Mehr als fromme Wuensche
reagieren und alle Freiheit einschränken, haben die Terroristen ihre Ziele teilweise schon erreicht. Wenn wir aber gar nichtstun, liefern wir uns Fanatikern aus, die sich anmaßen, über Leben und Tod zu entscheiden. Da ist ein kluger Mittelweg gefragt.
Dietrich Bonhoeffer hat gesagt: „Es gibt keinen Frieden auf dem Weg der Sicherheit.“ Frieden finden wir nur, wenn sich Gerechtigkeit, Freiheit und Nächstenliebe in der ganzen Welt durchsetzen. Dafür werden wohl die Vereinten Nationen eine Art Weltpolizei gründen müssen, die gegen Fanatiker und Terroristen vorgeht, wie die Polizei im Inland gegen Verbrecher. Ich finde großartig, dass die internationale Zusammenarbeit in der letzten Zeit immer wieder Anschläge verhindern konnte. Das ist ein guter Anfang.
Gottvertrauen, gepaart mit klarem Handeln, das ist wohl der angemessene Weg in dieser Situation. Und dazu ein klares Bekenntnis zu einer freien Gesellschaft. Angst und Panik jedenfalls spielen nur dem Terror in die Hände.
„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römer 12,21) Das heißt doch: Rache, Vergeltung, Angst und Panik sind nicht die christlichen Reaktionsweisen, sondern Besonnenheit, Vorsicht, Güte. Viele finden das naiv. Aber Menschen, die so auf Terror und Gewalt reagieren, haben immer mehr beeindruckt als diejenigen, die versucht haben, mit Unrecht und Gewalt zu agieren.
Welthunger
A ction Contra Famine (Aktion gegen den Hunger) – so heißt die Hilfsorganisation. Siebzehn ihrer Mitarbeiter wurden im August 2006 von den so genannten Rebellen auf Sri Lanka durch Kopfschuss ermordet. Nein, dafür gibt es keinerlei Rechtfertigung. Das ist blanker, irrwitziger Mord. Menschen, die Hunger lindern wollen, auf diese Weise hinzurichten – da fehlen mir die Worte. Wie können wir den Menschen dort nur helfen?
Sri Lanka ist für viele ein Paradies, ein Urlaubsparadies. Eine wunderschöne Insel, fantastische Strände. Als es Weihnachten 2004 vom Tsunami getroffen wurde, war das Mitleid groß. Viele Menschen haben gespendet und schon gehofft, die Katastrophe könnte sogar einen Hauch von Segen mit sich bringen. Es schien, als würden die Armee des Landes und die so genannten Rebellen angesichts der Katastrophe die Waffen ruhen lassen und endlich nach friedlichen Lösungen ihrer Konflikte suchen. Jetzt ist wieder deutlich: Es wird weiter gekämpft auf Sri Lanka. Und für viele Menschen ist die Insel kein Paradies, sondern ein Ort von Terror und Schrecken.
Wie können wir Gewalt überwinden? Eine Dekade des Ökumenischen Rates der Kirchen will diese Frage weltweit zum Thema machen. Ganz engagiert ist eine interreligiöse Gruppe von Organisationen und Einzelpersonen in Colombo, der Hauptstadt Sri Lankas, dabei. Seit 1994 treten sie durch Friedenskonferenzen dafür ein, dass der Krieg zwischen Singalesenund Tamilen auf dem Verhandlungsweg beendet wird. Sie stehen Flüchtlingen bei und laden Parlamentarier der unterschiedlichen Gruppen zu Gesprächen an einem dritten Ort ein. Ihnen liegt daran, traditionelle Methoden der Versöhnung neu zu lernen. Beispielsweise geben sie den Opfern dieses so verborgenen Krieges eine Möglichkeit, ihre Geschichte öffentlich zu erzählen. Sie wollen zeigen, dass unterschiedliche ethnische und religiöse Gruppen friedlich miteinander leben können.
Ich bewundere den Mut und das Durchhaltevermögen des Nationalen Friedensrates von Sri Lanka in so vielen Jahren des Engagements. Fernab vom Licht der Weltöffentlichkeit wird hier Friedensarbeit geleistet. Da ist kein Friedensnobelpreis in Sicht und keine großzügige Finanzierung irgendeiner Lobby. Dieser Friedensrat ist ein Zeichen, das offen sichtbar ist und auftritt gegen all das Morden und Zerstören. Das macht Hoffnung, wenn auch nur ein wenig.
„Unser tägliches Brot gibt uns heute“ – die Bitte aus dem Vaterunser ist für die Satten nicht eindringlich. Wer aber hungert, weiß, was es heißt, Gott um Brot zu bitten. Und wenn es einen Segenskreis gibt zwischen Armen und Reichen, dann ist das Wörtlein „unser“ entscheidend. Wir bitten für das Brot der anderen mit. Wir danken Gott dafür, dass wir täglich satt werden, sind uns bewusst, dass es ein besonderer Segen ist, nicht hungern zu müssen. Und wir bitten mit für das Brot der anderen, signalisieren auch unsere Bereitschaft zum Miteinander, zum Teilen.
Einschulung
E in ganz besonderer Tag: Einschulung! Überall in Deutschland werden Kinder mit scheinbar viel
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