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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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hatte die angenehmen Seiten des Lebens genossen, feuchtfröhliche Partys und Männer, die sie anhimmelten. Er wusste alles. Dass er sich stets hinter seiner eigenen Unzulänglichkeit versteckt hatte, bedeutete nicht, dass er von ihren Abenteuern keine Ahnung gehabt hätte.
    Und der arme Junge hatte nie eine Chance. Er war nie gut genug für sie, konnte ihr nie das geben, was sie verlangte. Wahrscheinlich glaubte der Junge, dass Iréne Alice liebte, aber da hatte er sich getäuscht. Iréne konnte nicht lieben. Sie spiegelte sich lediglich in der Schönheit ihrer Tochter. Er wünschte, er hätte das dem Jungen gesagt, bevor sie ihn wie einen Hund fortjagten. Er wusste nicht genau, was damals wirklich geschehen, was die Wahrheit war. Iréne hatte auf einmal das Urteil verhängt und die Strafe erteilt.
    Der Zweifel hatte immer an ihm genagt, damals wie heute. Aber er verblasste mit den Jahren. Sie lebten ihr Leben weiter. Er im Hintergrund und Iréne in dem Glauben, sie wäre noch immer eine Schönheit. Niemand sagte ihr, dass diese Zeiten vorbei waren. So verhielt sie sich weiterhin wie eine Frau, die jederzeit wieder zum umschwärmten Mittelpunkt der Feier werden konnte. Weil sie so schön und anziehend war.
    Aber das musste nun ein Ende haben. In dem Moment, als ihm klarwurde, warum die Polizei gekommen war, begriff er, dass er einen Fehler gemacht hatte. Einen großen und verhängnisvollen Fehler. Nun war es an der Zeit, alles richtigzustellen.
    Ragnar zog die Visitenkarte aus der Tasche. Dann griff er nach seinem Handy und wählte die Nummer.
    Â»Langsam kennen wir den Weg.« Gösta raste an Munkedal vorbei.
    Â»Stimmt«, antwortete Martin. Nachdenklich betrachtete er Gösta, der seit der Abfahrt in Tanum merkwürdig still war. Gösta war zwar keine Quasselstrippe, aber so schweigsam war er normalerweise nicht.
    Â»Ist irgendwas?«, fragte Martin, als er es nicht mehr aushalten konnte, dass sie nicht wenigstens hin und wieder ein paar Worte wechselten.
    Â»Was? Nee, nichts«, sagte Gösta.
    Damit ließ Martin es gut sein. Er wusste, dass man Gösta nicht zwingen konnte, etwas von sich zu geben, was er nicht mitteilen wollte. Früher oder später würde er damit rausrücken.
    Â»Schreckliche Geschichte. Das kann man schon nicht mehr nur als schlechten Start bezeichnen«, sagte Martin. Er dachte an seine kleine Tochter. Was wäre, wenn ihr so etwas zustieße? Es traf zu, was immer über Eltern behauptet wurde. Seit er selbst Vater war, konnte er schlimme Kinderschicksale noch weniger ertragen.
    Â»Ja. Der arme Kleine.« Gösta wirkte auf einmal nicht mehr ganz so abwesend.
    Â»Sollten wir Kenneth nicht lieber erst dann befragen, wenn wir mehr über diese Alice wissen?«
    Â»Annika überprüft bestimmt alles doppelt und dreifach, während wir weg sind. Zuerst einmal müssen wir ja herausfinden, wo sie ist.«
    Â»Könnten wir nicht einfach Lissanders fragen?«, wandte Martin ein.
    Â»Da sie Patrik und Paula gegenüber nicht einmal ihre Existenz erwähnt haben, geht Patrik wohl davon aus, dass an der Sache etwas faul ist. Außerdem schadet es nie, so viele Fakten wie möglich zu sammeln.«
    Martin wusste, dass er recht hatte. Er kam sich albern vor, weil er überhaupt gefragt hatte.
    Â»Glaubst du, sie könnte es gewesen sein?«
    Â»Keine Ahnung. Es ist zu früh für Spekulationen.«
    Die restliche Fahrt zum Krankenhaus verlief schweigend. Nachdem sie das Auto abgestellt hatten, gingen sie direkt auf die Station.
    Â»Hier sind wir wieder«, sagte Gösta an der Tür.
    Kenneth antwortete nicht, sondern sah sie nur an, als wäre ihm vollkommen gleichgültig, wer hereinkam.
    Â»Was machen Ihre Verletzungen? Heilen die Wunden gut?« Gösta ließ sich auf demselben Stuhl wie bei ihrem letzten Besuch nieder.
    Â»So schnell geht das nun auch wieder nicht.« Kenneth bewegte die verbundenen Arme ein wenig. »Sie geben mir Medikamente gegen die Schmerzen. Deshalb spüre ich nicht viel.«
    Â»Haben Sie von Christian gehört?«
    Kenneth nickte.
    Â»Sie wirken nicht gerade erschüttert«, sagte Gösta freundlich.
    Â»Man sieht Menschen nicht alles an.«
    Gösta betrachtete ihn nachdenklich.
    Â»Wie geht es Sanna?«, erkundigte sich Kenneth. Zum ersten Mal blitzte in seinen Augen etwas auf. Mitgefühl. Er wusste, was es hieß, jemanden zu

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