Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
hatte ich da wahrgenommen?
Etwa ein Ereignis in der Zukunft? Aber wieso hatte
ich Beine, obwohl ich doch im Meer schwamm? Und welcher
Strand war das überhaupt? – Er kam mir vollkommen unbekannt
vor.
    Sicher war bloß: Es mussten Kyans Gedanken sein, die ich
auffing. Nur er hatte einen Grund, mir schaden zu wollen.
Er verfolgte mich … und die Bilder, die ich sah, sah ich durch
seine Augen … So musste es sein!
    Mit einem Schlag wurde mir klar, was hier gerade passierte,
und einen Sekundenbruchteil später hatte ich die Felsspalte
bereits verlassen und schoss in dieselbe Richtung davon, in die
auch Gordy heute Morgen verschwunden war.
    Mein Herz raste vor Angst, dass ich zu spät kam oder die
Stelle, an der es gerade geschah, gar nicht fand. Alles in mir
sträubte sich dagegen, mich noch einmal auf Kyans widerliche
Fantasien zu konzentrieren, doch im Moment waren sie die
einzige Spur, der ich folgen konnte.
    Nur Geduld, Elodie, gleich ist es so weit.
    Ich stöhnte innerlich auf vor Verzweiflung, als ich sah, wie
nah er Aimee inzwischen gekommen war. Kyans gieriger Blick
glitt über ihre Waden, an ihren Schenkeln hinauf und verweilte
lüstern auf ihrem Po.
    Verdammt noch mal, sie musste doch merken, dass jemand
hinter ihr war! Wenn sie sich umdrehte, wenn Kyan erkannte,
dass er das falsche Mädchen im Visier hatte, würde er sie vielleicht
verschonen. Aber Aimee wandte sich nicht um. Ahnungslos
schwamm sie weiter auf den langen Sandstrand zu. –
Herm!, durchzuckte es mich. Das musste Herm sein, die kleine
Badeinsel, die zwischen Guernsey und Sark lag.
    Ich stob durch endlos lange Riffe, ließ zahllose Abgründe
und Untiefen hinter mir, bis das Wasser endlich abflachte.
    Komm her, meine Schöne, komm …
    Kyan streckte seine Arme aus und packte Aimee bei den
Hüften. Mit einem Ruck zog er sie unter die Oberfläche, riss
sie an seine Brust und presste seine Hand auf ihren Mund.
    Nicht atmen, hörst du, bloß nicht atmen. Wir suchen uns ein lauschiges
Plätzchen an Land. Auch du sollst keine Sekunde verpassen.
    Ich spürte das Entsetzen, das Aimees Körper erschütterte,
und ich spürte auch, wie ihre Panik Kyans Lust nur noch mehr
anfachte.
    Lass sie los!,
brüllte ich.
Sie ist nicht die, für die du sie hältst!
    Kyan stutzte. Er hatte meinen Ruf also empfangen. Gleich
würde er sich umschauen. Doch er lachte nur.
    Vergiss es,
Gordy.
Ich gebe sie nicht mehr her. Ich werde mir nehmen,
was mir zusteht, und dich anschließend den Haien überlassen.
    Kyan hatte mich nicht erkannt. Natürlich nicht! Wie sollte
er es auch für möglich halten, dass ausgerechnet
ich
ihm ein
Gedankenecho schickte? Er ahnte ja nicht einmal, wer ich in
Wahrheit war, eine Hainixe – sein Feind!
    Explosionsartig wich meine Angst einem brennenden Zorn.
    Wo zur Hölle bist du?, dachte ich voller Wut, und nur einen
Atemzug später sah ich ihn, Kyan, der die sich windende Aimee
umklammerte. Und ich erkannte nicht nur ihn, sondern auch
Gordy, wie er nur wenige Körperlängen von den beiden entfernt
im Wasser schwebte und von drei weiteren Delfinnixen
in Menschengestalt in Schach gehalten wurde.
    Gordian bäumte sich auf, wehrte sich mit einer Vehemenz,
als verteidige er sein eigenes Leben, aber gegen die Übermacht
der Nixe hatte er nicht die geringste Chance. Einer von ihnen
hatte sich mit seinem ganzen Leib um seinen Schwanz gewunden,
sodass jeder einzelne seiner verzweifelten Flossenschläge
im Keim erstickt wurde. Die beiden anderen hielten ihn an
den Armen fest, zerrten an seinen Haaren und zwangen ihn,
seinen Blick auf Kyan und Aimee gerichtet zu halten.
    Gordy, das bin nicht ich!
    Elodie!
    Mein Ruf schien ihn bis ins Mark zu erschüttern, und jetzt
begriffen auch die anderen Nixe, dass hier offenbar etwas nicht
nach ihrem Plan verlief. Die drei, die Gordian umfassten, drehten
ihre Köpfe in meine Richtung, und auch Kyan wirbelte
herum. Seine Hand verdeckte die untere Hälfte von Aimees
Gesicht, nur ihre vor Panik geweiteten Augen blitzten mich an.
    Ohne zu überlegen, schoss ich auf die beiden zu.
    Lass sie los!,
zischte ich.
    Elodie, neiiin!
Gordys Schrei zerbarst in meinem Schädel.
Doch ich kümmerte mich nicht um ihn, ich sah nur Aimees
Augen und war völlig beherrscht von dem Gedanken, dass sie
an meiner Stelle sterben sollte.
    Lass sie los, verdammt noch mal!,
fauchte ich, riss meinen
Mund auf und schlug meine Zähne in Kyans Arm.
    Er brüllte auf vor Schmerz und Zorn und im nächsten Moment
war Aimee frei. Ich versetzte ihr einen

Weitere Kostenlose Bücher