Mehr Sex weniger Abwasch
wollen, bis sie nicht › wenigstens den Kaufpreis wieder drin haben‹, geht Investoren wohl mehr Geld verloren als durch irgendeine andere Ursache«, schreibt Philip Fisher, Autor von Die Profi-Investment-Strategie. Auf der anderen Seite, so Fisher weiter, gibt es » so gut wie nie« den besten Zeitpunkt für den Verkauf einer Gewinnaktie.
Das Problem ist, dass unser bevorzugter Status quo sich an dem von gestern orientiert, der aber per definitionem entschwunden und vorbei ist. Er hat mit der Gegenwart nichts mehr zu tun. Der Status quo heute kann ein ganz anderer sein, doch solange wir unseren Blick in die Vergangenheit richten, können wir das, was heute gilt, nicht akzeptieren und anerkennen. Auf Rob und Ellen bezogen heißt dies, dass sie das » neue Paar«, das sie nun waren, nicht als den neuen Status quo anerkannten – sie sehnten sich schlicht nach dem » alten Paar« zurück. Die Limerenz, das war der alte Status quo. Nichtsdestotrotz klammerten die beiden sich daran. Es war ihr Referenzpunkt, ihr spezieller Vergleichswert, auf den sie alles Neue in ihrem Leben bezogen.
Die Grafik unten orientiert sich an der Darstellung der Risikoaversion in der Grafik auf S. 67, versucht aber anhand der typischen Variablen einer Beziehung deutlich zu machen, ab welchem Punkt Rob und Ellen das Ende ihrer limerenten Phase als einen Verlust begriffen, obgleich ihre Ehe einen Riesengewinn darstellt, wie ebenfalls sehr gut erkennbar ist (an guten Tagen auch für Rob und Ellen). Doch sobald sie auf die erste aufregende Phase ihrer Verliebtheit zurückblicken, empfinden sie einen Verlust, der sie zutiefst deprimiert.
Die Lösung : Aktive Entscheidungsfindung
Was konnten Rob und Ellen also ohne eine Zeitmaschine tun?
Zunächst einmal mussten sie erkennen, dass sie nicht das Problem hatten, das sie glaubten zu haben. Nicht mehr jeden Tag Sex zu haben war nach fünf Jahren und zwei Kindern kein Problem an sich. Das war normal. Ebenso wie die Tatsache, dass man sich nicht mehr bei jedem Wiedersehen und Abschied küsste und umarmte.
Ihr Problem war, dass sie ein Problem zu haben glaubten.
Sie heirateten, weil ihnen danach war. Und weil das Gefühl dabei stimmte. Nun war das Gefühl aber ein anderes. Und das versetzte sie in Panik. Sie hatten den Fehler gemacht anzunehmen, dass die Limerenz von Dauer wäre; dabei ist sie nur eine dynamische Phase in einer Beziehung, die sich von Tag zu Tag, ja von Minute zu Minute verändert. Die Limerenz war der Status quo von damals – nicht der von heute. Während Rob und Ellen sich einredeten, sie müssten etwas zurückgewinnen, was nicht mehr bestand, entgingen ihnen die eigentlichen Gewinne ihrer Ehe.
Manche Menschen lösen dieses Problem, indem sie eine Affäre beginnen, um sich wieder jung und begehrt zu fühlen. Andere machen sich auf die Suche nach etwas, das ihnen erfüllender erscheint.
Die Schlauen aber entwickeln Realitätssinn.
» Den Paaren, die zu mir kommen, mache ich zunächst einmal verständlich, dass die Vergangenheit vergangen ist und sie sie nicht zur Sprache bringen sollten, wenn sie sie nicht unmittelbar mit der Gegenwart in Verbindung bringen können«, sagt der Psychologe Stephen Koncsol. » Das fällt den meisten sehr schwer.«
Oder wie ein Ökonom es formulieren würde: Das Festhalten an alten Referenzpunkten wie der Limerenz wird nicht zu einer optimalen Entscheidungsfindung führen. Wenn sich das Leben verändert, muss man sich selbst mitverändern.
Das fällt natürlich nicht immer leicht. Man ist es gewohnt, die Dinge auf eine bestimmte Weise zu sehen. Eine spezifische Sichtweise zu verschieben, und sei es noch so minimal, kann sich wie die Besteigung des Mount Everest anfühlen. Ja, man ist enttäuscht, beim Sex nicht jedes Mal eine halbe Stunde Vorspiel genießen zu können und wertet dies als ein Zeichen – ein Zeichen dafür, dass das erotische Feuer erloschen ist. Man fühlt sich welk und träge. Wozu also noch Sex?
Doch genau an diesem Punkt bräuchten Sie einen Wirtschaftswissenschaftler in Ihrem Schlafzimmer, der zur Stelle ist, wenn Sie sich mal wieder mit der Frage im Kreis drehen, wie und wann Ihr Beziehungsleben in ein unfreiwilliges Zölibat abrutschen konnte; der Ökonom würde dann mit den Fingern schnippen und Ihnen einen Vortrag über ein verblüffend einfaches Konzept halten: » aktive Entscheidungsfindung«. Dahinter verbirgt sich Folgendes: Bringen Sie sich aktiv in relevante Entscheidungsprozesse Ihres Lebens ein. Lassen Sie
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