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Meeresrauschen

Meeresrauschen

Titel: Meeresrauschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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dich«, entgegnete ich und musterte beunruhigt
ihre blasse Haut und die blau angelaufenen Lippen.
    Und deshalb musst du ganz schnell in warme Sachen,
sagte Gordian,
zog Aimee von meiner Schulter herunter und nahm sie
fest in seine Arme.
    Du solltest untertauchen, damit Rubys Freundinnen sich nicht darüber
wundern, dass du es bei dieser Temperatur so lange im Wasser
aushältst,
ermahnte er mich.
    Und was ist mit dir?,
fragte ich.
Wie willst du deinen Nixenschwanz
vor ihnen verbergen? Und selbst wenn du es irgendwie hinbekommst
… Was, denkst du, wird Aimee Joelle und Olivia erzählen?
    Gar nichts,
gab Gordian zurück. Wieder sah er mich an und
diesmal hatte sein Blick etwas Flehendes.
Bitte tauch jetzt unter!
    Er legte sich auf den Rücken, zog Aimee auf seinen Bauch
und neigte sich ihrem Gesicht entgegen.
    Ungewöhnliche Ereignisse erfordern ungewöhnliche Maßnahmen,
hörte ich ihn murmeln und dann rauschte er – seine Lippen
auf denen von Aimee – in rasender Geschwindigkeit auf die
Felsengruppe am Strand von Herm zu.

    Der Schmerz in seinem Geschlecht hatte ihn für einige entscheidende
Sekunden gelähmt und anschließend eine heftige Übelkeit in ihm ausgelöst.
Kyan war nichts anderes übrig geblieben, als sich hinter einem
Felsvorsprung zu verstecken. Von dort aus hatte er dann hilflos mit
ansehen müssen, wie die schwarzen Hainixe Liam, Pine und Niclas
töteten und sich wenig später – offenbar angelockt durch das viele
Blut – ein einsamer Fuchshai neugierig genähert hatte.
    Er hasste dieses Menschenmädchen, das ihm vorgegaukelt hatte,
Elodie zu sein.
    Er hasste die Hainixe.
    Er hasste das Schicksal, das ihn und seine Art so ungerecht behandelte
und sie während ihrer Landgängerzeit auch im Meer in ihre
menschliche Gestalt zwang, die sie so verletzlich und leicht besiegbar
machte.
    Er hasste den gottverdammten Plonx.
    Noch mehr als all das aber hasste er Elodie.
    Sie war diejenige, die das Leben im Meer aus dem Gleichgewicht
gebracht hatte, und Kyan würde nicht eher ruhen, bis er diese minderwertige
Kreatur aus Mensch und Hai vernichtet hatte.
    Inzwischen hatte der Schmerz etwas nachgelassen. Die Hainixe,
der Plonx und das Menschenmädchen waren verschwunden und der
Fuchshai hatte sich ebenfalls getrollt.
    Kyan warf noch einen allerletzten Blick auf seine toten Kameraden,
dann stieß er sich vom Felsen ab, tauchte bis zum Grund hinunter
und schwamm mit schnellen Zügen auf Crevichon zu, eine
winzige Felseninsel, die Jethou vorgelagert war und die im Südwesten
von Herm lag.
    Hier würde er seine letzten Tage bis zu seiner Rückverwandlung in
einen Delfinnix verbringen.
    Seinen Hass auf Elodie würden vorerst andere ausbaden müssen. –
Menschenmädchen!

Obwohl ich untergetaucht war und die Umgebung ringsum
aufmerksam ins Visier nahm, um vor einem möglichen weiteren
Angriff von Kyan gewappnet zu sein, konnte ich an nichts
anderes denken als an Gordys Lippen auf Aimees Mund.
    Natürlich ahnte ich, warum er es tat, und anders als es mir
in der Situation mit Frederik möglich gewesen wäre, hatte
Gordian offensichtlich gar keine andere Wahl.
    Ein Nixenkuss war immer mehr als
nur
ein Kuss. Das wusste
ich, seitdem ich Gordy kannte. Trotzdem hatte ich einige Zeit
und mehrere böse Erfahrungen gebraucht, um das wirklich bis
ins Tiefste meiner Seele zu begreifen.
    Elodie,
riss Gordys Stimme mich aus meinen Grübeleien.
Es
war die einzige Möglichkeit, sie vergessen zu lassen, was hier passiert
ist und wer daran beteiligt war.
    Im nächsten Moment kam er auf mich zugeglitten, zog mich
hinter einen hohen, aus dem Wasser herausragenden Felsen
und durchbrach mit mir die Meeresoberfläche.
    »Und du bist sicher, dass ein Kuss von dir …?«
    Ja, das bin ich,
unterbrach er mich sanft.
Aimee war …
Er ließ
mich los und senkte den Blick.
Sie ist … Sie wird … also, sie war
Elliots Mädchen. Und jetzt ist sie … meins.
    »Was?«, stieß ich hervor.
Aber
ich
bin doch
… Ich dachte es
nicht zu Ende, denn ich wollte nicht, dass er es in meinen
Gedanken las.
    Dummerweise fing ich stattdessen so heftig an zu zittern,
dass die Wasseroberfläche Wellen schlug.
    »Woher wusstest du überhaupt, dass Kyan mir auflauern
und versuchen würde, mich …?«, begann ich, doch Gordy fiel
mir sofort ins Wort.
    »Es ist die ganze Zeit über sein Plan gewesen, dich vor meinen
Augen zu lieben und zu töten«, sagte er und hatte offensichtlich
Mühe, seine Stimme unter Kontrolle zu halten.
    »Du hast ihn also

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