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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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den Tisch. »So ist es besser.«
    Ob er das Licht meinte?, fragte sich Conn. Oder die Abwesenheit seiner Schwester?
    Caleb stellte sich mit dem Rücken zur Wand, so dass er die Tür sehen konnte. »Was haben Sie zu ihr gesagt?«, fragte er Conn.
    Conn zog die Augenbrauen hoch. »Sehr wenig. Obwohl ich neugierig bin, warum Sie ihr nicht mehr erzählt haben.«
    »Sie ist ein Mensch«, sagte Dylan.
    »Dein Bruder auch«, erwiderte Conn.
    Auf dem Sofa schlug Margred die Beine übereinander. »Caleb hat es für mich mit einem Dämon aufgenommen. Er verdiente es, zu erfahren, wer ich war. Und wer ihre Mutter war.«
    »Milch oder Zucker?«, fragte Lucy atemlos vom Flur her.
    Schweigen hing dick in der Luft.
    Sie wollten sie nicht bei sich haben. Conn spürte ihrer aller Unbehagen wie eine lebendige, pulsierende Schranke, die sie einander noch näher brachte und Lucy allein da draußen ließ.
    Sie spürte es auch. Conn sah die rote Flut über ihr Gesicht kommen.
    Er hatte bereits alles über sie in Erfahrung gebracht, was möglich war. Nun brauchte er Dylans Bericht.
    Und dennoch tat sie ihm fast leid, als er ihre heißen Wangen, ihre weichen, verletzten Augen sah.
    »Zucker, bitte«, antwortete Margred.
    Die andere Frau, die Schwangere, kam schwerfällig auf die Füße. »Ich helfe dir«, sagte sie freundlich.
    Aber Lucy war schon kopfschüttelnd zurückgewichen. »Ich kümmere mich darum.«
    »Warum deckst du nicht in der Küche«, schlug Caleb vor. »Wir kommen dann, wenn wir hier fertig sind.«
    Lucy zuckte zusammen, um dann zu erstarren wie ein verwundetes Tier, das keine Aufmerksamkeit erregen will. »Eigentlich habe ich … Ich muss meinen Unterricht vorbereiten. Oben.«
    Sie saßen da und lauschten ihren Schritten, die sich langsam entfernten.
    Die Schwangere verschränkte die Arme über dem Bauch und sah Caleb anklagend an. »Reife Leistung, Cal. Wirklich toll.«
    Caleb rieb sich den Nacken.
    »Sie konnte nicht bleiben«, sagte Margred.
    »Nicht, nachdem er das gesagt hatte«, bestätigte die andere –
Regina, das war ihr Name.
    »Keineswegs«, ließ sich Dylan vernehmen. »Sie hat mit alldem nichts zu tun. Sie weiß ja nicht einmal, was hier vor sich geht.«
    Conn wurde von einer plötzlichen Vision getroffen: Lucys Gesicht, das im Wasser des Gezeitentümpels brannte.
    Sie hatte mit alldem zu tun. Irgendwie.
    Er musste den Grund finden, das Muster, einen Anhaltspunkt.
    Er legte die Hände auf dem Rücken zusammen und richtete den Blick geradewegs auf Dylan. »Ich auch nicht. Noch nicht. Aber du wirst mich zweifellos aufklären.«
     

[home]
    3
     
    Conn war nicht sein Vater. Er vergeudete seine Energie nicht mit nutzlosen Gefühlen. Während er jedoch Dylans Bericht anhörte, spürte er einen harten, kalten Kloß unter dem Brustbein, einen warnenden Puls in seinem Blut, und beides fühlte sich irritierenderweise wie Zorn an.
    Tod und Teufel.
    Er presste die Hände noch fester hinter dem Rücken zusammen. »Sie haben versucht, euer Kind umzubringen. Ein Selkie-Kind. Atargatis’ Tochter.«
    Es war die Bedrohung, die er so sehr gefürchtet hatte.
    Und die Antwort, nach der zu forschen er gekommen war.
    Regina spreizte die Hände über dem Bauch. »Wir wissen ja noch gar nicht, ob das Baby ein Selkie ist. Nicht einmal, ob es ein Mädchen wird. Beim Ultraschall ist erst in ein paar Wochen mit einem zuverlässigen Ergebnis zu rechnen. Aber diese Frau – die Teufelsfrau – hat definitiv versucht, das Kind in meinem Bauch umzubringen. Ich war nur ein … Wie nennt man das?«
    »Kollateralschaden«, antwortete Caleb grimmig.
    Conn ging nicht darauf ein. »Und du hast nichts unternommen«, sagte er zu Dylan.
    Dylan wurde rot, wie es seine Art gewesen war, als er damals nach Sanctuary gekommen war – ein schlaksiger, mürrischer Heranwachsender mit mehr Attitüde als Verstand. »Ich habe die Insel mit einem Schutzzauber belegt.«
    »Du wusstest, dass ich auf Nachricht von dir gewartet habe.«
    »Ich habe die
whaleyn
geschickt.«
    Der Gesang der Buckligen war lang und kompliziert. Ihm fehlte die Klarheit der menschlichen Kommunikation.
    »Du hättest selbst kommen müssen«, warf ihm Conn vor.
    In der Erwartung, Dylan werde nach Sanctuary zurückkehren, um ihm zu berichten, hatte Conn Wochen vergeudet – nicht mehr als ein Wimpernschlag in der Existenz eines Selkies. Und dennoch, angesichts der momentanen Auseinandersetzung mit den Kindern des Feuers war selbst die Zeit Conns Feind geworden.
    Dylan blickte Conn

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