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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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nahm einen Bissen. Angela beobachtete ihn genau beim Kauen. Er war versucht, ihr einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier anzubieten, damit sie sich Notizen machen konnte, doch war er sogar zu müde, um sich an dem ausgetrockneten Brot und dem dicken, gummiartigen Aufstrich zu verschlucken.
    »Möchtest du nicht wenigstens auch mal abbeißen?«, murmelte er, und die Erdnussbutter klebte ihm am Gaumen.
    »Nein, ich habe keinen Hunger«, frotzelte sie. »Wir sollten es aber aufheben. Dann können wir es zusammen mit dir auf dem Friedhof von Swede Lake beerdigen.«
    Angela zog sich aus und kroch neben ihm unter die Decken. Mit den Fingerspitzen beschrieb sie kleine Kreise um seinen Bauchnabel herum. Sein Körper reagierte darauf, indem er zuckte.
    »Gut, nicht wahr?«, seufzte sie.
    Er schluckte den letzten Bissen des klebrigen Mahls. »Mmmhmmm.« Der Teller fiel auf den Boden, als er sich ebenso wie sie auf die Seite legte, eine ihrer Brüste mit seiner Hand umfasste. »Hervorragend.«
    »Ich meine das Butterbrot.«
    »Das auch.«
    Trevor tauchte ein in die Wärme von Angelas Körper. Draußen heulte der Wind wie ein ganzes Rudel Kojoten. »Der Käse nimmt der Erdnussbutter ein wenig von ihrer Schwere, nicht wahr?«, hauchte er ihr in den Nacken. Aber Angela antwortete nicht; sie war bereits eingeschlafen.

25

    »Mister Wallace? Mister Trevor Wallace?« Die Frau, die im Türrahmen seiner Wohnung stand, begutachtete ihn vom Scheitel bis zur Sohle.
    »Ja?«, erwiderte er und kickte die Tür mit dem Fuß auf, da er die Arme voller Bettwäsche hatte.
    »Aber Sie sind ja noch so jung«, stellte sie mit gedämpfter Stimme fest.
    Trevor trat erstaunt zurück, nicht, weil die Frau über sein Alter überrascht zu sein schien — sie war nicht viel älter als er — , wohl aber, weil sie die jüngere Ausgabe einer alten Freundin war. Die gleichen ernsten Augen, die zierliche Gestalt, die Gesichtsform, die Aura warmherzigen Vertrauens. Constance vor vierzig Jahren, ohne die Zuckerwatte-Perücke, das Puppengesicht und das Zittern in den Händen. Diese Frau war... hübsch. Ihre schlanken, manikürten Finger umklammerten eine nur zu vertraute Tasche: die Tasche aus Segeltuch, die mit den hellen Sonnenblumen bestickt war.
    »Entschuldigen Sie bitte.« Die Frau streckte ihm ihre Hand entgegen. »Mein Name ist Susan Arnold. Ich glaube, Sie kannten meine Mutter, Constance Ebenezer.«
    »Constance?« Trevor starrte immer noch auf die Tasche, die, wie ihm auffiel, verschlissener und verblichener aussah als zu dem Zeitpunkt, da er sie das letzte Mal gesehen hatte. »Ja... ich kenne sie.«
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich für ein paar Minuten hereinkäme?«, fragte sie.
    »Oh, klar.« Trevor rückte zur Seite, damit sie an ihm vorbeikam. »Kommen Sie herein. Entschuldigen Sie bitte das Durcheinander. Ich ziehe um.«
    Die Wohnung war in einem untypisch chaotischen Zustand: halb gepackte Kartons an ungünstigen Stellen überall im Wohnzimmer, in altes Zeitungspapier eingewickelte Teller auf dem Tisch. Er ließ die Bettwäsche von seinen Armen auf den Küchentisch fallen, räumte dann einen Stapel Handtücher weg, um auf dem Sofa Platz für sie zu schaffen. Jenseits des Panoramafensters rauschte der Bow River an ihnen vorüber, angeschwollen vom Frühlingsregen.
    »Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Tee? Kaffee?«, fragte Trevor, wobei er sich nicht einmal sicher war, ob es in seinem Haushalt schon jemals Tee gegeben hatte. Er war gestern kurz losgelaufen, um frische Kaffeebohnen einzukaufen.
    »Nein, vielen Dank. Ich hoffe, dass es nicht lange dauern wird.«
    »Wie geht es Constance?«, fragte Trevor. »Ich habe seit einigen Monaten nichts mehr von ihr gehört. Ich nehme an, Sie wissen, dass Sie ihr ähnlich sehen.«
    Die Frau zog ein Papiertaschentuch aus der Jackentasche und tupfte sich damit über die Augen. »Mister Wallace. Meine Mutter ist vor vier Monaten gestorben — an Weihnachten.«
    »Oh.« Trevor brachte nur dieses eine Wort heraus. Als seine Eltern gestorben waren, hatte die Neuigkeit ihn überwältigt, wie der Tornado, der in dem einen Sommer durch ihre Farm getost war und alles aufgesaugt hatte, das ungesichert herumlag: Erde und Äste, Spielsachen und Arbeitsgeräte. Der Wind hatte auch aus ihm alles herausgesaugt, bis er nichts mehr fühlen konnte. Bjornes Tod hatte sein Herz umklammert wie ein Schraubstock. Aber diese Neuigkeit hier traf ihn wie eine gewaltige große Puderquaste, schüttete Wogen von

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