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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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stehen gern in einer Herde zusammen, und in der offenen Prärie kann ein Mann mit einem Hund sie problemlos bewachen. Was die anderen Arbeiten angeht, Kastrieren und Scheren und so weiter, das könnte ich Ihnen beibringen.« Alden tat so, als denke er darüber nach, doch er wollte nur nicht unhöflich erscheinen. »Um ehrlich zu sein, ich mach’ mir nicht viel aus Schafen. Nein«, sagte er schließlich, »schön’ Dank, aber ich glaub’, ich bleib’ nicht.« Wie um das Thema zu wechseln, fragte er Rob, was er mit seinem alten Pferd vorhabe. Monica Grenville hatte ihn nach Westen getragen, doch jetzt war sie erschöpft. »Glaub’ nicht, dass Sie viel für sie bekommen, wenn Sie sie nicht vorher aufpäppeln. Gras genug haben Sie ja auf der Prärie, aber für den Winter müssten Sie Heu kaufen.« Dieses Problem löste sich ein paar Tage später, als ein Farmer, der gerade kein Geld hatte, für eine Geburtshilfe mit einer Wagenladung Heu bezahlte. Rob fragte Alden, was er tun solle, und der erklärte sich bereit, das Hüttendach über die Südwand hinaus zu verlängern und an den Ecken mit Pfosten abzustützen, um so einen offenen Unterstand für die Pferde zu schaffen. Einige Tage nachdem die Arbeiten beendet waren, kam Nick vorbei, um sich das Ergebnis anzusehen. Er belächelte den behelfsmäßigen Stall und wich Alden Kimballs Blick aus. »Also mal ehrlich, die sieht aber ziemlich komisch aus, die Hütte.« An der Nordseite der Hütte zog er die Augenbrauen hoch. »Die verdammte Wand ist krumm!«
    Rob J. strich bewundernd mit den Fingerspitzen über die Krümmung in den Stämmen. »Nein, das ist Absicht, es gefällt uns so. Das unterscheidet die Hütte von den anderen hier in der Gegend.« Nachdem Nick sich verabschiedet hatte, arbeitete Alden eine Stunde lang schweigend weiter. Dann legte er das Werkzeug weg und ging zu Rob, der gerade Meg striegelte. Er klopfte sich seine Pfeife am Stiefelabsatz aus. »Ich glaub’, das mit den Schafen kann ich doch lernen«, sagte er.

Die Einsiedlerin
    Für seine Schafzucht beschloss Rob J., sich vorwiegend spanische Merinos zu besorgen, deren feine Wolle sich zu einem guten Preis verkaufen ließ, und sie mit einer langfelligen englischen Rasse zu kreuzen, wie es seine Familie in Schottland getan hatte. Alden erklärte er, er werde die Tiere erst im Frühjahr kaufen, um sich die Kosten und Mühen einer Winterhaltung zu sparen. Alden war unterdessen damit beschäftigt, einen Vorrat an Zaunpfählen anzulegen, zwei Schuppen an die Blockhütte anzubauen und sich im Wald eine eigene Hütte zu errichten. Rob J. hatte Glück, dass sein Knecht so selbständig arbeiten konnte, denn er war stark beschäftigt. Die Leute in der Umgebung hatten lange ohne Arzt auskommen müssen, und es dauerte Monate, bis Rob J. die Auswirkungen der Vernachlässigung und die falsche Anwendung von Hausmitteln wiedergutgemacht hatte. Er sah Patienten mit Gicht und Krebs, Wassersucht und Skrofulöse, zu viele Kinder mit Würmern und Leute jeden Alters mit Schwindsucht. Er wurde es müde, Zähne zu ziehen. Das Zähneziehen war für ihn ähnlich bedrückend wie die Amputation eines Gliedes, denn er hasste es, einem Patienten etwas zu nehmen, das er nicht mehr ersetzen konnte. »Warten Sie bis zum Frühling, dann bekommen die Leute hier alle das Fieber. Sie werden ein Vermögen verdienen«, erzählte ihm Nick Holden fröhlich. Da die Hausbesuche Rob auf einsame, fast nicht kenntliche Pfade führten, bot Nick ihm an, ihm einen Revolver zu leihen, bis er sich selbst einen kaufen könnte. »Es ist gefährlich unterwegs, hier gibt’s Banditen und Wegelagerer- und jetzt auch noch diese verdammten Krieger.«
    »Krieger?«
    »Indianer.«
    »Hat man sie wieder gesehen?«
    Nick blickte finster drein. Sie seien schon mehrmals gesehen worden, sagte er, musste aber einräumen, dass sie niemanden belästigt hatten. »Bis jetzt...« fügte er düster hinzu.
    Rob J. kaufte sich keine Waffe, und er trug auch die von Nick nicht. Auf seinem Pferd fühlte er sich sicher. Die Stute war sehr ausdauernd, und es gefiel ihm, wie sie mit sicherem Tritt steile Flussufer hinauf- und hinunterkletterte und reißende Bäche durchquerte. Er gewöhnte sie daran, von beiden Seiten bestiegen zu werden, und sie lernte es, zu ihm zu trotten, wenn er pfiff. Quarter horses - so nannte man kräftige, ausdauernde Reitpferde, wie sie eins war - dienten vorwiegend zum Hüten der Rinderherden, und Gruber hatte der Stute bereits beigebracht, auf die

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