Mein Afrika-Tagebuch
auf die eine oder andere W eise ausbauen. Durch die Konstruktion m it dem Verein soll das Risiko gestreut werden. V i ele Leute fanden es ein bisschen verrückt, sich ausschließlich auf Frauen zu beschränken, doch es war ein Riese n erfolg.
»Unsere Frauen sind sehr p f iffig und arbeiten sehr hart«, lachte Peres Oyugi, Kisu m us Z w eigstellenleiterin, als wir zum Jubilee Market in der Stadt fuhren, um etwas von dem W edco-Geld in A ktion zu sehen. Vor zehn Jahren, erzä h lte sie m i r, verzeichnete W edco in seinen Büchern Kreditvergaben von 18 Millionen kenianischen Shilling – etwa 250.000 US-$. H e ute beträgt das Volu m e n fast das zehnfache, 175 Millionen Shilling; allein in Kisu m u hilft die Bank mehr als 200 Gruppen und in der Region gibt es weite r e sie b en Zweigst e llen.
Der Jubilee Market i s t fanta s tisc h : v oll, laut, kunterbunt, m it großen offenen Hallen, die sich auf frischen Fisch, getrockneten Fisch, G e m üse, Nüsse und andere landwi r tsch af tliche P ro d ukte spe z i a lisieren. Ich h abe noch nie solch köstliche W a ren so schön dargeboten gesehen. Jeder Stand war ein Bild des W ohllebens und der Opulenz, jede Erdnu s s, jede Tomate und jede Chilisch o te einzi g artig hübsch arrangiert und farbenprä c htig. Unglaub l ich, dass so ar m e Menschen in solcher Hülle und Fülle schwelgten. Ich fragte Adam Koons, den CARE-Beauftragten in Westkenia, ob es so gut war, wie es aussah.
»Oja«,erwiderte er. »Meine Frau und ich kaufen auch hier ein. Kenianer haben nicht viel Geld, aber b eim Essen sind sie sehr pingelig.«
Hinter den Haupthallen f ür Lebens m ittel be f and sich eine A r t Basar m it winzigen Läden – eigentlich nur Kabuffs in dunklen Gassen, in denen, von Stoffballen bis zu kleinen Elektrogeräten, alles feilgeboten wurde. Dort lernte ich einige von W edcos munter prosperierenden Klienten kennen, unter anderem eine freundliche, aber müde aussehende Frau n a m ens Consolata Ododa. Sie verdient sich ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf von Restposten, kleinen Dingen: Batterien, Taschenla m pen, Plastikbrieftaschen, Schlüsselringen, S pielkarten. W i e alle Frauen in ihrer Gruppe arbeitet sie sieben Tage die W oche, zwölf Stunden am Tag und geht dann nach Hause und kocht das Abendessen für die Fa m ilie. Also nicht gerade ein Luxusdasein. Alle zwei W ochen fährt sie m it d e m N a chtbus nach Nairobi, kauft neue Waren und kom m t rechtzeitig z u r ü ck, um ihren Stand am nächsten Morgen ein wenig später als son s t wieder au f zu m achen. An d e m Tag war sie gerade von der Fahrt zurück und deshalb, erzählte sie m i r, » e in bisschen m üde«. Mit der ganzen Arbeit m acht sie einen durchschnittlichen U m satz von 3000 Shilling am Tag – ungefähr 30 $ –, von denen sie M i ete, Stro m , Steuern sowie Raten plus Zi ns en für den Kredit bezahlen m uss. Für ihr e n Z wölfstundentag verdient sie nor m alerweise sechs bis sieben Dollar – wohl kaum ein f ürstlic h es Salär, a ber m ehr, als sie je zu träu m en gewagt hätte, bevor W edco in ihr Leben trat. Durch solche Maßnah m en wird das Leben der Menschen Schritt für Schritt besser.
Freitag, 4. Oktober
Etwa 50 Meilen südlich von Kis u m u liegt H o m a Bay, eine träge k l eine Stadt m it Schlaglöcherfahrbahnen, glühender S onne und einer At m osphäre, als befinde sie sich unentrinnbar am falschen Ende einer langen Straße. Von Kisumu aus fährt m an d i e m eiste Zeit über ei n e extrem unebene, holprige Sch o tterfahrbahn, die jedoch in allen Karten als Landstraße ausgewiesen wird. Vor einigen Jahren hat die W eltbank auch Geld dafür gegeben, dass sie befestigt wird. Aber ein Regierungsbea m ter beziehungsweise eine Gruppe von Regierungsbea m ten bef a nden, m an solle den kenianischen Arbeitern die m ühsa m e Plackerei, unter einer heißen Sonne e i ne Straße zu asphaltieren, lieber ersparen, und steckten das Geld ein.
So etwas passiert in Kenia nicht selten. Einst ein Musterbeispiel an Ordnung und Korrektheit, herrschen nach 23 Jahren Regierung Daniel arap Moi Miss m anag e m ent und Korruption in Reinkultur. T ransparency International, eine Organisation, die weltweit Korruption untersucht, stuft es nun a l s die Nation ein, der m an a m sechstwenigsten trauen kann.
Nach Kenia kommen nur no c h B angladesh, Nigeria, Paraguay, Madagaskar und Angola. Die BBC behauptet, in einem Jahr seien in Kenia zehn Milliar d en Doll a r ö ff entlicher Gelder ve r schütt g ega
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