Mein argentinischer Maerchenprinz
Terrasse warten Drinks.“
Ungläubig schaute Faith zu ihrem Ehemann.
Taktgefühl und Sensibilität waren nicht gerade Rauls Stärken, trotzdem konnte sie es kaum fassen, dass er seine Exfreundin zum Dinner eingeladen hatte, ohne sie – Faith – wenigstens vorzuwarnen.
Es musste ein unglücklicher Zufall sein.
Inständig hoffte sie, dass er nicht gewusst hatte, mit wem dieser Pedro zusammen war, und erwartete eigentlich, dass er diese Frau in der nächsten Minute hinauswerfen würde. Aber vermutlich gab er nur wieder einmal nichts auf ihre Gefühle. Es kribbelte ihr in den Fingern, ihm das Gesicht zu zerkratzen.
„Auf der Terrasse ist es kühler“, sagte Raul gelassen. Er wirkte nicht, als hätte er ein schlechtes Gewissen. Offensichtlich erwartete er, dass sie lächelnd mit seiner Ex plauderte, während er sich den Geschäften widmete.
Er zeigte nicht einmal einen Anflug von Verlegenheit, während er mit Pedro zum Haus ging. Am liebsten hätte Faith auf dem Absatz kehrtgemacht, doch leider hatte Sofia sich fest bei ihr eingehakt. „Ich war schon eine Weile nicht mehr hier“, erzählte Sofia, während sie zu der sonnigen, von Weinlaub umrankten Terrasse gingen, wo schon Personal bereitstand, um die Drinks zu servieren. „Sie müssen mir alles zeigen, was Raul hier zuwege gebracht hat. Die Estancia ist das Thema der gesamten Polowelt.“
Faith antwortete nicht. Wie konnte ich nur so blöd sein, dachte sie, nur weil er sagte, er will unsere Ehe retten, renne ich gleich zu ihm zurück.
Er hatte sie so sehr verletzt, aber hatte sie irgendetwas daraus gelernt? Nein, hier war sie und tat sich das Gleiche noch einmal an.
War er absichtlich so grausam? Wollte er ihr so zeigen, dass er, ob verheiratet oder nicht, sein Leben weiterleben würde wie früher?
Ihr wurde schwindelig, und für einen Moment fürchtete sie, schon wieder vor seinen Augen ohnmächtig zu werden. Verbissen atmete sie tief ein, griff rasch nach einem Glas Champagner und leerte es mit großen Schlucken.
Sich Rauls missbilligenden, leicht verblüfften Blick gewahr werdend, hob sie das Glas in seine Richtung. „Auf uns, Liebling. Und auf all die kleinen Dinge, mit denen du mir zeigst, wie wichtig ich dir bin.“
Er kniff die Augen zusammen, doch ob er etwas auf ihren unterschwelligen Spott erwidert hätte, erfuhr sie nicht, denn Pedro hob höflich sein Glas.
„Auf euch. Möge eure Ehe lang und glücklich sein. Ach, Faith, und was machen Sie so?“, fragte Pedro, doch seine Frau übernahm Faiths Antwort.
„Sie ist mit Raul verheiratet“, sagte Sofia. „Was bedeutet, dass sie einfach nur großartig aussehen muss.“ Ihr Blick ruhte abwägend auf Faiths kurz geschnittenem Haar, und Faith errötete.
„Ich bin Tierärztin, auf Pferde spezialisiert. Rauls Zuchtprogramm interessierte mich, deshalb kam ich her, um hier zu arbeiten.“ Und blieb . Aber jetzt würde sie gehen. Jeden Augenblick. Sie würde aus der Tür hinausgehen und nie mehr zurückschauen. Sobald sie sicher sein konnte, dass ihre Beine sie tragen würden.
„Zuchtprogramm? Na, wenn es jemanden gibt, der auf diesem Gebiet Ratschläge brauchen könnte, ist es Raul.“ Sofia lachte. „Fortpflanzung ist wohl der einzige Bereich, in dem er keine Erfahrungen hat. Ich könnte ihn mir nicht beim Windelnwechseln vorstellen.“
Faith sah zu Raul und begegnete seinem Blick.
„Faith ist sehr talentiert, besonders im Umgang mit den Tieren.“
Merkte er überhaupt, wie aufgebracht sie war? Doch sie würde durchhalten. Auf keinen Fall würde sie seinem Ego Nahrung geben, indem sie ihm zeigte, wie sehr seine Gleichgültigkeit sie kränkte.
Unbefangen plauderte Pedro drauflos. „Einer meiner Hengste ist kaum zu bändigen – tritt, beißt –, vermutlich wurde er früher falsch behandelt. Vielleicht ist er auch von Natur aus boshaft.“
„Kein Pferd ist von Natur aus boshaft.“ Faith mit ihrer jahrelangen Erfahrung konnte dazu nicht schweigen. „Mit Sicherheit ist er schlecht behandelt worden. Wenn er bösartig ist, so ist das ein Schutzmechanismus.“ Sie hielt Rauls Blick fest. „Wir alle können bösartig werden, wenn man uns genügend provoziert.“
Raul kniff die Augen zusammen, während Pedro, der nur das Pferd im Kopf hatte, verstehend nickte.
„Sie könnten recht haben. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht viel über ihn. Einer meiner Pferdepfleger hat ihn ausfindig gemacht. Dachte, er hätte Potenzial. Ich bin mir da nicht so sicher. Ich glaube ja, dem Biest muss
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