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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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er hervor. Er machte eine
ruckartige Bewegung nach vorn und bekam die Regenjacke zu
fassen. »Zieh das bitte an. Ich suche derweil deine übrigen Sachen
zusammen.«
    Ich zitterte am ganzen Leib vor Kälte, aber ich wollte ihn
nicht loslassen.
    »Elodie, bitte! Sei nicht töricht.«
    Gordy sah mich an und ich tauchte in seinen türkisgrünen
Blick ein. Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem
entfernt. Er war noch tausendmal schöner, als ich ihn in
Erinnerung hatte, so wunderschön, dass es wehtat.
    »Verzeihst du mir?«, wisperte ich.
    Gordy antwortete nicht, sondern sah mich weiter an.
    »Ich
liebe
dich, Elodie«, sagte er schließlich und strich sanft
mit seinen Lippen über meine.
    Es war nur ein flüchtiger Kuss, aber es war fast mehr, als
mein sich überschlagendes Herz in diesem Moment ertragen
konnte. Der dunkle Himmel über uns und das Meer, das um
uns herum in den Klippen toste, schienen uns im Arm zu halten,
einen Nix und ein Menschenmädchen, die nicht zusammenpassten
und trotzdem zusammengehörten.
    »Komm jetzt«, sagte Gordy. Er stützte sich auf und bedeckte
meinen Körper mit der Regenjacke, und ehe ich richtig hinschauen
konnte, hatte er bereits seine Delfinhaut ergriffen
und um seine Hüften geschlungen. Dann sprang er auf die
Füße, lief hierhin und dorthin und sammelte meine Klamotten
ein, die der Wind zum Teil bis in Tante Gracies Garten
hinaufgeweht hatte.
    »Hier, die hing in einem Baum«, sagte Gordy grinsend, als er
mir zu guter Letzt die Regenhose reichte.
    Ich schlüpfte hinein und sah ihn an. »Bist du nun zufrieden?
«
    »Ja, du siehst wirklich sehr hübsch aus«, entgegnete er und
zupfte an der Kapuze, die knatternd auf meinem Rücken herumtanzte.
»Und du machst ulkige Geräusche.«
    »Das ist nur der Wind«, sagte ich.
    »Mhmmm, und der hat dich eben wohl auch ins Meer gepustet
«, meinte Gordy und lächelte dieses unwiderstehliche
Lächeln, bei dem sich das kleine Grübchen über seiner Oberlippe
bildete. »Und jetzt musst du ganz schnell wieder trocken
und warm werden.«
    Er war bereits im Begriff, mich auf seinen Arm zu heben,
doch ich wehrte ab. »Wir können nicht ins Haus. Jedenfalls
nicht über den Balkon. Ich habe das Fenster geschlossen,
damit niemand hereinkommt.«
    Gordian sah mich verständnislos an.
    »Es ist jemand eingedrungen.« Meine Stimme überschlug
sich fast.
    »Was?« Gordy fasste sich an den Kopf. Er blickte zum Meer
und dann wieder zu mir. Seine ganze Haltung spiegelte Fassungslosigkeit
und Entsetzen wider. »Wann?«
    »Letzte Nacht. Er hat mich … Er wollte …« Ich brach ab. Ich
schaffte es einfach nicht, ihm zu sagen, dass mich außer Cyril
auch ein Fremder geküsst hatte. »Es kann eigentlich nur einer
von euch gewesen sein«, setzte ich hastig hinzu.
    »Nein«, sagte Gordy. Sein Blick verschloss sich und der Ausdruck
in seinem Gesicht wurde steinern. »Niemand von uns.
Ganz sicher nicht!«
    Aber wer dann?, wollte ich fragen, doch da hatte er schon
seinen Arm um meine Schultern geschlungen. Energisch zog er mich den schmalen Weg über die Gartenterrassen zum Cottage
hinauf.
    »Du musst trockene Sachen anziehen.«
    »Genau das habe ich vor«, versprach ich. »Und gleich danach
öffne ich das Fenster, damit du …«
    »Nein«, fiel Gordy mir ins Wort. »Ich komme mit. Von nun
an lasse ich dich keine Sekunde mehr aus den Augen.«
    Zugegeben: Diese Aussicht war fantastisch. Es gab nur einen
einzigen winzig kleinen Haken. »Und was ist mit Tante Grace?«
    »Oh, ich hoffe, sie wird mich mögen«, erwiderte Gordian
mit einem verschmitzten Grinsen, wodurch das niedliche
Grübchen wieder deutlich zum Vorschein kam.
    »Das kannst du vergessen. Meine Großtante mag überhaupt
keine Männer. Sie konnte auch Cyril nicht leiden …«
    Gordys Miene verfinsterte sich. »Dann haben sie und ich ja
schon etwas gemeinsam«, knurrte er. »Aber darüber reden wir
später.«
    Ich tat einen schweren Atemzug. Das Thema war also noch
nicht vom Tisch. – Natürlich nicht. »Das spezielle Problem bei
dir ist allerdings, dass du nicht besonders viel anhast«, äußerte
ich vorsichtig. »Zudem wirkt deine Delfinhaut eher exotisch …«
    »Schon gut.« Ehe ich ausreden konnte, hatte Gordian mir
bereits meine Regenjacke von den Schultern gestreift und über
seine silberne Haut um die Hüften geknotet. »Ist es so besser?«
    »Nein«, sagte ich. »Tante Grace wird ausflippen, wenn sie
uns so sieht. Ich klatschnass und du …«
    »Glaub mir, ich habe in den letzten Tagen ganz

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