Mehr Geld verdienen mit Rohstoffen
Industrialisierung und den kometenhaften Aufstieg insbesondere Großbritanniens, später der USA und von Mächten wie dem Deutschen Reich fiel China relativ gesehen stark zurück und wurde auch politisch zum Spielball fremder Mächte. Das zeigte sich wirtschaftlich daran, dass der Anteil Chinas an der weltweiten Güterproduktion immer weiter schrumpfte, bis im Jahr 1953 mit 2,3 Prozent der absolute Tiefpunkt erreicht war. Doch ab diesem Zeitpunkt verkehrte sich der 150 Jahre dauernde wirtschaftliche Rückgang Chinas in sein Gegenteil: Chinas Anteil an der weltweiten Güterproduktion ist seit 1953 ständig gestiegen. Bis 1980 hatte sich dieser Anteil auf 5 Prozent mehr als verdoppelt, inzwischen dürfte die Marke von 10 Prozent erreicht sein. Wird China wieder den Anteil von 32,8 Prozent erreichen, den es im Jahr 1750 hatte? Eine seriöse Prognose darüber ist natürlich unmöglich. Aber wundern würde es mich nicht.
Übrigens: Wenn Sie der Ansicht sind, dass der chinesische Wirtschaftsboom durch die kommunistische Führungsriege behindert wird, dann liegen Sie falsch. Denn schon 1978 betrieb der damalige Führer der chinesischen KP, Deng Xiaoping (1997 verstorben), eine sehr pragmatische Wirtschaftspolitik, die er wie folgt rechtfertigte: »Egal, ob die Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache, sie fängt Mäuse.« Darum geht es, und genau deshalb gibt es im offiziell kommunistischen China einige der hervorragendsten Kapitalisten der Welt.
1.4 Die Angebotsseite
Während die Nachfrage nach Rohstoffen steigt, stagniert das Angebot. Nehmen wir einen der wichtigsten strategischen Rohstoffe: das Erdöl. Die USA, einst der größte Ölförderer der Welt, haben schon 1971 den Zenit ihrer Erdölförderung überschritten. Großbritannien folgte 1999. 4 Auch die norwegische Erdölproduktion überschritt Ende der 1990er-Jahre ihren Höhepunkt. Seit ca. 1997 geht die Erdölförderung Europas insgesamt zurück. Dieser Produktionsrückgang konnte bis jetzt von OPEC-Mitgliedern wie Saudi-Arabien relativ problemlos ausgeglichen worden. Und mehr als das: Auch die steigende Erdölnachfrage Chinas konnte bedient werden. Doch inzwischen ist die OPEC in die Nähe ihrer maximalen Produktionskapazität gelangt. Das Angebot beginnt insgesamt zu stagnieren. Gleichzeitig steigt die Nachfrage weiter. Rohöl ist ein klassisches Beispiel für einen strategischen Rohstoff mit mehr oder weniger stagnierendem Angebot.
Und Erdöl ist im Bereich Rohstoffe nicht die Ausnahme. Nehmen wir Silber. Zwar wurde in den letzten Jahren etwas mehr aus Silbergruben geholt – 2011 lag die Minenproduktion bei 23 800 Tonnen, 2010 bei 23 100 Tonnen. 5 Die wichtige Quelle Silberrecycling hingegen zeigt sich sehr wechselhaft. 2009 wurden in den USA gut 300 Tonnen weniger Silber recycelt als 2005. Danach stieg die Recyclingquote wieder an. Es bleibt abzuwarten, ob dies ein neuer Trend ist. Bald könnte das Angebot an Silber insgesamt sogar sinken. Vor einigen Jahren warnte die US-Behörde USGS davor, dass der damals bekannte Bestand an Silberreserven bei der damaligen Förderung nur noch schätzungsweise 14 Jahre reichen würde. 6 Es wurden dann zwar bedeutende neue Vorkommen entdeckt, doch eins ist klar: Wenn ohne neu entdeckte Vorkommen die vorhandenen Bestände in 14 Jahren aufgebraucht sind, ist dies keineswegs ein entspannendes Polster.
Sie merken es schon: Besonders interessant sind meiner Ansicht nach die Rohstoffe, bei denen das Angebot aktuell stagniert und bald fallen wird – bei gleichzeitig weiter steigender Nachfrage. Denn das ist eine sehr gute Kombination für steigende Preise.
Das Angebot stagniert
Für dieses Kapitel entscheidend ist: Per saldo stagniert das weltweite Rohstoffangebot derzeit mehr oder weniger. Bei einer zunehmenden Zahl von Rohstoffen geht das Angebot tendenziell bereits jetzt zurück. Es ist eine Binsenweisheit, dass die Rohstoffvorkommen begrenzt sind. Irgendwann werden einfach keine neuen Öl- oder Silbervorkommen mehr gefunden, und die vorhandenen sind aufgebraucht.
Bei anderen Rohstoffen lässt sich das Angebot noch erhöhen. Aber – und das ist das Entscheidende – es braucht seine Zeit. Und genau das ist der Grund dafür, dass Rohstoff-Bullenmärkte in der Vergangenheit oft mindestens zehn Jahre angedauert haben. Das wird wahrscheinlich auch diesmal nicht anders sein. Der aktuelle Rohstoff-Bullenmarkt begann unserer Einschätzung nach Ende 2001, bei einzelnen Rohstoffen mag er schon etwas früher begonnen
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