Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
ohne Mann zurechtkam. Sie konnte nicht einmal zwei Meilen weit vom Haus wegreiten, ohne von Räubern überfallen zu werden.
    Und selbst wenn sie ihn verlassen könnte, würde das bedeuten, daß er dieser ränkesüchtigen Lettice ausgeliefert war.
    Was für eine Alternative hatte sie noch, wenn sie weder hierbleiben noch das Haus verlassen konnte? Sie könnte sich noch stärker darum bemühen, Nicholas zu verführen, und würde dann nach einer wundervollen Liebesnacht in das zwanzigste Jahrhundert zurückkehren. Ohne Nicholas. Allein. Ihn nie mehr sehen. Sie stellte sich vor, wie sie zu Hause in Maine allein in einer Ecke saß und dachte, sie würde alles, was sie besaß, dafür gebenl, daß sie Nicholas wiedersah und wieder mit ihm sprechen könne. Es wäre ihr egal, daß er mit hundert Frauen zusammenlebte, wenn sie ihn nur noch einmal sehen dürfte.
    »Die Frauenrechtlerinnen haben so eine Situation nicht berücksichtigt«, sagte sie unter Tränen. Die Frauenrechtlerinnen sagten, du würdest es dir nicht gefallen zu lassen brauchen, wenn dein Kerl eine Affäre mit einer anderen hätte, und so wäre es ihr ganz bestimmt nicht zuzumuten, daß er eine andere heiratete.
    Er war alles oder nichts. Wenn sie Nicholas behalten wollte, mußte sie ihn in jeder Hinsicht mit einer anderen teilen - räumlich, zeitlich, körperlich, geistig. Ihn verlassen bedeutete eine absolute, ewige Einsamkeit für Dougless und den wahrscheinlichen Tod für ihn und seine Familie.
    Bei jeder dieser Überlegungen weinte sie heftiger. Tage vergingen, und sie weinte noch immer. Honoria sorgte dafür, daß Dougless jeden Tag angekleidet wurde, und suchte sie zum Essen anzuhalten, aber Dougless brachte keinen Bissen hinunter. Sie wollte weder essen noch schlafen. Sie dachte nur immer an Nicholas.
    Anfangs waren die andern Mitglieder des Stafford-Haushalts voller Anteilnahme. Sie wußten, warum sie weinte. Sie hatten beobachtet, wie Nicholas und sie sich einander ansahen, wie sie sich bei den Händen faßten. Manche seufzten und erinnerten sich an ihre erste Liebe. Sie hatten Mitleid mit Dougless, als Nicholas abreiste, um eine andere zu heiraten und sie mit gebrochenem Herzen zurückblieb und weinte. Aber ihr Mitleid nützte sich ab, als die Tage vergingen und Dougless immer noch nicht aufhören wollte zu jammern. Sie begannen sich zu fragen, wozu diese Frau denn noch nütze sei. Lady Margaret hatte Dougless alles gegeben, und Dougless gab ihr dafür nichts. Wo waren die neuen Spiele, die neuen Lieder, die diese Frau ihr verschaffen sollte?
    Am vierten Tag rief Lady Margaret Dougless zu sich.
    Dougless, entkräftet vom Fasten und von endlosen Tränen, stand mit gesenktem Kopf und nassen Wangen vor Lady Margaret. Ihr Gesicht war geschwollen und rot.
    Lady Margaret schwieg eine Weile, als sie Dougless gebeugten Kopf sah, ihr leises Schluchzen hörte. »Hör auf!« befahl Lady Margaret. »Ich habe Eure Heulerei satt.«
    »Ich kann nicht aufhören«, sagte Dougless mit einem Schluckauf. »Die Tränen wollen nicht aufhören zu fließen.«
    Lady Margaret verdrehte die Augen. »Habt Ihr denn kein Rückgrat? Mein Sohn war ein Narr, als er meinte, Euch zu lieben.«
    »Ich gebe Euch recht. Ich bin seiner nicht wert.«
    Lady Margaret setzte sich hin und betrachtete nachdenklich Dougless’ gebeugten Kopf. Sie kannte ihren jüngeren Sohn sehr genau und wußte, daß die Tränen dieser Frau sein weiches Herz rühren würden. Schon glaubte Nicholas, seine Pflicht nicht erfüllen und diese Culpin-Frau nicht heiraten zu können. Wie würde seine Ehe wohl verlaufen, wenn er zurückkam und diese seltsame rothaarige Frau sah, die aus Liebe zu ihm heulte? Lady Margaret hatte Kit stets zur Vernunft bringen können, aber Nicholas hatte wie sein Vater einen Dickschädel. Sie traute es Nicholas zwar nicht zu: Aber es konnte passieren, daß er seine Ehe hinwarf, wenn er zurückkam und die rot verweinten Augen dieser Dougless sah.
    Lady Margaret fuhr fort, den gesenkten Kopf vor sich zu betrachten. Diese Frau mußte aus dem Haus. Aber warum zögerte sie, diesen Entschluß in die Tat umzusetzen? Warum hatte sie überhaupt erlaubt, daß diese Frau in ihrem Haus aufgenommen wurde? Anfangs war Nicholas empört gewesen über seine Mutter, weil sie dieser eigenartig gekleideten, seltsam redenden jungen Frau so sehr vertraut hatte, daß sie eine ihr unbekannte Pille von ihr angenommen hatte. Doch Lady Margaret hatte nur einen Blick auf ihr Gesicht geworfen und ihr vertraut - ihr

Weitere Kostenlose Bücher