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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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ihn gemobbt?«
    Â»So hätten wir es wahrscheinlich nicht ausgedrückt, aber wir haben ihm das Leben bei jeder Gelegenheit, die sich bot, schwergemacht.«
    Â»Warum?« Ihre Frage blieb im Raum stehen.
    Â»Wer weiß das schon. Er war anders. Zugezogen. Er war fett. Der Mensch braucht anscheinend immer jemanden, auf dem er herumtrampeln kann.«
    Â»Die Rolle, die Erik dabei spielte, ist mir klar. Aber Sie? Und Magnus?«
    Sie hatte das nicht vorwurfsvoll gesagt, trotzdem tat es weh. Er hatte sich diese Frage schon oft selbst gestellt. Erik fehlte etwas. Es ließ sich schwer in Worte fassen, vielleicht war es Mitgefühl. Das war keine Rechtfertigung, doch möglicherweise eine Erklärung. Er und Magnus dagegen hätten es besser wissen müssen. Machte das ihre Sünden größer oder kleiner? Er wusste es nicht.
    Â»Wir waren jung und dumm.« Er merkte selbst, dass diese Aussage es nicht auf den Punkt brachte. Er war Erik weiterhin gefolgt, hatte sich von ihm bestimmen lassen und ihn sogar bewundert. Dahinter steckte ganz normale menschliche Dummheit. Angst und Feigheit.
    Â»Sie haben Christian als Erwachsenen nicht wiedererkannt?«
    Â»Nein. Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich hätte die beiden niemals in Verbindung gebracht. Die anderen auch nicht. Christian war ein anderer Mensch. Das lag nicht nur am Aussehen, sondern … er war nicht mehr dieselbe Person. Selbst jetzt, da ich alles weiß …« Kenneth schüttelte den Kopf.
    Â»Und Alice? Erzählen Sie mir von Alice.«
    Er verzog das Gesicht. Er wollte nicht. Genauso gut hätte er die Hand absichtlich ins Feuer halten können. Mit den Jahren hatte er Alice weit in den hintersten Winkel seines Bewusstseins verdrängt, als hätte es sie nie gegeben. Doch diese Zeit war vorbei. Und wenn er sich dabei verbrannte, nun musste er alles erzählen.
    Â»Sie war so schön, dass einem bei ihrem Anblick der Atem stockte. Doch sobald sie sich bewegte oder den Mund aufmachte, merkte man, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Ständig lief sie hinter Christian her. Wir haben nie ganz begriffen, ob ihm das gefiel oder nicht. Manchmal schien er sich darüber zu ärgern, aber hin und wieder wirkte er richtig erfreut, wenn er sie sah.«
    Â»Haben Sie mit Alice gesprochen?«
    Â»Abgesehen von den Schimpfwörtern, die wir ihr hinterhergebrüllt haben, nicht.« Er schämte sich. Plötzlich erinnerte er sich ganz deutlich an alles, was sie gesagt und getan hatten. Es hätte gestern passiert sein können. Es war gestern gewesen. Er war verwirrt. Die verdrängten Erinnerungen schienen alles andere erdrutschartig mit sich fortzureißen.
    Â»Als Alice dreizehn Jahre alt war, verließ die Familie Fjällbacka, und Christian zog von zu Hause aus. Irgendetwas war vorgefallen, und ich glaube, Sie wissen, was.« Erica sprach mit ruhiger Stimme. Sie verurteilte ihn nicht, sondern brachte ihn nur dazu, dass er ihr alles erzählen wollte. Sie würde ohnehin bald kommen. Und er würde bald bei Lisbet sein.
    Â»Es war im Juli.« Er schloss die Augen.

C hristian spürte die Unruhe in seinem Körper, die immer größer geworden war und ihn nachts nicht mehr schlafen ließ. Sie bewirkte, dass er unter Wasser Augen sah.
    Er musste hier weg, das war ihm klar. Wenn er einen sicheren Ort finden wollte, musste er fort. Fort von Vater und Mutter, fort von Alice. Seltsamerweise tat das am meisten weh. Dass er sich von Alice trennen musste.
    Â»Hallo! Du da!«
    Erstaunt blickte er sich um. Wie immer war er nach Badholmen spaziert. Er saß gerne hier und blickte übers Wasser und über Fjällbacka.
    Â»Hier drüben!«
    Christian wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Bei den Herrenumkleiden saßen Erik, Magnus und Kenneth. Und Erik rief ihn. Christian sah sie argwöhnisch an. Was immer sie von ihm wollten, verhieß nichts Gutes. Die Verlockung war jedoch so groß, dass er mit gespielter Lässigkeit die Hände in die Hosentaschen steckte und zu ihnen hinüberschlenderte.
    Â»Willst du eine Kippe?« Erik hielt ihm eine Zigarette hin. Christian schüttelte den Kopf. Er rechnete noch immer mit einer Katastrophe. Würden sich die drei auf ihn stürzen? Alles … nur nicht dieses Wohlwollen.
    Â»Setz dich.« Erik klopfte auf den Platz an seiner Seite.
    Wie im Traum ließ er sich nieder. Alles erschien ihm unwirklich. Er hatte es

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