Mein Ex, der sinnliche Verführer
fragte Luke und empfand ein seltsam vertrautes Gefühl.
„Sorry, Mister. Ich …“
Das Kind hatte schwarze Haare und exakt die gleiche Augenfarbe wie er selbst.
Zwei Paar grüne Augen starrten einander an, und Luke spürte einen gewaltigen Ruck im Herzen.
Er glaubte nicht an Zufälle, und Hassan war ein Mann, der viel Wert auf Vater-Sohn-Beziehungen legte. War dieser Junge die Antwort auf alle Fragen? Dachte Hassan vielleicht …? Wenn er den Jungen in Keeneland kennengelernt hatte, war ihm die Ähnlichkeit sicherlich nicht entgangen.
Verzweifelt versuchte Luke, die Flut der Gedanken zu ignorieren, die auf ihn einstürzten.
„Hast du dir wehgetan?“, fragte er und erkannte seine eigene Stimme fast nicht wieder. „Ist vielleicht etwas gebrochen?“
Der Junge fühlte sich sehr wirklich an – im Gegensatz zu London, Teresa, dem Geschäft, seinem Ehrgeiz … Selbst Hassan schien Teil eines Traumes zu sein, der mit seinem eigentlichen Leben nichts zu tun hatte. Hier spielte sich ab, worauf es wirklich ankam.
„Mir fehlt nichts. Aber ich muss Demon festhalten, damit er nicht ohne mich heimläuft. Sonst muss ich den verdammten Weg zu Fuß gehen.“
„Fluchen darf man nicht.“
„Sorry“, sagte der Kleine ohne den Anflug von Bedauern und wollte aufspringen.
Luke legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nicht so schnell. Atme doch erst mal tief durch.“
„Ich hab doch gesagt, dass mir nichts fehlt“, protestierte der Junge ungeduldig.
„Ja, aber manchmal merkt man es nicht sofort. Wie heißt du denn?“
„Daniel.“
„Hast du auch einen Nachnamen?“
„Klar. Wakefield.“ In seiner Stimme schwang Stolz mit, wie Luke ihn für seinen leiblichen Vater nie empfunden hatte.
Da Luke das Kind weiterhin vom Aufstehen abhielt, schob es trotzig die Unterlippe vor.
„Ich heiße Luke Kilgore.“
„Freut mich, Mr Kilgore“, sagte Daniel mechanisch.
„Ich freu mich auch, dass wir uns getroffen haben.“
Luke betrachtete Daniel, der dem blonden, blauäugigen Wakefield kein bisschen glich. Dafür aber ihm selbst umso mehr! „Wie alt bist du, Daniel?“, fragte er.
„Fünf.“
Konnte das wahr sein? Hatte Caitlyn nur so schnell geheiratet, weil sie schwanger gewesen war? Hatte sie vielleicht mit Robert und mit ihm geschlafen und gehofft, das Kind würde als das des reicheren Wakefield durchgehen?
Er ballte die Fäuste und lockerte sie wieder. Solche Vermutungen brachten nichts. Aber er würde die Wahrheit schon herausfinden.
„Weiß eigentlich deine Mom, wo du bist? Und dass du Demon ohne Sattel reitest?“
Schuldbewusst senkte Daniel die Lider. „Aber Manuel ist doch dabei!“
„Ja, schon gut“, sagte Luke sanft. „Was hältst du davon, wenn wir Demon beruhigen, damit Manuel und du zurückreiten könnt? Deine Mutter macht sich bestimmt schon Sorgen.“
„Nö. Sie wartet auf einen wichtigen Mann.“
„Der bin ich.“
„Aha. Bist du reich? Ein großes Auto hast du jedenfalls.“
Luke nickte. „Eine Limousine“, erklärte er. „Also schauen wir mal nach Demon.“
Sie standen beide auf und klopften sich den Staub von den Hosen. Zusammen mit Manuel gingen sie langsam zu dem Wallach, der leise wieherte.
Gutes Zeichen, dachte Luke. Das schöne Tier blieb ruhig stehen, als Manuel behutsam nach den Zügeln griff. Es dauerte nicht lange, und Manuel stieg auf. Luke hob Daniel nach oben auf den Pferderücken.
Der Junge sah sorgenvoll zu Luke herab. „Du bist ganz schmutzig. Jetzt beschwerst du dich wahrscheinlich bei Mom.“
„Ich weiß noch nicht, was ich ihr sage. Aber ich komme auf jeden Fall zu euch auf die Ranch.“
„Willst du ein Pferd kaufen?“
„So ähnlich.“
„Gut, denn Mom und ich können das Geld brauchen“, sagte Daniel.
Geld … Hatte sie Wakefield geheiratet, weil er reich und sein Vater ein Banker gewesen war, dem die Wild Horse Ranch gehört hatte? Oder damit das Kind einen guten Namen bekam? Wann hatte sie überhaupt von der Schwangerschaft erfahren? War ihr Zustand der Grund, warum sie nicht auf seine Anrufe und Briefe geantwortete hatte?
„Bis dann“, sagte Daniel beiläufig.
An der Art, wie sich der Junge nach vorne lehnte, erkannte man sofort den geborenen Rancher. Während er und Manuel auf Demon davonritten, blieb Luke stehen und sah ihnen nach.
Er konnte sich so gut in den offenbar halb wild aufwachsenden Jungen hineinversetzen, dass er fast das Gefühl hatte, selbst auf dem Pferd zu sitzen. Er spürte die Zügel in den Händen, das Fell und
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