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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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sich so oft ausgemalt. Nun passierte es. Er saß hier, als wäre er einer von ihnen.
    Â»Was hast du heute Abend vor?« Erik warf Kenneth und Magnus einen Blick zu.
    Â»Nichts Besonderes. Wieso?«
    Â»Wir wollen hier ein bisschen feiern. Eine Privatparty sozusagen.« Erik lachte.
    Â»Aha.« Christian setzte sich etwas bequemer hin.
    Â»Willst du auch kommen?«
    Â»Ich?«, fragte Christian. Hatte er sich vielleicht verhört?
    Â»Ja, du. Aber man braucht eine Eintrittskarte.« Erneut wechselte Erik einen Blick mit Kenneth und Magnus.
    Die Sache hatte also einen Haken. Welche Demütigung hatten sie sich für ihn ausgedacht?
    Â»Was für eine?«, fragte er, obwohl er wusste, dass er das besser nicht getan hätte.
    Sie flüsterten miteinander. Schließlich sah Erik ihn herausfordernd an.
    Â»Eine Flasche Whisky.«
    Wenn es nur das war. Erleichterung durchströmte ihn. Zu Hause eine Flasche zu stibitzen war ein Leichtes.
    Â»Kein Problem. Wann soll ich da sein?«
    Erik zog ein paarmal an seiner Zigarette. Er wirkte so weltgewandt damit. Richtig erwachsen.
    Â»Wir müssen sichergehen, dass wir ungestört sind. Also erst nach Mitternacht. Sagen wir halb eins?«
    Christian merkte selbst, dass er etwas zu eifrig nickte. »Okay, halb eins. Ich komme.«
    Â»Gut«, erwiderte Erik gemessen.
    Christian lief davon. Seine Füße trugen ihn mit einer Leichtigkeit, die er lange nicht erlebt hatte. Vielleicht würde sich sein Glück nun wenden und er endlich dazugehören.
    Der Rest des Tages verging langsam. Schließlich war es Zeit, ins Bett zu gehen, aber aus Angst, zu verschlafen, wagte er nicht, die Augen zu schließen. Hellwach starrte er den Uhrzeiger an, der sich gemächlich auf Mitternacht zubewegte. Um Viertel nach zwölf stand er auf und zog sich leise an. Er schlich sich die Treppe hinunter und öffnete die Hausbar, in der mehrere Whiskyflaschen standen. Die vollste nahm er mit. Das Klirren der Flasche ließ ihn einen Augenblick innehalten, aber niemand schien von dem Geräusch aufgewacht zu sein.
    Während er sich Badholmen näherte, hörte er ihre Stimmen bereits von weitem. Es klang, als wären sie schon eine ganze Weile da und hätten ohne ihn angefangen. Einen Moment lang überlegte er, ob er umkehren sollte. Noch hätte er das kleine Stück zurück nach Hause gehen, die Flasche wieder in den Schrank stellen und ins Bett kriechen können. Dann drang Eriks Lachen an sein Ohr, und er wollte an dem Gelächter teilhaben und jemand sein, der mit Erik Blicke wechselte. Also klemmte er sich die Whiskyflasche unter den Arm und marschierte weiter.
    Â»Hallo.« Lallend zeigte Erik auf Christian. »Hier kommt der König der Party.« Kenneth und Magnus kicherten nun ebenfalls. Magnus schien am meisten Alkohol intus zu haben, er schwankte sogar im Sitzen und konnte kaum geradeaus blicken.
    Â»Hast du die Eintrittskarte?« Erik winkte Christian zu sich heran.
    Zögernd reichte ihm Christian die Flasche. Kam jetzt die Demütigung? Würden sie ihn wegjagen, wenn sie hatten, was sie von ihm wollten?
    Aber es passierte nichts. Erik schraubte lediglich den Deckel von der Flasche, nahm einen kräftigen Schluck und reichte sie an Christian weiter. Der starrte auf den Flaschenhals. Er wollte schon, aber er wusste nicht, ob er sich traute. Erik nickte ihm zu, und Christian begriff, dass er der Aufforderung Folge zu leisten hatte, wenn er dazugehören wollte. Er setzte sich, hob die Flasche an den Mund und verschluckte sich beinahe, als ein viel zu großer Schluck durch seine Kehle rann.
    Â»Wie geht’s, Alter?« Lachend klopfte ihm Erik auf den Rücken.
    Â»Gut«, antwortete er und trank zum Beweis gleich noch einen Schluck.
    Die Flasche machte ein paarmal die Runde, und in Christians Körper breitete sich angenehme Wärme aus. Die Nervosität ließ nach. Der Whisky verdrängte alles, was ihn in den vergangenen Nächten wach gehalten hatte. Die Augen. Den Geruch von verwesendem Fleisch. Wieder nahm er einen Schluck.
    Magnus hatte sich auf den Rücken gelegt und starrte in den Sternenhimmel. Kenneth sagte nicht viel, aber er stimmte allem, was Erik von sich gab, voller Bewunderung zu. Christian genoss es trotzdem, hier zu sein. Er war jemand, er gehörte dazu.
    Â»Christian?« Eine Stimme am Eingang. Er drehte sich um. Was machte sie denn hier? Warum musste sie ausgerechnet jetzt

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