Meerjungfrau
sein. Stimmt, denn Sanna wurde kurz darauf schwanger, und Melker ist jetzt fünf. Ich weià noch, dass wir dachten, Donnerwetter, das ging aber schnell.«
»Haben sich die beiden durch dich und Sanna kennengelernt?«
»Nein, Sanna ist zehn Jahre jünger als ich, und wir hatten früher keinen Kontakt. Wenn ich ehrlich sein soll, weià ich gar nicht mehr genau, wie es dazu kam. Ich erinnere mich nur noch, dass Magnus vorschlug, wir sollten die beiden zum Essen einladen, und danach haben wir uns einige Male verabredet. Sanna und mich verbindet nicht viel, aber sie ist ein nettes Mädchen, und Elin und Ludvig toben gern mit den Kleinen herum. AuÃerdem mag ich Christian viel lieber als die anderen Freunde von Magnus.«
»An wen denkst du da?«
»Seine alten Freunde aus der Kindheit, Erik Lind und Kenneth Bengtsson. Mit denen und ihren Frauen habe ich mich eigentlich nur Magnus zuliebe getroffen. Ich finde, sie passten überhaupt nicht zu ihm.«
»Und wie nah standen sich Magnus und Christian?«
Cia lächelte. »Christian hat wahrscheinlich überhaupt keine engen Freunde. Er wirkt manchmal etwas schwermütig und unnahbar, aber mit Magnus war er ganz anders. Mein Mann hatte diese Wirkung auf andere Leute. Alle mochten ihn. In seiner Gegenwart konnten sie sich entspannen.« Sie schluckte. Patrik merkte, dass sie über ihren Mann sprach, als ob er nicht mehr lebte.
»Warum erkundigst du dich eigentlich nach Christian? Es wird doch nichts passiert sein?«, fragte Cia besorgt.
»Nein, nichts Ernstes.«
»Von dem Vorfall auf der Buchpremiere habe ich gehört. Ich war auch eingeladen, aber es wäre mir merkwürdig vorgekommen, da ohne Magnus hinzugehen. Hoffentlich nimmt Christian mir das nicht übel.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen«, sagte Patrik. »Allerdings sieht es so aus, als würde ihm jemand seit über einem Jahr Drohbriefe schreiben. Wahrscheinlich klammere ich mich an einen Strohhalm, aber ich wollte dich zumindest fragen, ob Magnus auch so etwas erhalten hat. Sie kannten sich, und möglicherweise gibt es da eine Verbindung.«
»Drohbriefe?«, fragte Cia. »Denkst du etwa, ich hätte dir nicht davon erzählt? Wieso sollte ich Informationen zurückhalten, die helfen könnten, Magnus zu finden?« Ihre Stimme wurde schrill.
»Ich bin mir sicher, dass du es nicht für dich behalten hättest, wenn du davon wüsstest«, erwiderte Patrik schnell. »Aber es könnte ja sein, dass Magnus dir nichts davon gesagt hat, weil er dich nicht beunruhigen wollte.«
»Wie sollte ich es dann aber weitererzählen?«
»Nach meiner Erfahrung ahnen Ehefrauen fast alles, ohne dass man es ihnen ausdrücklich mitteilen muss. Jedenfalls ist das bei meiner Frau so.«
Wieder lächelte Cia. »Da ist etwas dran. Du hast recht, wenn Magnus etwas bedrückt hätte, wäre mir das nicht entgangen. Aber er war so unbekümmert wie immer. Er war der stabilste und zuverlässigste Mensch auf Erden, fast immer gutgelaunt und optimistisch. Manchmal hat mich das zur WeiÃglut getrieben, und wenn ich nicht gut drauf war, habe ich sogar hin und wieder versucht, ihn zu provozieren, aber es ist mir nie gelungen. Magnus war so. Erstens hätte er mir erzählt, wenn er Sorgen gehabt hätte, und zweitens hätte ich es gemerkt, wenn er es mir wider Erwarten verheimlicht hätte. Er wusste alles über mich, und ich wusste alles über ihn.« Ihre Stimme klang entschieden, und Patrik war klar, dass sie meinte, was sie sagte. Trotzdem hatte er seine Zweifel. Man weià nie alles über den anderen. Nicht einmal, wenn man ihn liebt und das Leben mit ihm teilt.
Er sah sie an. »Verzeih mir, wenn ich zu weit gehe, aber dürfte ich mich vielleicht ein wenig umsehen, um mir eine klarere Vorstellung davon zu machen, was Magnus für ein Mensch war?« Obwohl sie bereits über Magnus gesprochen hatten, als wäre er nicht mehr am Leben, bereute Patrik die Formulierung sofort. Doch Cia zeigte kommentarlos auf die Küchentür.
»Guck, so viel du willst. Ich meine es ehrlich. Macht, was ihr wollt, und fragt, was ihr wollt. Hauptsache, ihr findet ihn.« Beinahe aggressiv wischte sie sich mit dem Handrücken eine Träne aus dem Gesicht.
Patrik spürte, dass sie einen Moment allein sein wollte, und nutzte die Gelegenheit, um aufzustehen. Er begann im Wohnzimmer. Es sah aus wie tausend
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