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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Verständnis dafür, dass dir momentan alles zu viel ist, und während der Arbeit an dem Buch habe ich dich immer unterstützt, aber auch für mich gibt es Grenzen.« Sanna nahm Nils einen Löffel weg, bevor er ihn seinem großen Bruder an den Kopf knallen konnte, und warf ihn scheppernd ins Spülbecken. Sie holte tief Luft, als nähme sie ihren ganzen Mut zusammen, um endlich alles rauszulassen, was sich in ihr angestaut hatte. Christian wünschte, er könnte auf den Pauseknopf drücken, damit sie damit noch wartete. Er hatte keine Kraft mehr.
    Â»Ich habe kein Wort gesagt, als du von der Arbeit direkt zum Bootshaus gegangen bist, um den ganzen Abend zu schreiben. Ich habe die Jungs vom Kindergarten abgeholt, gekocht, dafür gesorgt, dass sie ordentlich essen, habe hier aufgeräumt, ihnen die Zähne geputzt, Märchen vorgelesen und sie ins Bett gebracht. All das habe ich getan, ohne zu murren, während du dich deinem Schaffensprozess gewidmet hast!«
    Der letzte Satz verströmte einen Sarkasmus, den er ihr gar nicht zugetraut hätte. Er schloss die Augen, als könne er so die Worte von sich fernhalten, die er nicht hören wollte, aber sie fuhr unbarmherzig fort.
    Â»Es freut mich, dass es bei dir so gut läuft. Das Buch ist tatsächlich erschienen, und du scheinst ja jetzt berühmt zu sein. Ich gönne dir jede Minute deines Erfolgs. Aber was ist mit mir? Wo ist mein Platz in dem Ganzen? Niemand zollt mir Anerkennung, niemand sieht mich und sagt: ›Mensch, Sanna, bist du toll. Was hat Christian für ein Glück gehabt.‹ Nicht einmal du sagst das. Du hältst es für vollkommen selbstverständlich, dass ich mich hier zu Hause mit den Kindern und dem Haushalt abrackere, während du tust, was du ›tun musst‹.« Sie tippte mit den Zeigefingern Gänsefüßchen in die Luft. »Natürlich mache ich das. Ich halte den Laden gern am Laufen. Du weißt, dass ich nichts lieber tue, als mich um die Kinder zu kümmern, aber das macht es nicht weniger anstrengend. Und ich will wenigstens ein Danke von dir hören! Ist das wirklich zu viel verlangt?«
    Â»Sanna, nicht vor den Kindern …« Christian merkte sofort, dass das genau die falschen Worte waren.
    Â»Du findest doch immer einen Grund, einem ernsthaften Gespräch mit mir aus dem Weg zu gehen! Entweder bist du zu müde, oder du hast keine Zeit, weil du dieses Buch schreiben musst, oder du willst dich nicht vor den Kindern streiten oder, oder, oder …«
    Die Jungs gaben keinen Mucks mehr von sich, sondern betrachteten ihn und Sanna mit schreckgeweiteten Augen. Christian spürte, wie sein Zorn langsam die Müdigkeit überlagerte.
    Das hasste er so an Sanna. Sie hatten schon oft darüber gesprochen. Dass sie die Kinder nicht aus ihren Streitereien herauslassen konnte. Kein Zweifel, in dem Kampf, der sich immer deutlicher zwischen ihnen abzeichnete, würde sie versuchen, die Kinder auf ihre Seite zu ziehen. Doch was sollte er machen? Er wusste schließlich, dass alle Konflikte zwischen ihnen letztendlich darauf beruhten, dass er sie nicht liebte. Nie geliebt hatte, und sie wusste das, wollte es aber nicht wahrhaben. Aus genau diesem Grund hatte er sich für sie entschieden. Sie war niemand, den er lieben konnte. Jedenfalls nicht so wie …
    Er schlug mit der Faust auf den Tisch. Sanna und die Kinder zuckten erschrocken zusammen. Seine Hand tat furchtbar weh. Genau das hatte er beabsichtigt. Der Schmerz verdrängte alles, woran er nicht denken durfte. Langsam bekam er sich wieder in den Griff.
    Â»Das besprechen wir ein andermal«, sagte er kurz angebunden und wich Sannas Blick aus. Er spürte ihren Blick im Rücken, als er in den Flur ging, Jacke und Schuhe anzog und das Haus verließ. Bevor die Tür krachend ins Schloss fiel, hörte er noch, wie Sanna den Kindern erklärte, ihr Vater sei ein Idiot.
    Am schlimmsten war die Langeweile. Wie sollte sie die Stunden, wenn die Mädchen in der Schule waren, auch nur ansatzweise sinnvoll ausfüllen? Nicht, dass sie nichts zu tun gehabt hätte. Wer Eriks Leben reibungslos in Gang halten wollte, konnte es sich nicht erlauben, auf der faulen Haut zu liegen. Jederzeit mussten seine Hemden gewaschen und gebügelt im Schrank hängen, Abendessen mit Geschäftsfreunden mussten geplant und durchgeführt werden, und im Haus durfte kein Staubkorn zu sehen sein. Einmal in der

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