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Mein Amerika: Erinnerungen an eine ganz normale Kindheit

Mein Amerika: Erinnerungen an eine ganz normale Kindheit

Titel: Mein Amerika: Erinnerungen an eine ganz normale Kindheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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aller Ruhe das Ende des Schultags abwarten sollten. Zu diesem Behufe stellten sie die notwendigen Hilfsmittel zusammen – Spaten, dunkle Kleidung, Skimützen – und legten die sorgsam präparierte, fröhlich vor sich hin tickende Bombe auf den Schreibtisch in ihrem Zimmer. Warum sie den Zeitzünder einschalteten, ist eine Frage, die in den folgenden Tagen viele, viele Male gestellt wurde. Und die Brüder schoben sich gegenseitig erbittert die Schuld in die Schuhe. Sicher ist nur, dass sie sich zu Bett begaben, ohne dass einem von ihnen aufgefallen wäre, dass 3.01 Uhr vor 15.01 Uhr kommt.
    Um diese dunkle Stunde dann, 59 Minuten, bevor ihr Wecker losging, wurde die friedliche Nacht durch eine enorme Explosion in Doug und Joseph Willoughbys Zimmer zerrissen. Natürlich war zu der Zeit niemand in Des Moines draußen, doch jeder, der vorbeigegangen und zufällig im Moment der Explosion zum Haus der Willoughbys hinaufgeblickt hätte, hätte zuerst ein intensives gelbes Licht im ersten Stock gesehen, eine Sekunde später zwei spektakulär nach außen zerberstende Fenster und dann eine weitere Sekunde später eine große Qualmwolke und einen fidelen Konfettiregen.
    Der wahrhaft unvergessliche Teil des Ereignisses war natürlich der Knall, der unvorstellbar mächtig und erschreckend war. Bis zu 14 Straßen weiter haute er Leute aus dem Bett. In der ganzen Stadt gingen die Alarmanlagen los und in mindestens zwei Bürogebäuden auch die Sprinkleranlage. In einem Bezirk wurde kurzzeitig der Fliegeralarm aktiviert, ob durch Zufall oder als Vorsichtsmaßnahme, fand man nie heraus. Binnen weniger Momente stierten 200 000 todmüde, aus dem Bett gefallene Bürger aus ihren Schlafzimmerfenstern in Richtung eines extrem hell erleuchteten, Qualm erfüllten Hauses auf der Westseite der Stadt, durch das ein konfuser Mr. Willoughby mit zu Berge stehenden Haaren, nun aber gänzlich mit seinem Latein am Ende, stolperte und schrie: »Verdammte Scheiße! Verdammte Scheiße!«
    Doug und sein Bruder boten zwar einen lustigen, rußverschmierten Anblick und konnten in den nächsten 48 Stunden auch nichts hören, wenn es ihnen nicht direkt ins Ohr geschrien wurde, waren aber wie durch ein Wunder unverletzt. Das einzige Todesopfer war eine kleine Laborratte, die in einem Käfig auf dem Schreibtisch gewohnt hatte und jetzt nur noch ein Haufen zerfetzten Fells war. Die Explosion hob das Heim der Willoughbys drei Zentimeter aus den Fundamenten, die Rechnungen für die Reparaturen beliefen sich auf Zehntausende von Dollar. Polizei, Feuerwehr, der Sheriff und das FBI waren alle höchst interessiert, die Familie strafrechtlich zu verfolgen, aber man konnte sich nicht darauf einigen, wessen man sie anklagen sollte. Mr. Willoughby begann einen langwierigen Rechtsstreit mit seinen Versicherungen und eine lange Psychotherapie. Schlussendlich kam die gesamte Familie mit einer Verwarnung davon. Doug Willoughby und sein Bruder durften die nächsten sechs Monate das Anwesen nur zum Schulbesuch oder zur Beichte verlassen. Genau genommen haben sie immer noch Hausarrest.

    Und weiter ging’s zur Highschool.
    Die Hauptbeschäftigung dieser pickelglänzenden Jahre, in denen wir immer größer wurden, wurde das Trinken. Stets unter Leitung von Katz, für den Alkohol weniger dem Zeitvertreib diente, als vielmehr eine Art Sauerstoff war. Es war ein goldenes Zeitalter für allerlei Unerlaubtes. Für 59 Cents (gekühlt: 69) konnte man ein Sechserpack Old-Milwaukee-Bier und für 35 Cents eine Schachtel Zigaretten kaufen (aus keinem mir bekannten logischen oder historischen Grund war Old Gold unsere Lieblingsmarke an der Roosevelt High School) und sich damit für weniger als einen Dollar, Verkaufssteuern eingerechnet, einen höchst vergnüglichen Abend machen. Die Krux bei der Sache war nur, dass man als Minderjähriger kein Bier und eigentlich auch keine Zigaretten kaufen durfte.
    Katz löste das Problem, indem er der raffinierteste Bierdieb von Des Moines wurde. Seine Verbrecherkarriere begann in der siebten Klasse, als er einen durch seine Einfachheit bestechenden Plan ersann. Dahl’s hatte im Zuge seiner endlosen, stets höchst innovativen Rationalisierungen Kühlschränke aufgestellt, die sowohl von hinten als auch von vorn zu öffnen waren, damit sie von hinten vom Lagerraum aus bestückt werden konnten. Im Lagerraum war außerdem ein Holzverschlag mit leeren Pappkartons, die darauf warteten, dass man sie auseinanderfaltete, flach zusammenlegte und zum Abfall

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