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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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ihm das Herz, als sie mit ausgestreckten Armen von ihm weggetragen wurde. Auf dem Weg zum Auto hallte das tränenerstickte »Papa!« in seinen Ohren nach. Lange saß er mit dem Autoschlüssel in der Hand einfach nur da und starrte durch die Windschutzscheibe. So ging das jetzt schon seit zwei Monaten. Wahrscheinlich war auch das eine Reaktion auf Ericas Schwangerschaft.
    Jeden Morgen musste er diesen Kampf ausfechten. Das hatte er freiwillig angeboten. Für Erica war es viel zu anstrengend, Maja an- und auszuziehen, vom Schuhezubinden ganz zu schweigen. Es gab also gar keine andere Möglichkeit, aber es zerrte an seinen Nerven. Das Theater begann bereits lange vor der Ankunft im Kindergarten. Schon zu Hause klammerte sich Maja an ihn und wollte sich nicht anziehen lassen. Er schämte sich, weil er sie vor Wut einige Male so fest angefasst hatte, dass sie aus Leibeskräften brüllte. Hinterher fühlte er sich wie der schlechteste Vater auf Erden.
    Müde rieb er sich die Augen, atmete tief durch und ließ den Motor an. Doch anstatt in Richtung Tanum zu fahren, folgte er einer spontanen Eingebung und bog in das Wohngebiet Kullen ab. Er stellte den Wagen vor dem Haus von Familie Kjellner ab, und als er zögernd auf den Eingang zuging, überlegte er, ob er seinen Besuch nicht besser angekündigt hätte. Er hob die Hand und schlug mit dem Knöchel fest gegen die weiße Eingangstür, an der immer noch ein Weihnachtskranz hing. Niemand war auf die Idee gekommen, ihn abzunehmen oder auszutauschen.
    Aus dem Haus waren keine Geräusche zu hören. Patrik klopfte noch einmal. Vielleicht war niemand da. Doch dann vernahm er Schritte, und Cia machte auf. Bei seinem Anblick spannte sich ihr gesamter Körper an. Hastig schüttelte er den Kopf.
    Â»Deswegen bin ich nicht hier.« Beide wussten, was er meinte. Ihre Schultern sackten wieder nach unten, und sie ließ ihn herein.
    Patrik streifte die Schuhe ab und hängte seine Jacke an einen der wenigen Haken, der nicht mit Kleidung für Jugendliche überladen war.
    Â»Ich wollte mich ein bisschen mit dir unterhalten.« Plötzlich war er unsicher, wie er seine vagen Überlegungen formulieren sollte.
    Cia nickte und ging in die Küche. Patrik folgte ihr. Er war schon einige Male hier gewesen. Am Tag nach Magnus’ Verschwinden hatten sie zusammen an diesem Kiefernholztisch gesessen und waren alles minutiös immer wieder durchgegangen. Er hatte nach Dingen gefragt, die bis zu dem Moment, in dem Magnus Kjellner das Haus verlassen hatte, um nie zurückzukehren, privater Natur gewesen waren.
    Die Einrichtung war unverändert. Gemütlich und normal, ein bisschen chaotisch. Überall hatten schlampige Teenager ihre Spuren hinterlassen. Doch bei seinem letzten Besuch hatte es zumindest noch einen Hauch von Hoffnung gegeben. Nun lastete Resignation auf allem. Auch auf Cia.
    Â»Es ist noch Torte übrig. Ludvig hatte gestern Geburtstag.« Teilnahmslos stand Cia auf und nahm ein Stück Marzipantorte aus dem Kühlschrank. Patrik wollte protestieren, aber Cia hatte ihm bereits einen Teller hingestellt. Nun würde er heute eben Kuchen zum Frühstück essen.
    Â»Wie alt ist er denn geworden?« Patrik schnitt sich ein schma- les Stück ab, gerade so viel, wie es der Anstand verlangte.
    Â»Dreizehn.« Lächelnd legte Cia sich auch ein Stück Torte auf den Teller. Patrik wünschte, er hätte sie zwingen können, mehr zu essen, weil sie so mager war.
    Â»Herrliches Alter. Nicht wahr?« Patrik merkte selbst, wie verkrampft er sich anhörte. Ihm verging der Appetit auf den gehaltvollen Bissen in seinem Mund.
    Â»Er hat so viel Ähnlichkeit mit seinem Vater.« Ihr Löffel klirrte gegen den Teller. Sie legte ihn hin und sah Patrik an. »Was willst du?«
    Er räusperte sich. »Möglicherweise bin ich total auf dem Holzweg, aber es ist ja auch in deinem Sinne, wenn wir nichts unversucht lassen, und deswegen musst du entschuldigen …«
    Â»Sag einfach, was los ist«, unterbrach ihn Cia.
    Â»Mir ist ein Gedanke gekommen. Magnus war doch mit Christian Thydell befreundet. Woher kannten sie sich?«
    Cia sah ihn erstaunt an, stellte aber keine Gegenfrage, sondern dachte nach.
    Â»Das weiß ich nicht. Ich glaube, sie haben sich kennengelernt, als Christian und Sanna gerade hierhergezogen sind. Sie stammt ja aus Fjällbacka. Das muss ungefähr sieben Jahre her

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