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Mehr als fromme Wuensche

Mehr als fromme Wuensche

Titel: Mehr als fromme Wuensche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaessmann
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er darf, ja, er soll denken und forschen. Christliche Ethik aber wird immer fragen, ob Technik dem Leben dient oder Leben und Miteinander zerstört. Dient eine Erfindung dem Miteinander, wird die Verantwortung für die nachfolgenden Generationen und die Schöpfung insgesamt wahrgenommen? Denn das gilt auch für alles, was mit der Technik gemacht wird: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ (Matthäus 22,39)

Sakrileg
    A n „Sakrileg“ oder dem „Da Vinci Code“ ist eine Zeitlang niemand vorbeigekommen. Die einen finden: Das ist ein toller Thriller, den musst du gesehen haben. Die Kinokritiker sind nicht so begeistert, sie finden den Hollywoodstreifen mit Tom Hanks & Co. eher mau.
    Aber bei dieser Auseinandersetzung ging es ja weniger um die Qualität des Films. Was Kritiker aus der Kirche so aufregt, ist, dass Dan Brown in seinem Buch die These aufstellt, Jesus sei verheiratet gewesen, habe mit Maria Magdalena Kinder gehabt und sei nicht am Kreuz gestorben. Aber ist es so schlimm, wenn ein Krimi diese Story als Ausgangspunkt für eine wilde Verfolgungsjagd samt Verschwörungstheorie und Romanze nimmt? Das kann doch niemand so ernst nehmen, als würden dadurch gleich der ganze christliche Glaube und die Kirche gefährdet! Wer Angst hat, ein Film könnte das Christentum in Frage stellen, traut diesem Glauben eigentlich recht wenig zu. Das Buch habe ich jedenfalls gelesen und fand es eine recht spannende Mischung: aus der Welt der Kunst von Leonardo da Vinci bis zur Mona Lisa, einer kleinen Romanze und etwas abstrusen Theorien über geheime Codes in der Kirche. Allerdings flaut die Spannung im Buch am Ende ziemlich ab.
    Ich finde, wir könnten auf solche Erzeugnisse der Unterhaltungsindustrie mit mehr Gelassenheit reagieren. Langsam entsteht sonst ja der Eindruck, alles, was mit Religion zu tun hat, darf überhaupt nicht aufgegriffen werden, weder im Buchnoch im Film, weder als Karikatur noch im Comic. Dabei zeigt die Aufregung doch vor allem: Glaubensfragen sind interessant. Sicher, es darf niemand verunglimpft, religiöse Gefühle dürfen nicht verletzt werden. Aber wir sollten die Kirche auch im Dorf lassen: Hier geht es um ein Buch und einen Film, um mehr nicht. Die Welle geht vorbei, und dann kommt ein neues Buch und ein neuer Film. Eigentlich hat ja erst die Debatte den Film interessant gemacht.
    Vielleicht gibt es ja sogar positive Effekte und der ganze Wirbel hat bei manchen Leuten das Interesse geweckt, herauszufinden, wie die Geschichte mit Jesus wirklich war. Dann könnten sie das in der Bibel nachlesen. Ein guter Tipp also für das nächste Wochenende: Lesen Sie mal das Markusevangelium, da bekommen Sie einen guten ersten Überblick. Eine Bibel haben Sie doch bestimmt im Haus. Dann also: Markus aufschlagen (ziemlich weit hinten) und nachlesen, was wirklich berichtet wird ...

Pfingsten
    P fingsten – was war da noch? Boxkampf, Party, Gartenfestival in Herrenhausen und anderswo? Bei einer Umfrage im vergangenen Jahr wussten in Westdeutschland nur 39 Prozent der Befragten, in Ostdeutschland gar nur zwölf Prozent, was an Pfingsten gefeiert wird. Am dramatischsten war das Gefälle zwischen Preußen und Bayern: Nur vier Prozent der Berliner gaben die richtige Antwort, aber 49 Prozent der Bayern! Doch wie sollen wir das auch verstehen, die „Herabsendung“ oder „Ausgießung“ des Heiligen Geistes auf die Jüngerinnen und Jünger? Das nämlich geschah an „Pentekostae“, dem 50. Tag nach Ostern – von diesem griechischen Zahlwort kommt der Begriff Pfingsten.
    Vielleicht müssen wir uns in die Situation von damals zurückversetzen. Angst hatten die Jüngerinnen und Jünger nach der Kreuzigung Jesu. Dann kam Hoffnung auf, weil viele den Auferstandenen gesehen hatten, weil sie gespürt hatten: Dieser Tod war nicht das Ende des Lebens. Aber die Zaghaftigkeit behielt die Oberhand: Die Leute würden sie doch auslachen mit so einer Botschaft. Außerdem waren Frauen die ersten Zeuginnen der Auferstehung – was galten schon die Aussagen von Frauen! Aber dann brach die Freude über die Entdeckung aus ihnen heraus, dass der Tod eben nicht das Ende war, dass es weiterging. Sie bekamen den Mut, öffentlich davon zu reden, was sie mit Jesus erlebt und erfahren hatten. Die Begeisterung brach sich Bahn.
    Und es zeigte sich an Pfingsten: Das haben auch andere verstanden, über alle nationalen und kulturellen, ja sogar sprachlichen Grenzen hinweg. Wir können sagen, Pfingsten war der Geburtstag der Kirche. Eine

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