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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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waren. In einem Zimmer hatte ein Viktorianer die reichbeschnitzte Wandtäfelung mit Tapeten überklebt, und Dougless konnte sehen, wo Arbeiter diese inzwischen wieder vorsichtig entfernt hatten.
    Endlich langte Nicholas mit ihr in einem kleinen Raum an, der als eine Art Kabinett zu einem größeren Zimmer gehörte. Hier war das Dach offenbar erheblich beschädigt, und die breiten Dielen sahen gefährlich verrottet aus. Nicholas blickte sich traurig in diesem Raum um.
    »Das war das Zimmer meines Bruders, und ich war erst vor vierzehn Tagen hier«, sagte er leise und zuckte dann mit den Achseln, um das Bedauern aus seinem Bewußtsein zu verdrängen. Er ging über die verfaulten Dielen zu einer Wandverkleidung und drückte darauf. Nichts geschah.
    »Das Schloß ist verrostet«, sagte er. »Oder jemand hat es versiegelt.«
    Plötzlich schien ihn die Wut zu packen, und er begann mit beiden Fäusten auf die Täfelung einzuschlagen.
    Dougless rannte zu ihm, und da sie nicht wußte, wie sie ihm helfen konnte, nahm sie ihn einfach in ihre Arme und strich ihm über die Haare. »Aber, aber . . .« flüsterte sie wie zu einem Kind.
    Er klammerte sich an sie, drückte sie so fest, daß sie kaum Luft bekam. »Es war meine Absicht, daß man mich als Gelehrten in Erinnerung behalten sollte«, sagte er an ihrem Hals, und da waren Tränen in seiner Stimme. »Ich habe Mönche angestellt, die Hunderte von Büchern für mich kopierten. Ich begann mit dem Bau von Thornwyck. Ich habe . .. hatte. Es ist alles heute vergangen.«
    »Sst«, beruhigte ihn Dougless, seine breiten Schultern mit beiden Händen haltend.
    Er schob sie von sich, drehte ihr den Rücken zu, und Dougless sah, wie er sich Tränen abwischte. »Man erinnert sich an ein paar . Minuten mit Arabella auf einem Tisch«, sagte er.
    Er blickte auf sie zurück, und diesmal war sein Gesicht grimmig. »Aber wenn ich weitergelebt hätte . ..« sagte er. »Wenn ich nur weitergelebt hätte, hätte ich das alles geändert. Ich muß herausfinden, was meine Mutter wußte -muß erfahren, was ihrer Überzeugung nach meinen Namen reingewaschen und mich vor der Hinrichtung gerettet hätte. Und ich muß zurückkehren.«
    Dougless blickte ihn an und wußte mit einemmal, daß er die Wahrheit sagte. Sie hatte die gleichen Empfindungen, was ihre Familie betraf. Sie wollte auch nicht wegen all dieser idiotischen Dinge, die sie verbrochen hatte, in deren Gedächtnis bleiben. Man sollte sich ihrer wegen solcher Taten wie im letzten Sommer erinnern, als sie sich freiwillig dafür gemeldet hatte, Kindern zu helfen, die nicht lesen konnten. Sie hatte drei Tage die Woche im Betreuungszentrum mit Kindern verbracht, von denen kaum eines in seinem Leben so etwas wie Liebe erfahren hatte.
    »Wir werden es schon finden«, sagte sie leise. »Wenn es heute noch existiert, werden wir es bestimmt entdecken, und wenn Sie das haben, was Sie hier suchen, werden Sie sicherlich wieder in Ihre Zeit zurückgeschickt —«
    »Ihr wißt, wie man das macht?« fragte er.
    »Nein. Vielleicht passiert das einfach, sobald Sie im Besitz der Information sind, deretwegen Sie hierhergeschickt wurden.«
    Er sah sie stirnrunzelnd an; doch dann verwandelte sich sein finsterer Blick in ein Lächeln. »Ihr haltet mich nicht länger für einen Lügner?«
    »Kaum. Niemand könnte ein so perfekter Schauspieler sein.« Sie wollte über das, was sie sagte, nicht nachdenken. Ein Mensch konnte doch unmöglich aus dem sechzehnten in das zwanzigste Jahrhundert versetzt werden; aber andererseits . ..
    »Schauen Sie nur«, sagte sie und berührte mit den Fingerspitzen das Holz der Wandverkleidung, gegen die er mit beiden Fäusten getrommelt hatte. Da stand eine kleine Tür ungefähr einen Zoll weit offen.
    Nicholas öffnete sie ganz. »Mein Vater hat nur meinem Bruder von diesem Versteck erzählt, und Kit zeigte es mir nur eine Woche, bevor er starb. Ich habe keinem davon ein Wort erzählt.«
    Sie sah zu, wie er eine Hand in die Höhlung dahinter schob und dann eine Rolle vergilbten brüchigen Papiers herausholte. Nicholas blickte es betroffen an. »Ich habe dieses Papier erst vor vierzehn Tagen hier hineingelegt.«
    Dougless nahm ihm die Rolle ab und zog sie ein wenig auseinander. Das Papier war von oben bis unten, ohne Rand, mit Schriftzeichen bedeckt. Doch sie konnte sie nicht verstehen. »Können Sie das lesen?«
    »Das möchte ich meinen, da ich es selbst geschrieben habe«, sagte er, während er in die Höhlung hineinblickte. »Ah, hier

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