Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meggie (German Edition)

Meggie (German Edition)

Titel: Meggie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hackbart
Vom Netzwerk:
eingeschlafen.
    Als sie am anderen Morgen erwachte, hörte sie die gewohnten Geräusche im Haus. Meggie wäre am liebsten in ihrem Bett geblieben. Sie besaß auf einmal nicht mehr so viel Mut, sich der Auseinandersetzung mit ihren Eltern zu stellen. Sie stand auf und zögerte das Hinuntergehen immer mehr hinaus. Aber irgendwann war sie fertig und konnte nicht mehr in ihrem Zimmer bleiben. Unten wartete sicher schon die ganze Familie am Frühstückstisch auf sie. Vielleicht hatte aber noch keiner bemerkt, dass sie wieder da war. Meggie ging schließlich langsam nach unten. Sie ging fast schleichend. Vom Esszimmer drangen Stimmen zu ihr hinüber. Als sie den Stimmen nachging, begegnete ihr Tommy, der sie wie einen Einbrecher ansah.
    „ Du bist da“, sagte er.
    „ Ja, ich bin wieder da“, entgegnete Meggie ruhig.
    „ Na, das freut mich, Schwesterchen. Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Vor allem die da drinnen.“ Er zeigte aufs Esszimmer.
    „ Na, dann werde ich mich mal in die Höhle des Löwen begeben“, sagte Meggie.
    Tommy verließ das Haus. „Viel Glück“, sagte er, „ wird schon schief gehen.“
    Meggie ging ins Esszimmer und sah ihre Mutter am Tisch sitzen, die gerade einen Schluck Kaffee trank. Ihr Vater saß nicht am Tisch. Meggie hörte ihn in seinem Arbeitszimmer telefonieren.
    Als ihre Mutter sie erblickte, setzte sie die Tasse ab und sah sie vorwurfsvoll an.
    „Seit wann bist du da?“ fragte sie erstaunt. „Seit gestern Abend“, erwiderte Meggie.
    Sie ging auf ihre Mutter zu, wollte ihr den gewohnten Morgenkuss geben, aber ihre Mutter zog den Klopf weg. Meggie setzte sich, nicht sonderlich über die Kühlheit ihrer Mutter überrascht.
    „Ich möchte wissen, was du dir dabei gedacht hast“, begann ihre Mutter zu sprechen.
    „ Wobei?“ fragte Meggie, obwohl sie genau wusste, worauf ihre Mutter hinaus wollte.
    „ Tu nicht so, als würdest du es nicht verstehen. Du weißt, was ich meine!“
    Natürlich wusste sie, was ihre Mutter meinte.
    Meggie wollte gerade mit ihren zu Recht gelegten Sätzen beginnen, als ihr Vater hereinkam und ebenfalls bei Meggies Anblick stockte.
    „ Hat unsere Tochter wieder heim gefunden“, sagte er ironisch und setzte sich an den Tisch.
    „ Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, wie unmöglich dein Verhalten war. Aber nicht nur das. Du hast uns auch einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Einfach so abzuhauen, ohne etwas zu sagen oder uns mitzuteilen, wo du dich aufhältst.“ Seine Stimme klang zornig.
    „ Und Jeff hast du ebenfalls bloßgestellt.“
    „ Du hast doch trotz allem den Ministerposten bekommen“, erwiderte Meggie.
    „ Das habe ich bestimmt nicht dir zu verdanken. Ich weiß genau, was du von meiner Arbeit hältst.“
    Meggie schwieg. Sie wollte sich nicht weiter mit ihm in Diskussionen einlassen. Sie spürte die eisige Stimmung, die ihr entgegengebracht wurde. Für ihre Eltern war es unverzeihlich, was sie getan hatte. Der Augenblick, ihren Eltern das mit John zu erzählen, war denkbar ungünstig. Aber einen Aufschub konnte es nicht geben. Irgendwann mussten sie es erfahren. Und da sie jetzt sowieso nicht gut auf sie zu sprechen waren, konnte es eigentlich nicht schlimmer werden. Jetzt waren sie zusammen. Wer weiß, wann sie wieder Gelegenheit hatte, beide zusammen zu sprechen. Meggie atmete tief durch.
    „Ich möchte euch etwas sagen“, begann sie.
    „ Sicher möchtest du erzählen, was du am Wochenende angestellt hast“, fiel ihr Vater ihr ins Wort.
    „ Aber ich möchte es nicht hören. Mir ist heute Morgen nicht danach zu erfahren, was meine Tochter so getrieben hat.“
    „ Ich habe nichts angestellt und es ist auch nichts passiert“, erwiderte Meggie gereizt.
    „ Ich möchte euch nur sagen, dass ich heiraten werde.“ Während ihre Eltern sie erstaunt ansahen und kein Wort hervorbrachten, fühlte Meggie Erleichterung.
    „ Ich hoffe, du meinst das nicht im ernst“, sagte ihre Mutter.
    „ Ich hätte es euch nicht gesagt, wenn es mir nicht ernst damit wäre“, antwortete Meggie ruhig. „Wollt ihr denn gar nicht wissen, wer es ist?“
    „ Es interessiert und nicht, wer es ist, es sei denn, es wäre Jeff. Er ist wirklich ein sehr höflicher junger Mann, der es nicht verdient hat, dass du ihn so behandelst.“
    „ Jeff ist mir egal“, sagte Meggie. Dann sagte sie nach einer Pause. „Ich möchte so bald wie möglich heiraten. Vielleicht schon nächste Woche.“
    „ Du bist vollkommen verrückt, Meggie“, schrie ihr Vater sie an.

Weitere Kostenlose Bücher