Mehr als nur Traeume
Ihre Klasse verehrte sie; aber Gloria schien sie zu hassen. War sie, Dougless, tatsächlich eifersüchtig auf das Mädchen? Ließ sie dieses Kind unwissentlich spüren, daß sie Robert nicht mit seiner eigenen Tochter teilen wollte? Jedesmal, wenn Dougless’ Gedanken diese Wendung nahmen, schwor sie sich, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um Glorias Sympathie zu gewinnen, was in der Regel darauf hinauslief, daß sie losfuhr und ein teures Geschenk für Gloria kaufte.
Die andere sie beherrschende Emotion war der Zorn. Konnte Robert nicht einmal - ein einziges Mal nur - ihre Partei ergreifen ? Konnte er nicht wenigstens versuchen, Gloria klarzumachen, daß Dougless’ Wohlbefinden wichtiger sei als die verdammten Koffer seiner Tochter? Oder vielleicht Gloria darauf hinweisen, daß Dougless einen Namen besaß und nicht immer mit sie oder die apostrophiert werden wollte? Aber bisher schien Robert nicht einmal die Möglichkeit einer Parteinahme für Dougless in Betracht gezogen zu haben.
Und Dougless wagte nicht, Robert zu verärgern. Wenn sie ihn verärgerte, würde sie nicht von ihm bekommen, wonach es sie so sehr verlangte - nach einem Heiratsantrag.
Denn Dougless wünschte sich nichts sehnlicher im Leben, als verheiratet zu sein. Sie hatte nie diesen brennenden Ehrgeiz ihrer älteren Schwestern besessen. Sie wollte nur ein behagliches Heim, einen Ehemann und ein paar Kinder haben. Vielleicht würde sie eines Tages Kinderbücher schreiben; aber sie hatte nicht unbedingt vor, in ihrem Beruf Karriere zu machen.
Achtzehn Monate ihres Lebens hatte sie in Robert investiert, und er war ein so ideales Ehemann-Material: groß, gutaussehend, gut gekleidet, ein exzellenter orthopädischer Chirurg. Er war ordentlich, hängte stets seine Kleider weg, jagte nicht den Frauen nach, kam stets zu der Zeit nach Hause, zu der er sich angekündigt hatte. Er war zuverlässig, vertrauenswürdig, treu - und er brauchte sie so sehr.
•Robert hatte als Kind nicht viel Liebe erfahren, und er versicherte ihr, daß ihr weiches, großzügiges Herz das wäre, wonach er sein ganzes. Leben hindurch gesucht habe. Seine erste Frau, von der er sich vor mehr als vier Jahren hatte scheiden lassen, war ein kalter Fisch gewesen, eine zur Liebe unfähige Frau. Sie sagte, daß er sich eine »dauerhafte Beziehung« mit Dougless wünsche - worunter sie eine Ehe verstand; doch zuerst wollte er wissen, wie gut sie beide »harmonierten«. Schließlich hatte er in seiner Ehe bitter leiden müssen. Mit anderen Worten: Er wollte zunächst ohne Trauschein mit ihr zusammenleben.
Also war Dougless in sein großes, schönes, teures Haus gezogen und hatte alles getan, was in ihren Kräften stand, um Robert zu beweisen, daß sie so warmherzig, großzügig und liebevoll sei, wie seine Mutter und seine erste Frau gefühllos und kalt gewesen waren.
Abgesehen von ihrem problematischen Verhältnis zu Gloria, war das Leben mit Robert großartig. Er war ein sehr aktiver Mann, und sie gingen zusammen zum Tanzen, unternahmen viele Fuß- und Radwanderungen, empfingen oft Gäste und gingen ebenso häufig zu Parties.
Robert war so viel besser als die anderen Männer, mit denen Dougless sich bisher getroffen hatte, daß sie ihm seine kleinen Marotten nachsah, die zumeist mit Geld zu tun hatten. Wenn sie zusammen zum Einkaufen gingen, »vergaß« er regelmäßig, sein Scheckheft mitzunehmen. Am Kartenschalter im Theater oder wenn der Ober in einem Restaurant die Rechnung brachte, stellte er fest, daß er seine Geldbörse zu Haus gelassen hatte. Wenn Dougless sich beschwerte, pflegte er sie auf das neue Zeitalter der Gleichberechtigung hinzuweisen, und daß sich die meisten Frauen förmlich danach drängten, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. Dann küßte er sie zärtlich und brachte sie in irgendein teures Lokal zum Essen - wo er dann die Rechnung bezahlte.
Dougless wußte, daß sie mit diesen kleinen Unarten wie Roberts Pfennigfuchserei leben konnte; aber Gloria brachte sie fast zur Verzweiflung. Für Robert war diese pummelige, schlecht erzogene, verlogene Göre die Perfektion auf Erden, und weil Dougless seinen Standpunkt nicht teilen wollte, begann Robert Dougless als Feind zu betrachten. Wenn sie zu dritt etwas unternahmen, waren Robert und Gloria stets Verbündete, die Partei gegen Dougless ergriffen.
In diesem Moment bot Gloria im Beifahrersitz ihrem Va-ter eine Praline aus der Schachtel an, die sie auf ihrem Schoß hielt. Keiner der beiden kam auch nur auf den
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