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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie von den Ständern weg.
    Die nächste Führung wurde aufgerufen, und nachdem Dougless für sie beide Karten gekauft hatte, betraten sie zusammen mit einem Dutzend Touristen das Haus. Das Innere des Gebäudes sah aus wie die Dekoration für ein Theaterstück über Elizabeth I. Es war mit dunklem Eichenholz getäfelt, und es standen schwarz gebeizte Eichenstühle aus der Zeit Jakobs I. in den Räumen, geschnitzte Eichentruhen, und Ritterrüstungen hingen an den Wänden.
    »Sieht das schon eher nach dem aus, was Sie gewohnt waren?« fragte Dougless Nicholas im Flüsterton.
    Da lag ein Ausdruck von Widerwillen auf seinem hübschen Gesicht, während er mit gekräuselter Oberlippe erwiderte: »Das ist nicht mein Haus. Höchst unerfreulich, daß es so weit kommen sollte.«
    Dougless hingegen gefiel das Haus, aber sie sagte ihm nicht, daß sie es schön fand, weil der Fremdenführer mit seinem Vortrag begonnen hatte. Sie hatte die Erfahrung gemacht, daß die englischen Reiseführer den höchsten Ansprüchen genügten und ihr Thema absolut beherrschten. Die Frau, die hier die Fremdenführung übernommen hatte, erzählte ihnen gerade die Geschichte des Hauses, das 1302 vom ersten Stafford als Burg gebaut worden war.
    Nicholas hörte ihr stumm zu - bis sie zur Zeit Heinrichs des Achten kam.
    »Im Mittelalter war die Frau Besitz des Ehemanns«, erzählte die Fremdenführerin, »der mit ihr nach Gutdünken verfahren konnte. Frauen besaßen keine Macht.«
    Nicholas schnaubte laut. »Mein Vater hatte meiner Mutter nur einmal zu sagen gewagt, daß sie sein Eigentum sei — aber nie wieder.«
    »Pst«, zischelte Dougless, weil sie nicht von ihm blamiert werden wollte.
    Sie gingen in einen anderen Raum. Die Dunkelheit, die hier herrschte, war bedrückend. »Kerzen waren damals sehr teuer«, erklärte die Fremdenführerin, »und entsprechend düster war das Leben des Menschen im Mittelalter.«
    Nicholas machte den Mund auf, um ihr offenbar zu widersprechen; aber Dougless stieß ihn rasch mit dem Ellenbogen in die Rippen. »Wo ist Ihr Schatz?« fragte sie.
    »Ich möchte hören, was Eure Welt über die meine denkt«, antwortete er. »Warum scheint Ihr heute zu glauben, wir hätten keine Fröhlichkeit gekannt?«
    »Ich schätze, angesichts der vielen Seuchen und Plagen und der Besuche beim Bader, der Ihnen die Zähne ausriß, konnte unserer Ansicht nach wenig Raum bleiben für Kurzweil und Spaß.
    »Wir haben die Zeit, die uns dafür blieb, gründlich genützt«, sagte er, als die Gruppe wieder in einen anderen Raum hinüberwechselte. Sobald sie dort eingetreten waren, öffnete Nicholas eine Tür, die in der Täfelung versteckt war, und sofort begann ein Gerät mit schrillem Tönen Alarm zu schlagen. Dougless warf die Tür sofort wieder zu und begegnete dem Blick der Fremdenführerin mit einem kläglichen, um Entschuldigung bittenden Grinsen. Sie fühlte sich wie ein Kind, das man dabei ertappte, wie es die Hand in eine mit flüssigem Kuchenteig gefüllten Backform steckte.
    »Benehmen Sie sich!« zischelte sie Nicholas zu. »Wenn Sie jetzt gehen wollen - ich bin nur zu gern bereit, Ihrem Beispiel zu folgen.«
    Aber Nicholas wollte nicht gehen. Er begleitete die Fremdenführerin von einem Zimmer zum anderen, schnaubte ab und zu höhnisch bei ihrem Vortrag, ohne ihn jedoch zu unterbrechen.
    »Wir kommen jetzt zu dem bei unserem Publikum beliebtesten Zimmer«, sagte die Fremdenführerin mit einem feinen Lächeln, das ihren Zuhörern etwas Amüsantes ankündigte.
    Nicholas, der größer war als Dougless, schaute in das Zimmer hinein, ehe Dougless Gelegenheit hatte, eine Blick hineinzuwerfen. »Wir gehen jetzt«, sagte er steif, so daß Dougless ein großes Interesse daran hatte, dieses Zimmer zu besichtigen.
    Die Fremdenführerin begann: »Das war Lord Nicholas Staffords Privatgemach, und man würde ihn heute, noch höflich ausgedrückt, als Schürzenjäger bezeichnen. Wie Sie dort sehen können, war er ein sehr hübscher Mann.«
    In diesem Moment drängelte sich Dougless nach vorn. Dort hing über dem Kamin ein Porträt von Lord Nicholas Stafford - ihrem Nicholas. Er war genauso gekleidet, wie sie ihn zum erstenmal gesehen hatte - mit Schnurr- und Knebelbart und er sah auf dem Gemälde so gut aus wie jetzt.
    Natürlich war er nicht die gleiche Person, sagte Dougless sich, aber sie war bereit, zuzugeben, daß er ein Nachkomme dieses Lords sein mußte.
    Die Fremdenführerin fuhr nun mit einem Lächeln, weil sie das, was sie jetzt zu

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