Mein argentinischer Maerchenprinz
einiges mehr.“
„Verzweifelt“, sagte er trocken und lächelte selbstironisch. „Im Moment bin ich verzweifelt, Cariño . Dank dir.“
„Wollten wir das Thema Sex nicht vermeiden?“ „Das wollten wir.“ Er seufzte frustriert. „Du bist schuld.“ Sie versuchte, die spannungsgeladene Atmosphäre zu ignorieren, und wechselte schnell das Thema. „Also, was erwartest du heute Abend wirklich von mir?“
„Sei wie immer, ein wenig zurückhaltend. Es wird eine wirklich knifflige Verhandlung geben.“ Als sie sich dem Haupthaus näherten, bog eben ein Wagen in den Hof ein.
„Ist es wirklich so wichtig für dich? Gibt es eine Chance, dass du mir jetzt sagst, weshalb?“
Er antwortete nicht, sondern blickte der Limousine entgegen. Das träge erotische Lächeln, das ihn so anziehend machte, war verschwunden. Jetzt wirkte er nur kalt und einschüchternd.
Der Wagen stoppte in einer Staubwolke, und ein übergewichtiger, krampfhaft auf jugendlich getrimmter Mann um die Fünfzig hievte sich schwerfällig vom Fahrersitz und kam auf sie zu. Sein Hemd war am Kragen geöffnet und spannte sich straff über dem fetten Bauch, das dünne Haar hatte er kunstvoll über den kahler werdenden Schädel drapiert.
„Vásquez – wie ich hörte, muss man Ihnen gratulieren.“
„Pedro“, sagte Raul kühl und schüttelte dem Mann die Hand, während sich die Beifahrertür öffnete und eine Frau geschmeidig ausstieg.
Jetzt verstand Faith, weshalb der Mann sich so mühsam jugendlich gab. Die Frau war umwerfend – schlank, doch gleichzeitig kurvenreich, und ihr langes rabenschwarzes Haar, das glatt über ihre Schultern fiel, glänzte wie polierter Achat. Sie nahm die übergroße Sonnenbrille von den mandelförmigen Augen, die jedoch überraschend warm schimmerten. Mit einem freundlichen Lächeln auf den glänzenden Lippen ging sie zu Faith und streckte ihr die Hände entgegen.
„Hat Raul es also endlich gewagt“, sagte sie fröhlich, beugte sich vor und küsste Faith auf beide Wangen. Dann hakte sie sich bei ihr ein, als wären sie die dicksten Freundinnen. „Halb Argentinien wäre bereit, Sie umzubringen – die weibliche Hälfte, natürlich. Die Männer sind wahrscheinlich überaus dankbar. Jetzt können sie endlich ruhig schlafen, ohne das Gefühl zu haben, ihre Frauen einschließen zu müssen. Ich bin Sofia.“
Irritiert von dieser Offenheit, warf Faith einen Blick zu Raul, doch der war in sein Gespräch mit Pedro vertieft, also wandte sie sich wieder Sofia zu und erstarrte förmlich.
Die Frau sah Raul unverhohlen an, in ihrem Blick lag pures sexuelles Interesse. Dann schaute sie Faith an und lächelte schuldbewusst. „Oh, Entschuldigung. Jetzt haben Sie mich auf frischer Tat ertappt.“ Sie gab sich selbst spöttisch einen Klaps auf die Hand. „Wie ungezogen! Aber Sie müssen zugeben, dass er schrecklich gut aussieht, und Männer wie ihn kriege ich nicht allzu oft zu sehen. Doch Sie werden es gewohnt sein, dass die Frauen ihn anstarren.“
Erschrocken über ihre jäh aufflammende Eifersucht, bemühte Faith sich, höflich zu bleiben. „Und Ihren Ehemann stört das nicht?“
„Er wäre sicher nicht begeistert, aber er muss sich keine Sorgen machen, Raul und ich passen nicht zueinander.“
Raul und ich?
Zunächst glaubte Faith, sich verhört zu haben, doch ein Blick in die Augen der anderen Frau genügte, um ihre Welt ins Wanken zu bringen.
„Sie kennen ihn gut?“ Warum frage ich eigentlich? Ich kenne die Antwort doch längst.
„Ziemlich gut.“ Sofia sah sie an. „Himmel! Ich und meine große Klappe. Ihr zwei habt offenbar nicht über seine Vergangenheit geredet. Sehr klug. Wenn ich mit Raul zusammen wäre, würde ich auch nichts über seine Vergangenheit wissen wollen. Das ist einer der Nachteile, wenn man mit einem steinreichen und noch dazu gut aussehenden Mann zusammen ist. Man weiß, dass alle anderen Frauen ihn auch wollen. In Argentinien gibt es ein Wort für solche Männer – guapisimo – wunderschön.“
„Sofia …“ Rauls Stimme ertönte direkt hinter ihnen, und Sofia drehte sich um, Lachen im Blick.
„Schätzchen, warum dieser Ton? Ich freue mich bloß, dass du endlich jemanden gefunden hast, der dauerhaft mit deinem dominanten Machogehabe zurechtkommt. Wie geht es dir? Gut siehst du aus, aber das ist ja nichts Neues.“
Noch ehe Raul antworten konnte, trat Pedro, sich den Schweiß von der Stirn tupfend, zu ihnen. „Sollen wir mal langsam raus aus der Hitze?“
„Natürlich, auf der
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