Mein Ex, der sinnliche Verführer
reagierte er nicht.
„Und ich habe dich nicht im Stich gelassen“, ergänzte sie noch.
Sie trat ans Fenster und sah dem Helikopter nach, bis er in einer grauen Wolke verschwand.
Neben der Tür des Apartments stand ein einzelner schwarzer Trolley. Jetzt gab es nur noch eins zu tun, und feige, wie sie war, hatte Caitlyn das bis zum letzten Moment hinausgeschoben.
Während sie den Flur entlangging, hörte sie, wie Daniel in seinem Zimmer mit seinen Actionfiguren spielte. Vor der angelehnten Tür blieb sie stehen und zögerte.
„Daniel?“, rief sie und machte die Tür auf.
„Spielst du mit mir?“, fragte er.
„Heute nicht.“
„Schauen wir uns die Mumien an?“
„Ich kann leider nicht, aber vielleicht hat deine neue Nanny Zeit. Deine Mom muss für eine Zeit lang nach Texas zurück.“
Erschrocken sah Daniel sie an. „Nimmst du mich mit?“
„Nur wenn du willst. Du bist mein kleiner Junge. Du darfst überall mit, wo ich hingehe. Aber jetzt bist du auch Daddys kleiner Junge.“
„Was ist mit Daddy? Bleibt er hier?“
„Ja, er muss arbeiten.“
„Aber wer ist dann bei ihm, wenn du weg bist?“
Vielleicht Teresa, dachte Caitlyn.
„Seine Freunde und Geschäftspartner.“
„Aber nicht abends und nachts.“
„Nein, das nicht. Aber du bist ja hier bei ihm. Er liest dir vor und spielt mit dir wie jeden Abend. Und wenn du zu mir nach Texas willst, komme ich und hole dich.“
„Sicher?“
Sie nickte.
„Dann bleibe ich eine Zeit lang hier bei Dad. Aber trotzdem will ich nicht, dass du gehst. Du sollst bei uns bleiben.“
„Das geht nicht, Schatz.“
„Ich will es aber!“
„Ich weiß. Ich möchte es ja auch, aber ich muss nach Hause. Ein paar Erwachsenendinge regeln.“
Er schob die Unterlippe vor, und Caitlyn hatte schon Angst, er würde zu weinen anfangen. Langsam kam er auf sie zu und legte die Arme um sie.
Sie hielt ihn lange fest, und als sie ihn wieder losließ, wiederholte er: „Ich will nicht, dass du gehst.“
„Weiß ich doch, Schatz.“ Ihr schnürte sich die Kehle zu. „Wir sehen uns ja bald wieder. Ganz bald“, flüsterte sie.
„Wann denn?“
„In ein paar Wochen. Ich verspreche es.“
„Ich will, dass wir bald wieder zusammen sind. Wie auf dem Bild, das ich gemalt habe“, beschwor er flehentlich.
„Ja, ich weiß.“
„Ich habe geglaubt, wir werden eine richtige Familie!“
Wenn ihre Ehe doch nur funktionieren würde! Aber die Unterschiede zwischen Luke und ihr waren einfach zu groß – sie hatte keine Hoffnung mehr.
Verzweifelt umarmte sie Daniel erneut. Dann wandte sie sich um und ging.
12. KAPITEL
Jeder Tag erschien Caitlyn endlos lang. Dabei hatte sie so gehofft, die vertraute Umgebung würde den schrecklichen Schmerz in ihrem Herzen lindern. Aber ohne Daniel und Luke erschien ihr die Ranch trostlos und leer.
Das Aufstehen fiel ihr schwer. Anziehen, Essen und ihre Arbeit wurden zur Qual. Zu allem musste sie sich zwingen. Abends, nach der Stallarbeit, ging sie in Daniels Zimmer und ließ sich auf sein Bett sinken.
Nachts drückte sie seinen Teddy an sich und fühlte sich entsetzlich einsam. Sie träumte davon, in Lukes starken Armen zu liegen, seine Wärme zu spüren …
Als sie ihn in jener Nacht zurückgewiesen hatte, war es gegen ihre eigenen Empfindungen gewesen. Wie sehr hatte sie sich nach ihm verzehrt, aber sie konnte einfach nicht glauben, dass sie ihm so viel bedeutete wie er ihr. Er hatte sie aus praktischen Erwägungen geheiratet, wegen Daniel, nicht weil er sie liebte.
Er hatte zugegeben, dass er sie begehrte, und wollte darauf eine Beziehung aufbauen. Aber ging das wirklich?
Noch dazu unterschied sie sich so sehr von seinen Freunden aus dem Jetset. Sicher würde er glücklicher werden, wenn er eine Frau heiratete, die er liebte.
Lisa musste mitbekommen haben, dass sie wieder da war, denn sie besuchte sie, als sie gerade vor der Scheune stand und Angel striegelte.
„Wie konntest du Luke nur verlassen, wo er so reich ist und so gut aussieht? Obwohl er dich so offensichtlich liebt?“
Vor allem der letzte Satz tat Caitlyn ausgesprochen weh. „Darüber will ich nicht reden.“
„Ist das eine Begrüßung!“, beschwerte sich Lisa. „Aber ich verzeihe dir, denn du leidest sicher furchtbar. Es steht alles im Internet. Welch wunderbare Frau Teresa ist …“
Caitlyn sog scharf die Luft ein.
„Was ist sie – eine Countess?“, wollte Lisa wissen.
„Lisa, ich weiß, du meinst es gut, aber komm nicht her, und sag mir, was im
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