Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
Mauer zwischen uns
errichtet, und die konnte ich ganz sicher nicht durchdringen,
indem ich ihm Vorwürfe oder gar eine Szene machte.
    Es ist nicht allein deine Schuld, dass Kyan an Land gehen und
noch ein paar seiner Freunde mitnehmen konnte,
sagte ich zögernd
und suchte in seinem Blick verzweifelt nach einer Erklärung
für sein abweisendes Verhalten.
    Gordian rührte sich nicht, also machte ich einige entschlossene
Flossenschläge auf ihn zu.
    Das alles wäre nicht passiert, wenn ich nicht nach Guernsey gekommen
wäre,
fuhr ich mit klopfendem Herzen fort.
Ich habe
dich aus dem Meer gelockt.
    Gordy presste seine Lippen fest aufeinander.
Ganz sicher
nicht,
gab er zurück.
Noch nie ist es einem Menschenmädchen gelungen,
einen Delfinnix an Land zu ziehen.
    Ich bin aber kein Menschenmädchen,
wisperte ich.
Ich bin eine
Halbnixe. Ein Hai.
    Bei meinen letzten Worten zuckte er heftig zusammen, und
schon bereute ich es, sie überhaupt ausgesprochen zu haben.
    Die sind erst recht nicht dazu in der Lage,
stieß er zischend hervor.
    Gordy,
flehte ich,
woher willst du denn das so genau wissen?
Kannst du so weit in die Vergangenheit zurückschauen? Oder Wahrheit
von Legende unterscheiden?
    In seinen Augen blitzte etwas auf und seine Kiefermuskeln
traten deutlich hervor. Ich sah, wie sehr er mit sich kämpfte.
Vielleicht wollte er mich hassen, aber er schaffte es nicht.
    Es war also doch noch nicht alles verloren.
    Ich glaube nicht, dass ich dir plötzlich gleichgültig bin,
sagte ich
stockend.
Wäre es so, hättest du keinen Grund gehabt, den weiten
Weg hierherzukommen und mich um Verzeihung zu bitten.
    Ich habe dich nicht um Verzeihung gebeten,
entgegnete Gordian
kühl.
Ich habe mich lediglich für die Wunden, die ich dir zugefügt
habe, entschuldigt.
    Der Schmerz in meiner Brust breitete sich aus und nahm
mir den Atem. Für einen kurzen Moment schloss ich die
Augen und betete inständig, dass dies alles ein Albtraum wäre,
aus dem ich jede Sekunde erwachen würde. Doch als ich die
Lider wieder hob, hatte sich nichts verändert – außer, dass
Gordy sich abgewandt hatte und zügig weiter in Richtung Ostsee
schwamm.
    Verdammt noch mal, nicht nur du hast mich gebissen!,
schrie ich
ihm nach. Meine Stimme bebte, und ich zitterte am ganzen
Körper, sodass ich keinen kontrollierten Flossenschlag tun
konnte und kaum vom Fleck kam.
Ich habe dir ebenfalls wehgetan.
Wir hatten uns beide nicht unter Kontrolle. Aber ich bin sicher,
dass …
    Gordian wirbelte herum und jetzt war sein Gesicht voller
Abscheu.
    Wir sind Feinde, Elodie,
fuhr er mich an.
Nur deshalb ist es so
weit gekommen. Es wird Zeit, dass du das endlich, endlich begreifst.
    Seine Worte stachen so tief in mein Herz, dass ich unwillkürlich
aufstöhnte.
    Warum bist du zurückgekommen?,
stieß ich hervor.
Wie hast
du mich überhaupt gefunden? … Ich hatte mich doch gerade von dir
verabschiedet … Ich hatte dich gehen lassen, verstehst du?
Ich starrte
ihn weiter an und wartete auf eine Antwort, irgendeine Reaktion,
und ich glaubte schon, ein Zucken seiner Lider zu bemerken,
einen Anflug von Bedauern um seine Mundwinkel,
aber vielleicht irrte ich mich auch.
Hätte es nicht gereicht, mir
hinterherzuschauen?,
fuhr ich kraftlos fort. Wären wir an Land
gewesen, wäre mir spätestens jetzt der Boden unter den Füßen
weggebrochen. Aber das Wasser war nicht das Land. Es hielt
mich fest und ließ nicht zu, dass ich aufgab.
Du hast doch sehen
können, dass meine Wunden geheilt sind!
Du
hast mich nicht gehen
lassen.
    Gordy senkte den Blick.
    Ich kann dich nicht daran hindern, das zu denken,
wisperte er.
Aber die Wahrheit ist: Ich habe mich nur davon überzeugen wollen,
dass es dir gut geht.
    Das tut es aber nicht! Gordy. Es geht mir nicht gut,
brüllte ich ihn
an.
Es ist die Hölle, dich zu sehen und nicht …
    Es tut mir leid,
unterbrach er mich harsch.
Ich sehe ein, dass ich
einen Fehler gemacht habe.
Aber das ändert nichts daran, dass es vorbei
ist, Elodie. Ich – will – dich – nicht – mehr – bei – mir – haben.
    Jedes einzelne Wort war wie ein Messerstich. Ich hätte
losheulen können, aber mein Stolz verbot es mir, ihm meinen
Schmerz zu zeigen. Tief verletzt wandte ich mich ab und
schwamm zurück. Gordian hatte alles kaputt gemacht, indem
er mir nun auch noch meine glücklichen Erinnerungen an
ihn nahm. Das war tausendmal schlimmer als jeder Verlust,
schlimmer sogar noch als der Tod.
    Denn jetzt hatte ich nichts mehr.
    Nur noch mich selbst.
    Ich war Elodie Saller,

Weitere Kostenlose Bücher