiden Männer in einem Tag, die behauenen Stämme zu dem Bauplatz zu schaffen, den Rob sich am Flussufer ausgesucht hatte. Als Kimball vier mächtige Stämme mit Holzzapfen zum Sockel der Hütte zusammenfügte, sah Rob, dass der Stamm, der die Nordwand tragen sollte, im linken Drittel stark gekrümmt war, und er wies den Hüttenbauer darauf hin.
    »Das ist schon richtig«, sagte Kimball, und Rob ging weg und ließ ihn weiterarbeiten.
    Bei seinem nächsten Besuch auf der Baustelle sah Rob einige Tage später, dass die Wände bereits standen. Alden hatte die Stämme mit Lehm vom Flussufer abgedichtet, und tünchte gerade die Lehmstreifen. Die Stämme an der Nordseite zeigten alle die gleiche Ausbuchtung wie der Stamm im Sockel. Es musste Alden viel Zeit gekostet haben, die Stämme mit genau derselben Krümmung herauszusuchen, und zwei waren sogar mit dem Breitbeil zurechtgehauen, damit sie passten. Alden war es auch, der Rob J. von dem Reitpferd erzählte, das Gruber zu verkaufen habe. Als Rob gestand, dass er nicht viel von Pferden verstehe, zuckte Kimball mit den Achseln. »Vierjährige Stute, noch nicht ganz ausgewachsen. Kräftig, alles in Ordnung mit ihr.« Also kaufte Rob das Pferd. Es war ein blood bay, wie Gruber es nannte, mehr rot als braun, mit schwarzen Beinen, schwarzer Mähne und schwarzem Schwanz. Auf der Stirn hatte es schwarze Punkte, die wie Sommersprossen aussahen. Das fünfzehn Handbreit hohe Tier hatte einen kräftigen Körper und einen intelligenten Blick. Weil ihn die Sommersprossen an sein Mädchen in Boston erinnerten, nannte er die Stute Margaret Holland, kurz Meg. Rob merkte, dass Alden einen Blick für Tiere hatte, und eines Morgens fragte er ihn, ob er nach dem Ende der Bauarbeiten als Knecht bei ihm bleiben und auf der Farm arbeiten wolle. »Hm... Welche Art von Farm?« »Schafzucht.«
    Alden verzog das Gesicht. »Hab’ keine Ahnung von Schafen. Hab’ immer nur mit Milchkühen gearbeitet.« »Ich bin mit Schafen aufgewachsen«, erwiderte Rob. »Schafe zu hüten ist ganz einfach. Sie

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