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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Mut der Verzweiflung meine Arme um seinen Leib
und umklammerte ihn, so fest ich konnte.
    Augenblicklich wirbelte er herum, drehte sich um die eigene
Achse und schlug mit dem Schwanz kräftig hin und her. Er
versuchte mit aller Macht, mich abzuschütteln, und ich drohte
an seiner glatten Außenhülle herunterzurutschen.
    Lass Gordy in Ruhe!,
zischte ich.
Er versucht doch nur, Aimee das
Leben zu retten.
    Aber der Hai reagierte nicht. Ob er mich nicht hören konnte
oder es nur nicht wollte, vermochte ich nicht zu sagen. Außerdem
erforderte es meine ganze Konzentration, ihn umschlungen
zu halten. Meine Arme begannen zu zittern. Ich befürchtete,
dass meine Kräfte mich schon bald verlassen würden, und
so krallte ich reflexartig meine Finger in seine Haut.
    Sofort erstarrte der Hainix in Bewegungslosigkeit. Sein Körper
erschlaffte und wir sanken langsam nach unten auf den
Meeresgrund zu.
    Das wirst du nicht tun, Elodie,
zischte warnend eine Stimme
hinter mir – und kurz darauf erschien der zweite Hainix neben
uns.
    Sein Körperbau und sein breites Maul erinnerten mich an
Javen Spinx. Zwar hatte ich dessen Hautfarbe deutlich heller
in Erinnerung, womöglich gehörte das Einfärben der Außenhülle
aber auch zu einem seiner vielen Talente.
    Du weißt, welche Qualen du ihm zufügst,
raunte er jetzt.
Also,
lass ihn los.
    Nur, wenn ihr mir versprecht, dass ihr Gordy nichts antut,
gab ich
zurück.
    Die Antwort war Schweigen.
    Du stellst dich also gegen uns?,
fragte er schließlich.
    Ich stelle mich gegen niemanden, solange er Gordian nicht angreift,
erwiderte ich.
    Zwei dunkle Augen blitzten mich wütend an.
Du machst
einen großen Fehler, Elodie.
    Das glaube ich nicht,
presste ich hervor und bohrte meine
Finger wild entschlossen noch etwas tiefer in die Haut des
Hais. Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich hatte keine Wahl.
Es war die einzige Möglichkeit, Gordy zu helfen.
    Also gut. Ich verspreche dir, den Plonx diesmal in Ruhe zu lassen,
sagte der Spinx-Hai.
Im Gegenzug sorgst du bitte dafür, dass er den
Kanal verlässt. Sonst kann ich für nichts garantieren.
    Im Gegenzug verschone ich deinen Freund,
betonte ich entschieden
und löste zögernd meinen Griff.
    Der Hai spannte blitzartig seine Muskeln an und befreite
sich mit einem kräftigen Flossenschlag aus meiner Umklammerung.
Er stob ein Stück von mir weg, drehte sich dann aber
noch einmal um und funkelte mich wütend an, bevor er mit
seinem Freund davonhuschte und schließlich mit der Dunkelheit
der Küstenriffe verschmolz.
    Zitternd vor Anstrengung und Entsetzen blieb ich zurück.
In einer Felsspalte unter mir entdeckte ich den leblosen Körper
des dritten Delfinnixes, nur von Kyan fehlte jede Spur.
    Ich richtete meinen Blick nach oben und erkannte genau
über mir Gordys Delfinschwanz und Aimees helle Beine, die
schlaff ins Meer hinunterhingen.
    Hastig drückte ich mich hoch, presste das Wasser aus meinen
Lungen und durchstieß unmittelbar neben den beiden
die Oberfläche.
    Aimee ruhte in Gordians Armen. Ihr Gesicht wirkte geradezu
winzig. Es war schrecklich bleich und unter ihren halb
geschlossenen Augen lagen dunkle Schatten.
    Lebt sie noch?,
keuchte ich.
    Gordy nickte.
Was ist mit Kyan?,
wollte er wissen.
    Ich glaube, er hat sich aus dem Staub gemacht.
    Und die anderen?,
fragte er weiter.
Haben die Hainixe sie …?
    Ich senkte den Kopf.
    Sie sind also tot?
    Ja … Es tut mir leid, Gordy.
    Mir auch.
Er sah mich an und zum ersten Mal seit unserer
Begegnung am Traveufer in Lübeck war seine Miene nicht abweisend
oder gar feindselig.
Es tut mir leid, dass ich dich da unten
mit ihnen allein gelassen habe.
    Schon gut,
sagte ich leise.
Ich bin ja klargekommen.
    Hast du sie … erkannt?
    Ich schüttelte den Kopf.
Der eine, der dir geholfen hat, hat mich
an Javen Spinx erinnert. Sicher bin ich mir aber nicht. Möglicherweise
können einige von ihnen die Farbe ihrer Außenhaut verändern.
    Gordy schob nachdenklich die Unterlippe vor. U
nd der andere?
Der hat doch versucht, mich anzugreifen, oder?
    Ja.
    Und du hast ihn daran gehindert?
    Ich zuckte mit den Schultern.
Sieht ganz so aus. Allerdings wäre
ich niemals mit ihm fertiggeworden, wenn der andere ihn gegen mich
verteidigt hätte,
setzte ich hastig hinzu.
    Das hätte er wohl kaum getan,
entgegnete Gordian.
Du bist
auch eine Hainixe, Elodie.
    Ja.
Allein bei dem Gedanken daran, dass ich mich gerade
gegen meine eigene Art gestellt hatte, zogen sich mir die Magenwände
zusammen. Noch weniger jedoch mochte ich

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