Mehr Sex weniger Abwasch
Entscheidungen, die Ihr Leben berühren, nicht schleifen.
Der Ökonom erörtert das Thema aktive Entscheidungsfindung natürlich normalerweise nicht im Kontext von Sex oder Partnerschaft. Das Thema kommt bei ihm eher in Bereichen wie Gesundheitsökonomie, Vertragstheorie oder Ruhestandsrücklagen zur Sprache. Sollte ich mich gesetzlich oder privat krankenversichern? Wie viel Prozent von meinem Einkommen sollte ich für die Altersvorsorge zurücklegen? Oder sollte ich mich auf die Betriebsrente verlassen? Sollte ich das Abonnement meiner Fachzeitschrift, die ich sowieso nie lese, kündigen oder es mit automatischer Verlängerung weiterlaufen lassen?
Jahrelang gingen Wirtschaftswissenschaftler davon aus, dass wir auf derlei Fragen mit der Antwort reagieren, die am vernünftigsten scheint. Wer einen Arzt frei wählen möchte, entscheidet sich für die Privatversicherung. Wer auch mit 80 noch ein sicheres Dach über dem Kopf haben will, zahlt in eine Lebensversicherung ein. Doch Studien haben ergeben, dass wir lieber am Status quo festhalten, als eine Wendung zum Besseren zu vollziehen. Das Festhalten an Altem und Bewährtem (auch als passive Entscheidungsfindung bezeichnet), spart uns Zeit und gedankliche Arbeit, führt aber nicht zu optimalen Ergebnissen. Wir sparen dabei nichts, sondern geben am Ende sogar mehr Geld aus, weil wir eine zu teure Krankenversicherung haben oder unser Abonnement nicht kündigen.
Wie wir festgestellt haben, ist die aktive bzw. passive Entscheidungsfindung für die Ökonomie einer Partnerschaft von größter Bedeutung. Wir sind zum Beispiel passiv, wenn es darum geht, das erotische Feuer am Lodern zu halten, machen lieber ein Sudoku als Sex zu haben, sehen lieber fern, als uns zu unterhalten und trinken lieber ein Glas Wein, als auf dem Laufband zu schwitzen. Es braucht eine aktive Entscheidung, um diese Gewohnheiten zu durchbrechen. Zum anderen sind wir auch in unserer Sicht auf die Beziehung, die nie wieder so sein wird, wie sie einmal war, passiv. Warum sich also grämen?
Zurück zu Rob und Ellen. Die beiden hatten nicht die aktive Entscheidung getroffen, aus dem alltäglichen Trott herauszukommen und ihr Liebesleben aufzupeppen. Und sie hatten zudem nicht die aktive Entscheidung getroffen, auch die Gewinne ihrer Ehe und nicht immer nur die Verluste zu sehen. Doch Entscheidungen müssen aktiv getroffen werden, um den Status quo auf die Jetztzeit umzustellen.
Das ein oder andere mag ja » schlechter« geworden sein (weniger Sex, seltener Zeit für sich selbst). Aber was ist » besser« geworden? Welche Gewinne gab es?
Um eine Antwort auf diese Fragen zu finden, mussten Rob und Ellen einige Daten sammeln (Ökonomen lieben Daten – wir übrigens auch), was sie auf unseren Rat hin auch taten. Sich gemeinsam hinzusetzen und niederzuschreiben, was sich verändert hat, erleichtert es, sich die eigene Risikoaversion bewusst zu machen.
Status quo gestern
Status quo heute
Nächtelang durchmachen
Film gucken; Pizzaservice anrufen
60 km Radtour, danach Burgeressen
60 Minuten Spielplatz, Zeichentrickserien
Nickerchen
Kein Nickerchen
Ausgehen
Nachtschichten
Französische Bulldogge
Zwei wunderbare Kinder
Urlaub am Meer
Urlaub in Disneyland
Interessante Unterhaltungen
Altersvorsorge besprechen
Existenzangst
Existenzangst
Den ganzen Tag in Schlabberklamotten verbringen
Ordentlich angezogen sein
Orgasmus: mehrfach
Orgasmus: ein echter, zw ei vorget äuschte
Mal ehrlich: Die rechte Spalte enthält keine Verluste an sich, sondern im Vergleich zur rechten Spalte lediglich andere Arten von Aktivitäten. Als Rob und Ellen ihre jeweiligen Listen besprachen, wurden sie an die positiven Seiten ihrer Ehe erinnert – an die Zeit, die sie mit ihren Kindern verbrachten – beim Entenfüttern oder zusammengekuschelt auf dem Sofa vor dem Fernseher.
Überdies wurde ihnen bewusst, dass sie einige Dinge aus ihrem vergangenen Leben wieder aufnehmen konnten, wenn sie es nur richtig angingen. Sie könnten ein Wochenende ohne Kinder verbringen, indem sie Robs Eltern die Enkel überließen. Sie könnten einen Babysitter engagieren und sich wieder häufiger mit ihren Freunden treffen. Einen faulen Sonntagmorgen konnten sie sich zwar nicht mehr so richtig vorstellen – zumindest nicht für die nächsten Jahre –, aber Ellen meldete sich immerhin für ein Radrennen an. Und Rob trat einem Bowling-Club bei. Gewiss, sie hatten auf ihrem gemeinsamen Lebensweg einige vergnügliche und romantische Dinge eingebüßt, aber
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