Mehr als nur Traeume
Gedächtnisschwund litt.
Sie stellte ihre leere Tasche auf den Tisch zurück. »Unsere Ziele sind sich nicht so ähnlich, daß wir die nächsten Monate miteinander verbringen sollten, in denen Sie sich zu erinnern versuchen, daß Sie eigentlich eine Frau und drei Kinder in New Jersey haben und jeden Sommer nach England kommen, wo Sie sich eine Rüstung anziehen, um sich ein paar kleine erotische Spielchen mit ahnungslosen Touristinnen zu erlauben. Nein, vielen Dank. Wenn Sie nichts dagegen haben, treffen wir jetzt ein kleines Abkommen. Ich suche Ihnen ein Hotelzimmer, und dann bin ich aus dem Spiel, ja?«
Als sie geendet hatte, sah sie den Ärger hinter seinem Bart aufblitzen. »Sind alle Frauen jetzt so, wie Ihr seid?«
»Nein, nur diejenigen, die immer wieder von Männern vor den Kopf gestoßen wurden.« Sie beruhigte sich ein wenig. »Wenn Sie tatsächlich Ihr Gedächtnis verloren haben, sollten Sie zu einem Arzt gehen und nicht Frauen in einer Kirche aufgabeln. Und wenn das alles nur ein Theater von Ihnen ist, sollten Sie erst recht einen Arzt aufsuchen. Ob nun das eine oder das andere zutrifft - Sie sind in beiden Fällen nicht auf meine Hilfe angewiesen.« Sie stellte das Teegeschirr auf das
Tablett zurück, um es in den Laden zurückzutragen, aber er verstellte ihr den Weg.
»Was nützt es mir, wenn ich die Wahrheit berichte? Mögt Ihr denn nicht glauben, daß Eure Tränen mich aus einem anderen Ort und einer anderen Zeit hierhergerufen haben könnten?«
»Natürlich glaube ich das nicht«, sagte sie. »Es gibt tausend Erklärungen dafür, daß Sie davon überzeugt sein könnten, Sie würden aus dem sechzehnten Jahrhundert stammen, und nicht eine davon hat etwas mit mir oder meinen angeblichen Zauberkräften zu tun. Wollen Sie mich jetzt entschuldigen? Ich muß diese Sachen im Laden abgeben, und dann suche ich Ihnen ein Hotelzimmer.«
Friedlich folgte er ihr jetzt aus der Teestube, hielt dabei aber den Kopf gesenkt, als sei er mit einem großen Problem belastet. Wenn er sein Gedächtnis verloren hatte, konnte Dougless tatsächlich nichts Verkehrteres tun, als bei ihm zu bleiben und ihn an einem Besuch beim Arzt zu hindern.
Sie fragte die Verkäuferin in der Teestube nach dem nächstbesten Hotel garni, und dann gingen sie beide wieder stumm die Straße hinunter. Der Mann sagte nicht nur nichts, sondern schaute sich auch nicht mehr neugierig um, wie er das bisher getan hatte.
»Gefallen Ihnen Ihre neuen Kleider?« fragte sie schließlich in dem Bemühen, Konversation zu machen. Er trug die Tragetasche mit seiner Rüstung und seiner Pluderhose unter dem Arm.
Er gab ihr keine Antwort, schritt weiter mit gefurchter Stirn neben ihr her.
In dem Hotel garni war nur noch ein Zimmer frei. Und Dougless begann ihn in das Hotelbuch einzutragen. »Bestehen Sie immer noch darauf, daß Ihr Name Nicholas Stafford ist?«
Die Frau in der kleinen Empfangsloge lächelte. »Oh, wie der von der Kirche.« Sie nahm eine Ansichtspostkarte von der Gruft in der Kirche aus einem Ständer und betrachtet sie. »Sie sehen ihm ähnlich, wirken nur ein bißchen lebendiger.« Sie lachte über ihren eigenen Witz. »Erste Tür rechts. Das Bad ist am Ende des Flurs.«
Dougless drehte sich um, blickte den Mann an und fühlte sich plötzlich wie eine grausame Mutter, die ihr Kind aussetzt. »Sie werden Ihr Gedächtnis schon bald wiedergefunden haben«, sagte sie. »Diese Lady kann Ihnen sagen, wo Sie ein Dinner bekommen.«
»Lady?« wiederholte er. »Dinner um diese Tageszeit?«
»Also gut«, erwiderte sie frustriert. »Frau und Supper hätte ich besser sagen sollen. Ich wette, nach einem guten Schlaf wird Ihnen gewiß alles wieder einfallen.«
Ich habe nichts vergessen, Madam. Ihr könnt jetzt nicht gehen. Nur Ihr wißt, wie ich zurückkomme in meine Zeit.«
»Geben Sie mir erst mal ein bißchen was von Ihrem Zaster, ja? Lediglich die fünfzig Piepen, die wir ausgemacht haben. Das ist. . .« Zu ihrem Schrecken waren das nur dreißig Pfund. Ein Einbettzimmer mit Frühstück in diesem Hotel hatte aber vierzig Pfund gekostet. Doch abgemacht war abgemacht. »Wenn Sie mir nur diese dreißig Pfund geben würden, und dann bin ich auch schon weg.«
Sie hatte sein Papiergeld, und sie gab es ihm bis auf die dreißig Pfund zurück. »Bringen Sie diese Münzen zum Händler.« Sie wandte sich zum Gehen. »Viel Glück«, sagte sie noch mit einem letzten Blick in seine blauen Augen, die so traurig aussahen.
Als sie das Hotel verlassen hatte,
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