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Meereskuss

Meereskuss

Titel: Meereskuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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während die Menschen eure Ozeane plünderten und eure Langmut missbrauchten. Der Dämon Tan versuchte nur, eure Aufmerksamkeit auf ein bestehendes Problem zu lenken.«
    »Durch Mord.« Conn hielt seine Stimme im Zaum, seine Arme ruhten regungslos auf den Lehnen seines Throns.
Gib niemals Gefühle zu. Zeige niemals Schwäche.
    »Tans Methoden waren vielleicht ein wenig extrem«, räumte Gau ein. »Aber seine Absichten waren lauter.«
    Enya beugte sich vor, wobei sie ihr Dekolleté und ihre Zähne zeigte. »Wir alle wissen, wohin die Straße der lauteren Absichten führt.«
    Gaus Lächeln war noch schneidender und raubtierhafter als das ihre. »Sicherlich durch persönliche Erfahrung. Wie viele Jahre habt Ihr der lendenlahmen Liebe Eures Prinzen die Umarmung der See geopfert? In der lautersten Absicht natürlich.«
    »Seid auf der Hut, Dämon«, warnte Conn leise. »Ich werde Angriffe auf die Meinen nicht dulden. Jedwede Angriffe.«
    Der Dämon erwiderte seinen funkelnden Blick, mit schwarzen Augen, die so regungslos und glänzend in seinem geborgten Gesicht standen wie tote Käfer. »Aber das tut Ihr fortwährend«, protestierte er. »Ihr seht zu, wie die Menschen die Erde überrennen, das Wasser verschmutzen, die Luft verpesten, und Ihr tut nichts. Was muss geschehen, damit Eure Langmut an ein Ende kommt?«
    »Ihr seid sehr nahe daran, es herauszufinden.«
    »Bin ich das? Bin ich das wirklich? Und was ist mit der Langmut Eures Volkes? Was ist mit dem Finnvolk? Euer Vater hat Jahrhunderte mit Träumen und Leugnen vergeudet. Erwartet Ihr von ihnen, dass sie Euch folgen, wenn Ihr dasselbe tut?«
    Was
war
mit dem Finnvolk? Morgan hatte die Dämonen aus den Höhlen und durch die äußeren Befestigungen des Schlosses geleitet. Hatte Gau die Gelegenheit genutzt, die Loyalität des Herrn über das Finnvolk zu untergraben? Oder versuchte der Dämon nun, Zwietracht zwischen ihnen zu säen, indem er bei Conn selbst Zweifel weckte?
    Conn sah zu Morgan. Der Wächter der Nordmeere erwiderte seinen Blick mit ausdruckslosen, goldenen Augen.
    Zweifel schlichen sich unter Conns ruhiger Oberfläche ein, rasch und verstohlen wie Haie, als kalte Schatten auf seiner Seele. »Die Kinder der See sind in Eurem Krieg gegen den Himmel und die Menschen neutral«, sagte er gleichmütig. »Wir werden uns nicht gegen den Schöpfer stellen.«
    Gau beobachtete ihn kalt berechnend. »Selbst wenn wir hier sind, um uns – erneut – als Verbündete zum Schutz der ganzen Schöpfung anzubieten?«
    Wut presste Conn die Luft ab. Er zwang sich zu atmen. »Habt Ihr auch Gwyneth ein Bündnis angeboten?«
    Gaus Augen flackerten. Er winkte ab. »Eine Selkie. Eine von – wie viele seid Ihr nun noch, Prinz? Wenigstens wurde sie nicht von Menschen gekeult, wurde ihr nicht bei lebendigem Leib das Fell abgezogen. Sie hat die Chance, im Schaum wiedergeboren zu werden. Ihr Fell wurde der See zurückgegeben.«
    »Nicht von Euch«, knurrte Griff.
    »Nicht von mir persönlich«, gab Gau zu. »Aber nichtsdestotrotz zurückgegeben. Lasst uns nicht kurzsichtig werden.«
    »Ich sehe Euch glasklar«, sagte Conn. »Lügner. Peiniger. Mörder.«
    Neben Gau rührte sich Morgan. »Einen der Unseren zu töten weckt kein Vertrauen.«
    Gau spreizte die Hände und verzog den Mund in einer Parodie erstaunter Unschuld. »Habe ich etwa gesagt, ich hätte sie umgebracht?«
    »Dann eben Euer Herr«, sagte Ronat ungeduldig.
    »Meinem Herrn missfällt diese unglückliche Entwicklung ebenso. War das Opfer nicht auch eine von uns? Ein Elementargeist wie wir. Tan hat ganz ohne das Wissen und die Billigung der Hölle gehandelt. Nein, ich bin sogar hier …« Gaus schwarzer Blick durchmaß den Kreis der Wächter und blieb wieder leuchtend an Conn hängen, »… um das Bedauern der Hölle kundzutun.«
    Conn holte erneut langsam Luft. Er glaubte kein Wort von den Beteuerungen des Dämons. »Ihr gebt Euch große Mühe, um Entschuldigung zu bitten«, bemerkte er trocken.
    Gau entblößte die Zähne zu einem Lächeln, das durch die Halle wie totes Laub durch eine Gasse wehte. Enya wandte den Blick ab. »Ist Euer Wohlwollen nicht jede meiner armseligen Mühen wert?« Der Klang seiner Stimme kam Aufrichtigkeit gefährlich nahe. »Wir wollen keinen Streit, mein Lord. Und Ihr könnt Euch keinen Streit leisten.«
    Sein Gesicht war eine Maske. Seine Stimme war eine Lüge. Aber was er sagte, begriff Conn düster, war wahr.
    Conn hatte nicht die Krieger oder die Macht oder die Unterstützung, um ein

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