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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Stimmen, und die Siedler flohen vor dem furchteinflößenden Lärm. Auf diese Art holten sie sich in einigen Siedlungen Lebensmittel, doch sie hatten viele Mäuler zu stopfen und keine Zeit für die Jagd.
    Schwarzer Falke hatte Läufer zu den Briten in Kanada geschickt und auch zu einigen Indianerstämmen, um sie um Hilfe zu bitten. Doch die Boten kamen mit schlechten Nachrichten zurück. Es war kaum überraschend, dass alte Feinde wie die Sioux, die Chippewas und die Osages sich nicht mit den Sauks gegen die Bleichgesichter verbünden wollten, aber auch die verbrüderten Mesquakies und andere befreundete Stämme waren nicht dazu bereit. Und schlimmer noch, von ihrem britischen Vater erhielten die Sauks nichts anderes als aufmunternde Worte und Glückwünsche für einen Krieg.
    Da Schwarzer Falke sich nur zu gut an die Kanonen auf den Kriegsschiffen erinnerte, nahm er seine Leute vom Fluss und ließ sie am Ostufer, von dem man sie vertrieben hatte, an Land gehen. Da jedes winzige Stück Proviant kostbar war, wurde jeder zum Träger, auch hochschwangere Squaws wie etwa Zwei Himmels Mutter. Sie umgingen Rock Island und wanderten den Rock River hoch bis zum Gebiet der Pottawattamies, von denen sie Land zu bekommen hofften, um eine Maisernte einbringen zu können. Von den Pottawattamies erfuhr Schwarzer Falke, dass der Vater in Washington das Sauk-Territorium an weiße Investoren verkauft hatte. Das Gebiet um Sauk-e-nuk und fast alle Felder hatte George Davenport gekauft, der Händler, der sich als ihr Freund ausgegeben und ihnen geraten hatte, das Land zu verlassen.
    Schwarzer Falke ordnete ein Hundefestmahl an, weil er wusste, dass der Stamm die Hilfe der Manitus brauchte. Der Prophet überwachte die Erdrosselung der Hunde sowie die Säuberung und Reinigung des Fleisches. Während es schmorte, breitete Schwarzer Falke seine Medizinbeutel vor seinen Männern aus. »Tapfere und Krieger«, sagte er. »Sauk-e-nuk ist nicht mehr. Unser Land wurde uns gestohlen. Bleichgesichtige Soldaten haben unsere hedonoso-te niedergebrannt. Sie haben die Zäune unserer Felder eingerissen. Sie haben unsere Stätte der Toten umgepflügt und zwischen den geheiligten Knochen Getreide angesät. Dies sind die Medizinbeutel unseres Vaters, Muk-ataquat, des Begründers des Sauk-Stammes. Sie wurden weitergegeben an den großen Kriegshäuptling unseres Stammes, Na-namakee, der Krieg führte gegen alle Stämme der Seen und alle Stämme der Prärie und nie Schande auf sich nehmen musste. Ich erwarte, dass ihr alle sie beschützt. Die Krieger aßen das geheiligte Fleisch und erhielten Mut und Kraft. Das war auch notwendig, denn Schwarzer Falke wusste, dass die mookamonik sie angreifen würden. Vielleicht waren es die Götter, die Zwei Himmels Mutter gestatteten, ihr Kind in diesem Lager und nicht unterwegs zu gebären. Es war ein Junge, und wie das Hundefestmahl stärkte auch er den Mut der Krieger, denn Grüner Büffel nannte seinen Sohn Wato-kimita, Der Land besitzt.
    Angestachelt von der öffentlichen Hysterie über das Gerücht, dass Schwarzer Falke und die Sauks auf dem Kriegspfad seien, wollte Gouverneur Reynolds von Illinois tausend berittene Freiwillige anwerben lassen. Mehr als doppelt so viele Möchtegern-Indianerkämpfer meldeten sich, und tausendneunhunderfünfunddreißig unausgebildete Männer wurden zur Armee eingezogen. Sie wurden nach Beardstown beordert, dort durch dreihundertzweiundvierzig reguläre Soldaten verstärkt und schnell in vier Regimenter und zwei Späherbataillone aufgeteilt. Samuel Whiteside aus St. Clair wurde zum Brigadegeneral und zum Oberbefehlshaber ernannt. Aus Berichten von Siedlern wusste man, wo Schwarzer Falke sich aufhielt, und Whiteside setzte seine Brigade Bewegung. Es war ein ungewöhnlich nasser Frühling gewesen, die Truppen mussten ehemals kleine Bäche durchschwimmen, und aus gewöhnlichen Sumpflöchern waren Schlammseen geworden, die sie nur mit größter Mühe durchqueren konnten. Es war eine fünftägige, schwierige Expedition durch unwegsames Gelände, bis sie Oquawka erreichten, wo Proviant auf sie hätte warten sollen. Aber die Armee hatte versagt, es war kein Proviant da, und die Männer hatten den Inhalt ihrer Satteltaschen längst aufgezehrt. Disziplinlos und streitsüchtig haderten die Zivilisten mit ihren Offizieren und verlangten Essen. Whiteside sandte eine Meldung an General Atkinson in Fulton, der sofort ein Dampfboot mit einer Ladung Lebensmittel Flussabwärts in Bewegung setzte.

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