Meggie (German Edition)
Dieses Leben könnte ich nicht führen.“
Ihre Mutter stand auf.
„Meggie“, rief sie zornig aus. „Überlege doch mal. Wenn du 28 bist, wird er 62 sein. Und wenn du 38 bist, wird er schon 72 sein. Wenn du in der Blüte deines Lebens stehst, wird er gebrechlich und krank sein und du kannst deine Jahre damit verbringen, ihn zu pflegen. Und dann wird er eher gehen als du, und du wirst niemanden haben, mit dem du das Leben teilen kannst. Er ist ein alter Mann, Meggie. Sei vernünftig. Verschwende nicht dein Leben an ihn. Du wirst es einmal bitter bereuen, “
„ Das werde ich ganz sicher nicht“, erwiderte Meggie und verließ wütend ihre Mutter.
Sie wusste nicht, warum sie so wütend war. Eigentlich hatte sie ja mit dieser Reaktion gerechnet. Wie konnte ihre Mutter sagen, John wäre ein alter Mann. Alter maß man nicht an Jahren, sondern an anderen Dingen, nach Aussehen, nach dem verhalten, Nach den Gefühlen und Einstellungen.
Heute Abend würde ihre Mutter ihren Vater von dieser Unterredung erzählen. Und er würde versuchen, sie mit allen Mitteln von John wegzubringen. Er würde auf sie einreden wie auf ein kleines Kind. Und wenn er erst sah, dass er mit seinen Reden nichts bewirken würde, würde er strengere Maßnahmen treffen. Aber diesmal würde er kein Glück haben. Diesmal würde sie sich durchsetzen. Schließlich gab es Grenzen, die selbst Eltern nicht überschreiten konnten. Sie durften ihr Leben jetzt nicht zerstören, indem sie sie zu einer Entscheidung zwangen und sie zu einem Leben drängten, dass sie nicht wollte. Nein, sie hatten nicht das Recht dazu. Es war schlimm genug, dass Meggie sich mit Paul auseinandersetzen musste, obwohl sie wusste, dass Paul keinen Einfluss auf John und somit auf ihre Heirat haben würde.
Da war die Zerstörung von Seiten ihrer Eltern schon merklich gefährlicher. Als Meggie an diesem Morgen das Haus verließ, fuhr sie nicht zur Schule. Sie durchstreifte die Einkaufsstraßen, ging durch den Central Park spazieren. Schließlich fuhr sie zu July und verbrachte den Tag und auch die kommende Nacht bei ihr. Je mehr Zeit verging, desto mehr würde sich die Wut ihrer Eltern gegen sie abbauen. Aber in diesem Punkt irrte sich Meggie.
XVII
Am nächsten Morgen ging Meggie zwar wieder zur Schule, aber sie fühle sich nicht besser und in ihrem Kopf waren die gleichen Gedanken und Ängste wie am Vortag.
July sagte ihr, sie solle die ganze Sache nicht so ernst nehmen, ihre Eltern würden sich schon wieder beruhigen. Aber July kannte ihre Eltern nicht so, wie sie sie kannte. Sie würden alles versuchen, um sie von John zu trennen. Je mehr Meggie darüber nachdachte, desto mehr Angst bekam sie. Es war ein komisches Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte. Eine tiefer liegende Angst, die sie schon gespürt hatte, als sie John das erste Mal begegnet war. Sie wusste nicht, was diese Angst zu bedeuten hatte. Zudem war John noch zwei tage auf Geschäftsreise und sie konnte ihn nicht immer erreichen. Zwei Tage konnten eine Ewigkeit dauern. Sie wäre sicher ruhiger gewesen, wenn er in ihrer Nähe sein würde.
Meggie sah dem Nachhausegehen mit Skepsis entgegen. Sie konnte unmöglich noch einen Tag bei July bleiben, was sie gern getan hätte. Aber ihre Eltern würden sich doch Sorgen machen und wer weiß, wen sie beauftragten, sie zu suchen. Ausgerechnet an diesem Vormittag vergingen die Stunden wie im Fluge. Sie versuchte, es hinauszuzögern, indem sie July noch zu Mittag ins Mac einlud. Aber danach musste sie nach Hause gehen. Sie war froh, als sie zu Hause ankam und alles ruhig zu sein schien. Anscheinend war sie allein und ihre ganzen Befürchtungen stellten sich als ungerechtfertigt heraus. Meggie schlich durch die Diele und ging leise die Treppen hinauf, um niemanden auf sich aufmerksam zu machen. Auf der Mitte der Treppe hörte sie plötzlich die Stimme ihres Vaters hinter sich.
„ Meggie, komm bitte in mein Arbeitszimmer. Ich habe mit dir zu reden.“ Meggie blieb stehen, drehte sich um und sah in seine strengen Augen. Er wandte sich von ihr ab und ging voraus, während Meggie ihm zögernd folgte. Sie hatte es nicht eilig, sich die bevorstehende Moralpredigt anzuhören. Sie wusste ganz genau, was sie erwartete. Ihr Vater würde sicher sagen: Du weißt doch, was auf dem Spiel steht, wenn du mich jetzt solch einem Gerede aussetzt. Die Leute werden denken, ich habe dir nicht genügend Vaterliebe entgegengebracht, wenn du diesem älteren Mann heiratest.
Am
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