Mein Afrika-Tagebuch
n gen. Zehn Milli a rden Dollar! In einem Jahr! Und d a m it war es nicht ein m al an der Spitze d er Li s te.
Warum Institutionen wie die W eltbank oder der I W F, ganz zu schweigen von unseren eigenen schlaf m ützigen Regierungen, so etwas durchgehen lassen, ist m i r ein ewiges Rät s el, aber es hat unselige Konsequenzen für Gruppen wie CARE. Zunächst e i nmal bedeutet es, dass sie für viele der Dienstleistung e n sorgen m üssen, die jede anständige Regierung selbst bereitstellen würde. Des weiteren ist es s chwerer, Spenden für d i e Aufrech t erhaltung dieser Dienstleistungen zu beschaffen, denn viele Leute glauben, dass alles Geld, das nach Afrika geschickt wird, doch nur in die Tas c hen von Despoten wandert. Wenn Ihnen das irgend je m and irgendwann ein m al zu sagen wagt, müssen Sie ihm etwas i ns Auge rammen, das m indestens so groß wie ein Billa r d-Queue ist. Denn es stim m t nicht. Geld, das m an CARE – und Oxf a m und Save the Children und unzähligen anderen Organisationen – gibt, geht nicht über kor r upte Mittels m änner. Es fließt direkt in die Projekte.
Im übrigen sind im Deze m ber W a hlen und M oi m uss abtreten. Offenbar hofft m an allenthalben, dass m it einer neuen Regierung alles besser wird. »Schlechter kann es jedenfalls nicht werden«, wurde m i r m eh r fach gesagt.
»Es geht gar nicht daru m , r i esige Geldsummen auszuschütten, sondern daru m , kleine Beträge intelli g ent zu verteilen«, sagte m ir Phillip Makutsa, einer von CAREs Projektleitern in der Provinz Nyanza im Westen Kenias, als wir über unver m indert holprige Straßen in das Dorf Ogongo Tir am Rand des La m bwe-Tals fuhren. E r erklärte m i r CAREs neue Richtlinien, die im wesentlichen zweierlei beinhalten. Wenig m uss viel bewirken und Hilfe zur Selbsthilfe führen.
»Manch m al geht es um Banalit ä ten wie die Verkl e inerung der Öffnungen von G e m einschaftswassercontainern, da m it die Leute die Hände nicht mehr ins W a s ser stecken und es aus Versehen verseuc h en«, sagte Phillip. »Allein diese kleine Maßnah m e hat dafür gesorgt, dass die Durchfallerkrankungen um 85 Prozent zurückgegangen sind«, fuhr er strahlend fort. Und als wir in Ogongo Tir ank a m en, sagte er: »Hier werden Sie sehen, was ich m eine.«
Ogongo Tir ist ein weit auseinander gezogenes Dorf in einem grünen Tal, das sich dank CARE eines neuen Brunnens r ü h m en kann. Den wollten wir uns anschauen. Sicher, er war kein Weltwunder, sondern eine einfache Pu m pe m it langem Schwengel, wie m an sie i m m er noch auf vielen Ca m pingplätzen findet. Mein Großvater hatte so eine auf seiner Farm in I owa und sie stam m t e ungefähr aus dem Jahr 1900. Der Brunnen hier w ar also kaum auf d e m neuesten S t and der Technik. W as aber hat er n icht alles für die 321 Haushalte in Ogongo Tir bewirkt!
Wenn die F r auen n ä m lich bis h er, erzählte m i r einer der Dorfältesten, bei T rockenheit oder in der Trockenzeit W asser holen wollten, m ussten sie zu einer Quelle auf einem steilen, weit ent f ernten Berg, sieben Stunden hin- und zurücklaufen. Sie brachen um drei Uhr nachts im Dorf auf, da m it sie rechtzeitig wieder z u rück waren, um ihre sonstigen A ufgaben zu erledigen. Weil es so weit war, konnte keine Frau m ehr als einen Kanister m it knapp 20 Litern tra ge n.
Jetzt m üssen die Dörfler nur noch zu einer Lichtung am Dorfrand, um sich ausreichend gesundes, sauberes W asser zu holen. Das i s t eine s o tolle Sac h e für sie, dass sie alle ka m en, um uns zu begrüßen. Kinder sangen Lieder und die Alten hielten Reden. Lange Reden. Flammende Reden. Reden in S w ahili und Reden in Englisch. Diese Menschen nah m en es m it der Dankbarkeit sehr ernst.
»In unserer Vorgehensweise hat sich viel geändert«, erzählte Nick bei einer Bes i chtigungstour durch einen Gartenbaubetrieb in der Nähe, in dem dank des W assers aus dem Brunnen sogar jetzt in der Trockenzeit G e m üse wuchs.
»Früher haben wir für ein Dorf einen Brunnen gebaut oder sonst eine Verbesserungs m aßnah m e durchgeführt und sind dann woanders hingegangen. W enn irgendwann die Pu m pe kaputtging oder etwas anderes nicht funktionierte, wussten die Leute n i cht, was sie m achen sollten. Sie ka m en zu uns und baten uns, es zu reparieren, weil sie den Brunnen als unseren betrachteten. Jetzt helfen wir ihnen zwar, das Ding zu bauen, dann aber übernim m t das Dorf die gesa m t e Verantwortung dafür. Es bildet ein Ko m itee und betreibt
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