Meggie (German Edition)
„Das Wenigste, was ich von dir verlangen kann ist, dass du erst einmal deine Schule beendest.“
„ Das kann ich ja trotzdem tun. Interessiert euch denn gar nicht, wer es ist, den ich heiraten will?“
„ Okay, wer ist es“, fragte ihr Vater gereizt und zugleich gleichgültig. Es interessierte ihn nicht wirklich. Es interessierte ihre Eltern nicht im Geringsten, um wen es sich dabei handelte. Sie nahmen sie nicht ernst. Sie machten sich lustig über sie und Meggie kam es lächerlich vor, jetzt etwas von John zu erzählen.
Sie wollte nichts mehr sagen. Sie wollte aufstehen und einen günstigeren Augenblick abwarten.
„Du stehst jetzt nicht auf“, zwang ihr Vater sie. „Du bleibst hier sitzen und klärst uns jetzt endlich auf.“
„ Ich möchte nicht mehr darüber reden. Ihr wollt es sowieso nicht wissen.“
„ Was erwartest du, Meggie? Du stellst mich vor einer wichtigen Gesellschaft bloß, verschwindest übers Wochenende und kommst wieder und stellst uns vor vollendete Tatsachen. Erwartest noch, dass wir freundlich zu dir sind und mit offenen Armen aufnehmen und alles verstehen, was du uns präsentierst.“
„ Ich erwarte gar nichts“, antwortete Meggie barsch. „Ich will nur, dass ihr einmal zuhört, nur ein einziges Mal.“
„ Na, schön. Du willst heiraten, aber wir wollen es nicht. Du bist zu jung dafür und fertig. Ich will nichts mehr davon hören. Bei dir handelt es sich doch nur um eine vorübergehende Laune“, sagte ihr Vater, während ihre Mutter immer noch schwieg.
„ Es ist keine Laune von mir. Es ist Liebe, aber davon versteht ihr nichts“, schrie Meggie. „Ihr habt wohl nur aus rein pietistischen Gründen geheiratet“. Sie stand auf und verließ das Zimmer.
Sie hörte ihren Namen, den ihre Mutter hinter ihr herrief, aber Meggie reagierte nicht mehr. Sie hatte versucht, die Erlaubnis ihrer Eltern zu bekommen, aber die hatten sich nicht einmal für John interessiert. Also würde sie John ohne den Segen ihrer Eltern heiraten. Irgendwie würde es schon gehen.
Nachdem einige Zeit vergangen war und Meggie sicher war, dass ihr Vater das Haus verlassen hatte, ging Meggie hinunter in die Küche. Ihre Mutter saß am Tisch und stellte den Speiseplan für die kommende Woche zusammen.
„ Hast du dich beruhigt“, fragte ihre Mutter, als sie hereingekommen war.
Meggie antwortete nicht.
„Du glaubst nicht, dass ich es ernst meine“, sagte Meggie nach kurzer Zeit.
„ Das glaube ich dir aufs Wort. Ich finde nur, dass du im Moment durcheinander bist.“
„ Das bin ich nicht und das weißt du auch. Ich wusste noch nie so genau wie heute, was ich will.“
„ Heiraten mit nicht einmal 18 Jahren. Du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir.“
„ Aber ich möchte meine Leben mit John verbringen.“
„ John heißt er?“ fragte ihre Mutter und legte einen ruhigeren Ton ein. Jetzt kam die sanfte Tour, dachte Meggie.
„ Lass es dir bitte genau durch den Kopf gehen. Wovon wollt ihr denn leben?“
Ihre Mutter dachte an einen Jungen, der mit ihr zur Highschool ging und dem es zweifellos unmöglich gewesen wäre, für eine Frau zu sorgen.
„John ist keiner von den Highschools-Bubis, wenn du das meinst. Er ist Geschäftsmann und hat genug Geld um für mich sorgen zu können“, sagte Meggie und spürte einen Triumph.
„ Geschäftsmann?“ wiederholte ihre Mutter fragend und ungläubig.
„ Wie alt ist er denn?“
Meggie zögerte einen Augenblick bis sie sagte: „ John ist 52.“
Ihre Mutter legte den Bleistift aus der Hand und sah sie mit einem strengen Blick an. Sie versuchte zu lächeln, weil sie es für einen Scherz hielt.
„ Du nimmst mich auf den Arm, Meggie?“
„ Dazu habe ich gar keine Lust“, entgegnete Meggie.
„ Er ist 52, aber das spielt keine Rolle. Ich liebe ihn. Sein Alter hat damit nichts zu tun.“
„ Du meinst es ernst. Du willst tatsächlich einen alten Mann heiraten. Dein ganzes Leben, das noch vor dir liegt, willst du verplempern!“
„ Erstens ist er kein alter Mann oder würdest du Vater auch als einen alten Mann bezeichnen? Und zweitens, ich verplempere nicht mein Leben an ihn. Es macht mir Spaß mit ihm zusammen zu sein.“
„ Dein Vater ist 48 und keine 52“, schritt Meggies Mutter ein.
„ Aber in seinen Ansichten und seinen Gefühlen ist er bedeutend älter als John. Ich habe mit den gleichaltrigen Jungs in meiner Schule nie erfahren, was Liebe und Lieben bedeutet. Und auch das mit dir und Vater wäre für mich keine Erfüllung.
Weitere Kostenlose Bücher