Mehr als nur Traeume
Lederbeutel, und dann mußten sie in der Tragetasche und in seinen anderen Kleidern nach dem Papiergeld suchen.
»Er will für die Kleider das Papier nehmen?« flüsterte der Graf und lächelte dann. »Ich werde ihm so viel Papier geben, wie er haben möchte. Er ist ein Narr.«
»Das Papier ist Geld, und man kann es in Gold Umtauschen«, sagte sie, als sie den Laden verließen.
»Jemand würde mir für dieses Papier Gold geben?«
»Jede Bank würde das tun.«
»Was ist eine Bank?«
>Eine Bank ist eine Stelle, wo man sein Geld verwahren kann. Geld, das man nicht benötigt, heißt das. Wo verwahren Sie denn Ihr Geld?«
»In meinem Haus«, erwiderte er verblüfft.
»Oh, ich verstehe«, erwiderte sie lächelnd. »Sie graben ein Loch und verstecken es im Garten. Nun, heutzutage trägt man es auf eine Bank, wo es Zinsen bringt.«
»Was ist das - Zinsen?«
Dougless stöhnte. »Hier ist eine Teestube. Haben Sie Hunger?«
»Ja«, antwortete er und öffnete die Tür für sie.
Der Nachmittagstee war eine Sitte, an die Dougless sich rasch gewöhnt hatte. Es war himmlisch, sich um vier Uhr nachmittags an einen Tisch zu setzen, köstlich heißen Tee zu trinken und ein frisches Hörnchen dazu zu essen.
Sie ballte die Hände zu Fäusten, als sie an Gloria dachte. Wußte Robert, daß Gloria ihre Handtasche mitgenommen hatte? Wußte er, daß er Dougless mittellos auf dem Friedhof hatte stehen lassen, allein und der Willkür dieses verrückten Mannes ausgeliefert?
Sie mochte nicht glauben, daß er das gewußt hatte. Robert war im Grunde kein böser Mensch. Wenn er das gewesen wäre, hätte er seine Tochter nicht so sehr geliebt. Dougless wußte, daß er Gloria gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte, weil er sie nach der Scheidung der Mutter überließ. Und um das Manko, daß er sie verlassen hatte, wieder gutzumachen, verwöhnte er sie während der Besuchszeiten und hatte sie deshalb auch auf diese Urlaubsreise mitgenommen. Und es war eine ganz natürliche Sache, daß Gloria um die Liebe ihres Vaters kämpfte. Es war eine natürliche Erscheinung bei einem Kind, auf Dougless eifersüchtig zu sein.
Dougless wußte, daß sie auf die Knie fallen und um Vergebung flehen würde, wenn Robert in diesem Moment in die Teestube gekommen wäre.
»Kann ich Ihnen helfen?« sagte die Frau hinter dem Ladentisch.
»Tee für zwei Personen«, erwiderte Dougless. »Und zwei Hörnchen bitte.«
»Wir haben heute auch Erdbeertörtchen mit Schlagsahne«, sagte die Frau.
Dougless nickte, und ein paar Sekunden später schob die Frau ihr ein Tablett über den Ladentisch zu. Dougless bezahlte, nahm das Tablett auf und blickte den Grafen an. »Sollen wir draußen essen?«
Er folgte ihr in den kleinen Garten, der von einer mit rankendem Wein bedeckten Ziegelmauer umgeben war. Sie setzte das Tablett ab und begann, den Tee auszuschenken. Sie hatte auch am ersten Tag, als sie nach England kam, den Tee nach der Gewohnheit der Einheimischen mit Milch getrunken und dies als eine köstliche Bereicherung empfunden.
Der Graf ging inzwischen in dem kleinen Garten umher und studierte das Mauerwerk und die Pflanzen. Sie rief ihn an den Gartentisch zurück und reichte ihm eine gefüllte Tasse Tee und ein Hörnchen.
Er betrachtete zunächst den Tee mißtrauisch und nahm dann einen kleinen Schluck. Nachdem er zwei Schluck davon genommen hatte, blickte er Dougless mit so unverhohlener Freude an, daß sie lachen mußte. Sie schenkte ihm eine zweite Tasse ein, als er die erste nun auf einen Zug geleert hatte, und nun nahm er das Hörnchen zur Hand und betrachtete es.
Es war einem südamerikanischen Zuckerhörnchen ähnlich; aber mit Rosinen gefüllt. Sie nahm es ihm ab, zerbrach es in zwei Hälften, tauchte eine Hälfte in Schlagsahne ein und gab es ihm zurück. Er biß nun in das Gebäck, und während er den Bissen kaute, sah er aus wie ein Mann, der sich soeben verliebt hatte.
In wenigen Minuten hatte er den ganzen Tee ausgetrunken und die beiden Hörnchen verzehrt. Dougless ging in den Laden zurück und ließ sich das Tablett zum zweitenmal mit Hörnchen und Tee beladen. Als sie mit dem Tablett in den Garten zurückkam, blickte er sie an.
Was hat Euch veranlaßt, in der Kirche zu weinen?«
»Ich ... ich glaube nicht, daß Sie das etwas angeht.«
»Wenn ich zurückkehren soll - und ich muß zurückkehren - muß ich auch wissen, was mich hierhergebracht hat.«
Dougless legte ihr halb aufgegessenes Hörnchen auf dem Teller ab. »Sie werden doch jetzt
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