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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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gleichmütig an, um ihn daran zu erinnern, dass er kein Junge mehr war. »Ich konnte sie nicht allein lassen«, gab er zurück.
    Sie.
Seine Frau. Sein Kind.
Die Tochter aus der Prophezeiung?
, fragte sich Conn. Die
targair inghean.
    »Du hättest sie mitnehmen können«, widersprach Conn. Was auf allen sieben Weltmeeren auch immer er mit ihnen anstellen sollte …
    Dylan schüttelte den Kopf. »Regina sollte nicht reisen.«
    »Ich wollte auch gar nicht weg von hier«, schaltete sie sich ein. »Hier ist meine Familie. Mein Kind. Mein Leben.«
    Conn hob die Augenbrauen. »Und wenn Sie Ihr Leben verlieren? Was wird dann aus Ihrem Kind?«
    Sie presste die Lippen zusammen.
    Der große Mann mit den ruhigen Augen an der Tür – Caleb, Dylans Bruder – regte sich. »Sie hat gekämpft. Wir alle haben die Schlacht geschlagen, vor die wir uns gestellt sahen. Und wo verdammt noch mal waren Sie?«
    In seinem Turm auf Sanctuary. Er hatte versucht, ein Schloss aus Sand gegen die steigende Flut zu halten.
    »Sie sehen eine Schlacht«, sagte Conn kalt. »Ich sehe einen Krieg.«
    Caleb hakte die Daumen in seine Jackentaschen ein. »Wir sind also auch nur Kollateralschäden?«
    »Nicht, wenn Sie nach Sanctuary mitkommen«, entgegnete Conn.
    Alle starrten ihn an.
    Das war nicht die Reaktion, auf die er gehofft hatte.
    »Mit den Angriffen auf euch haben die Kinder des Feuers ihre Schwäche bewiesen. Sie fürchten euch. Oder zumindest«, setzte er vorsichtig hinzu, »die Kinder, die euch nachfolgen. Atargatis’ Töchter sind eine Bedrohung für sie.«
    Und mein Vorteil, dachte Conn, ohne es auszusprechen. Ein Werkzeug. Eine Waffe, derer er sich bedienen sollte.
    Lucys Gesicht – wachsame Augen zwischen Vorhängen aus dichtem, hellem Haar – huschte flüchtig durch seine Gedanken.
    Aber es waren ihre Brüder, denen im Moment seine Sorge galt.
    »Kommt mit nach Sanctuary«, wiederholte er. »Wo ich euch schützen kann.«
    »Schützen?«, echote Margred. »Oder kontrollieren?«
    »Ihr seid dort in Sicherheit«, beharrte Conn.
    »Wir sind hier in Sicherheit«, entgegnete Dylans Frau. »Dylan hat die ganze Insel mit einem Schutzzauber belegt.«
    »Dylan ist nur ein Einzelner«, wandte Conn ein. Der jüngste seiner Wächter. »Es sind Dutzende von Wächtern auf Sanctuary.«
    Zumindest könnten sie dort sein.
    Er würde sie zurückrufen, beschloss er. Die Reihen der Wächter hatten sich gelichtet, während auch ihr Volk und ihre Magie dahinschwanden. Mittlerweile waren es weniger als hundert. Zu viele der Meeresgeborenen hatten sie verloren, als Conns Vater den Wonnen des Landes unter den Wellen verfallen war. Atargatis war eine der Letzten gewesen, die noch Menschengestalt angenommen hatten. Das machte die Erhaltung ihrer Abstammungslinie noch wichtiger.
    »Ich bin der einzige Polizist auf World’s End«, sagte Caleb. »Ich kann nicht einfach zusammenpacken und gehen. Ich habe eine Verantwortung den Leuten hier gegenüber.«
    Conn sah demonstrativ zu Margred. »Mehr Verantwortung als ihr gegenüber? Als den Kindern gegenüber, die ihr vielleicht einmal haben werdet?«
    Margred hielt den Atem an.
    »Es wird keine Kinder geben«, erwiderte Caleb kurz angebunden.
    »Es könnte sie aber geben«, wandte Margred ein.
    Das Gesicht ihres Mannes wurde hart wie Stein. »Ich versuche, dich zu beschützen.«
    »Das sagst du die ganze Zeit. Sonst hätten wir schon ein Baby.«
    Conn spürte eine Schwachstelle und trieb sein Argument wie ein Schwert mitten hinein. »Bekommt euer Baby auf Sanctuary. Wo ihr beide in Sicherheit seid.«
    Margreds Mund öffnete sich. Schloss sich wieder.
    »Ein bisschen Zuckerbrot gefällig, Süße?«, murmelte Regina.
    Dylan warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »Was? Wir haben das doch schon besprochen. Ich werde Ma nicht verlassen. Und ich werde auch Nick nicht aus dem einzigen Leben reißen, das er jemals kennengelernt hat, nur um mit den verlorenen Kindern von Neverland herumzuhängen.«
    »Okay«, sagte Dylan. »Wenn –«
    »Ihr braucht Zeit zum Nachdenken«, meinte Conn, bevor sie noch mehr Einwände vorbringen konnten.
    Der Knoten unter seinen Rippen war zu einem harten, kalten Klumpen geworden. Hier stand mehr auf dem Spiel als ihre menschlichen Bande oder Verpflichtungen, als praktische Überlegungen oder ihr Stolz. Es war mehr in Gefahr als nur ihre Sicherheit.
    Die Dämonen kreisten World’s End ein, von dem Versprechen auf Macht angezogen wie Haie vom Geruch des Blutes. Wenn es Conn gelang, Atargatis’

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