Mein Ex, der sinnliche Verführer
bevor es zu spät ist.“
Die tief stehende goldene Sonne warf lange Schatten, als Caitlyn nach dem Dinner das Haus verließ. In ihrem Kummer hatte sie kaum einen Blick für die Schönheit der abendlichen Landschaft.
Im Gehen zog sie sich einen Pulli über, denn es wurde schon kühl. Wenn die Einsamkeit im Haus zu schlimm wurde, machte sie lange Spaziergänge über die Pferdeweiden.
Angel schnaubte und schloss sich ihr an.
„Hallo, mein Liebling.“ Sie legte die Wange an den Kopf des Tieres. „Keine Angst, ich weine nicht. Versprochen. Karotten gibt es allerdings jetzt nicht. Gehen wir einfach ein Stück spazieren.“
Angel nickte, als ob sie verstand, und trottete neben ihr her.
Als sie eine halbe Stunde später am Eichenwäldchen vorbeikamen, ging die Sonne blutrot unter und tauchte den Himmel in ein Meer violetter und orangener Farben.
„Ein schöner Abend, stimmt’s, Angel?“
Statt einer Antwort senkte das Pferd den Kopf und fraß von dem langen üppigen Gras.
In der Ferne hörte man ein ratterndes Geräusch, das Caitlyn irgendwie an Lukes Hubschrauber erinnerte. Gleich darauf war das Rauschen des Windes in den Baumkronen lauter, und sie hörte nichts mehr.
Luke fehlte ihr so sehr. Und weil sie ohnehin nicht anders konnte, als an ihn zu denken, betrat sie das Wäldchen, mit dem sie so viele Erinnerungen verband.
Langsam steuerte sie die Eiche an, in die Luke ihre Namen geritzt hatte. Sie hatte gelogen, als sie ihm gesagt hatte, der Baum wäre gefällt worden.
Während sie die Finger über die Buchstaben gleiten ließ, dachte sie daran, wie sie Luke damals fasziniert dabei zugesehen hatte, als er ihre Namen in die Rinde geritzt hatte. Damals hatte sie geglaubt, er würde sie für immer lieben.
„Luke“, flüsterte sie. „Oh Luke …“
Als hinter ihr trockenes Laub raschelte, wandte sie sich um. Ein großer breitschultriger Mann, der ihr seltsam vertraut schien, kam auf sie zu.
War das möglich? Ihr Herz raste.
„Luke? Was machst du denn hier?“
„Du hast doch gesagt, unseren Baum gibt es nicht mehr.“
„Da habe ich nicht ganz die Wahrheit gesagt.“
„Stimmt, hast du nicht.“
„Warum bist du gekommen?“, flüsterte sie.
„Ich bin hier, weil ich dich liebe. Und immer geliebt habe. Damals und jetzt. Ich habe nie damit aufgehört.“
„Aber du hast mich verlassen und dich nicht mal verabschiedet.“
„Nur weil du dich für Robert entschieden hast.“
„Nein! Hab ich nicht. Wie kommst du nur darauf? Du weißt doch, dass ich nur Augen für dich hatte. Ich war doch ganz verrückt nach dir.“ Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. „Außerdem, ich habe dir doch gesagt, dass ich dir etwas Wichtiges mitzuteilen habe. Dazu solltest du hierherkommen. Aber du warst nicht da.“
„Ich war da. Überpünktlich sogar. Deine Mom hat auf mich gewartet, nicht du. Sie stand genau hier, vor unserem Baum.“
„Mom? Woher hätte sie wissen sollen, wann und wo wir uns treffen wollten?“
„Anscheinend hat sie uns schon längere Zeit beobachtet. Sie hat mir gesagt, du bist bei Robert.“
„Aber nur, weil einer seiner Studienfreunde tödlich verunglückt war. Mom hat mich zu Robert geschickt, damit ich ihn tröste.“
„Mir hat sie etwas anderes gesagt: Dass du bei ihm bist, weil du ihn liebst.“
„Aber warum hätte sie lügen sollen?“
„Sie hat mir erklärt, dass Roberts Vater eure Ranch gekauft hat, nachdem euch die Wakefield-Bank kein Geld mehr gegeben hat. Und dass deine Heirat mit Robert die Chance für euch wäre, die Ranch zurückzubekommen und die Dinge wieder ins Lot zu bringen. Sie hat gesagt, dass ich dem allen bisher im Weg gestanden habe, dass Robert dir alles bieten könne und ich nichts. Sie hat mir gekündigt. Ich sollte meine Sachen nehmen und verschwinden.“
„Sie hat gesagt, sie hat dich entlassen, weil du Geld gestohlen hättest.“
„Ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas gestohlen.“
„Sie hat gesagt, du taugst nichts und hast Dad bestohlen, der dir vertraut hat.“
„Ich vermute, sie hat mich beschuldigt, weil dein Dad sonst nach mir gesucht hätte. Sie wusste, dass du und ich uns in der Scheune geliebt hatten. Sie hat gesagt, sie hat uns hineingehen und später herauskommen sehen. Weißt du, was sie noch gesagt hat? Dass es sie krankgemacht hat, dass du dich an mich verschwendet hast. Ja, so hat sie sich ausgedrückt. Ich sollte gehen, um dein Leben nicht zu ruinieren, so wie es mein Vater bei meiner Mutter getan hatte.“
Caitlyn holte
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